Magdeburg (ADZ) – Der Bessarabiendeutsche Verein lädt an diesem Wochenende zu einem Dobrudscha-Seminar ein. Von Freitag, 12. bis Sonntag, 14. April, trifft man sich im Roncalli-Haus in Magdeburg, um mehr über „Ethnien und (ihre) Religionen in der Dobrudscha“ als eventuelles „Lehrstück für Europa“ zu erfahren. Die Veranstalter möchten den Blick auf eine wenig beachtete Region am Rande Europas lenken. Die Dobrudscha, zwischen Donau und Schwarzem Meer, sei in Rumänien und in Bulgarien eine geschichtsträchtige und ethnisch ausgesprochen vielfältige Region, die in gewisser Weise auch als Lehrstück für Europa gelten könne, so die Einführung zum Programm. Im Rahmen des Seminars sollen besonders die dort lebenden Ethnien und ihre Religionen bzw. Konfessionen thematisiert werden.
Dabei läge es nahe, ein besonderes Augenmerk auf der vor allem aus Bessarabien Anfang des 19. Jahrhunderts eingewanderten deutschen Volksgruppe zu richten; deren Geschichte ging – nicht nur – in dieser Region mit der Umsiedlung 1940 zu Ende. Nachfahren dieser Minderheit begeben sich beim Seminar auf Spurensuche und können die (Familien-)Geschichte – besonders mit Blick auf die Religion bzw. Konfession – besser kennen- und verstehen lernen.
Die Vorbereitung und Moderation des Seminars übernimmt PD Dr. Tobias Weger, Historiker und Volkskundler, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e.V. (IKGS) an der Ludwig-Maximilians-Universität München, im Rahmen des Projekts zu den Deutschen in der Dobrudscha. Weitere Referenten sind Dr. Josef Sallanz, Historiker und Autor eines Buches über die Dobrudscha, Dr. Hartmut Knopp, der Geschäftsführer des Bessarabiendeutschen Vereins, Titus Möllenbeck, Bildungsreferent der Akademie Erbacher Hof und Heinz Oertel, stellvertretender Bundesvorsitzender im Bessarabiendeutschen Verein e.V., Stuttgart. Die Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke e.V. (AKSB) ist anerkannter Träger des Fördergebers, der Bundeszentrale für politische Bildung. Die Akademie Erbacher Hof ist Unterträger der AKSB.
Zum Auftakt der Veranstaltung wird Freitagmorgen eine Führung „Auf den Spuren von Judentum, Christentum und Islam in Magdeburg“ angeboten. Auftakt des eigentlichen Seminars ist Freitagnachmittag um 16 Uhr mit einer Kennenlernrunde, Erwartungsaustausch, Klärung zum Programmablauf und Organisatorisches. Die Teilnehmer werden ermutigt, Erfahrungen mit der Religion der Vorfahren (in der Dobrudscha) zu präsentieren. Anschließend verschaffen Dr. Weger und Dr. Sallanz einen Überblick zu Ethnien und Religionen in der Dobrudscha und gehen speziell auf aschkenasische und sephardische Juden ein.
Das Samstagsprogramm umfasst zum Auftakt einen Vortrag zu Richtungen des Christentums in der Dobrudscha, mit anschließender Kleingruppenarbeit über die Orthodoxen Nationalkirchen: Rumänen, Griechen, Bulgaren, Russen, Ukrainer in der Gegenwart und später über weitere Gruppen der Orthodoxie, wie die altgläubigen Lipowaner, Armenier und Roma, sowohl aus historischer Perspektive als auch heute. Im Dritten Teil soll es dann um die protestantischen Kirchen gehen, so Lutheraner, Methodisten, Baptisten, Adventisten und zum Schluss um katholische Ethnien in der Dobrudscha. Referenten sind auch an diesem Tag Dr. Tobias Weger und Dr. Josef Sallanz. Mit einem Dobrudscha-Abend, also gemütlichen Zusammensein mit Gesang und anderen Beiträgen soll der Tag enden.
Am Sonntag steht zunächst der Islam in der Dobrudscha (einst und heute) im Fokus, dann soll in Gruppen über Mitarbeit und Projekte im Bessarabiendeutschen Verein, unter anderem zur Ukraine-Hilfe beraten werden und das EU-Projekt „Offene Kirche Malkotsch“ präsentiert werden, sowie eine Rückschau auf Projekte 2023. Zum frühen Nachmittag hin ist die Seminarauswertung mit Reflexion und Evaluation vorgesehen.