Temeswar - „Astronomie sollte in der Schule unterrichtet werden!“ sagte vor einem Jahr die Temeswarer Schülerin Paula Gherghinescu. Damals kehrte die ehemalige Lenauschülerin von der Astronomie- und Astrophysikolymiade in Kronstadt/Braşov mit einer Bronzemedaille seitens der Rumänischen Physikgesellschaft zurück. Nun ist sie eine Stufe höher gelangt, denn in diesem Jahr wurde ihr die Silbermedaille verliehen.
Im letzten Jahr verbrachte die 17-Jährige noch mehr Stunden beim Lösen von Mathematik- und Physikübungen und lieferte so eine noch schwerere und langwierigere Arbeit ab. Beweise dafür stehen auf der Tür des Kleiderschrankes in ihrem Schlafzimmer: „Ich habe meinen Kleiderschrank als Tafel benutzt. Mir reichte das kleine Whiteboard, das meine Mutter mir gekauft hat, für die langen und komplizierten Übungen nicht. So schrieb ich die Türe mit löschbarem Marker voll“, sagt die Schülerin lächelnd. So habe sie die Rechnungen immer vor ihren Augen, fügt Paula hinzu.
Und ihre Mühe hat sich auch diesmal ausgezahlt. Von der diesjährigen Landesolympiade in Buzău kam die Schülerin nun mit einer Silbermedaille nach Hause. Diese hat sie stolz in ihrem Zimmer aufgehängt. Dort hängen und stehen zur Schau auch andere Medaillen und Diplome. Drei Proben musste die Astronomiebegeisterte auch diesmal bestehen: Erstens eine theoretische, dann eine Beobachtungsprobe und am Ende eine Probe für die Bestimmung der Landesauswahl bei den internationalen Astronomiewettbewerben. Sie schaffte es auch diesmal nicht, in die Landesauswahl zu kommen, doch das macht sie nicht traurig. Im kommenden Jahr versucht sie es wieder, aber nur für ihr Ego, meint sie, denn im kommenden Jahr wird sie das Lyzeum abschließen und an die Uni gehen.
Die junge Temeswarer Astronomiebegeisterte Paula Gherghinescu muss sich gar nicht mehr lange überlegen, was sie in ihrem Leben machen will. Sie weiß es schon seit Jahren und ist fest davon überzeugt: Sie möchte Astrophysik studieren. In Rumänien? Eher nur als letzte Option, meint sie. „Denn hier im Lande fehlt die notwendige Ausstattung und Dokumentation in dieser Hinsicht und man hat auch danach keine Möglichkeit, sein Wissen und die Informationen anzuwenden“, sagt Paula. Deshalb möchte sie ihr Glück zuerst in Großbritannien versuchen.
Die Leistungen hat die junge Schülerin sich selber zu verdanken. Denn dieses Fach wird in der Schule nicht unterrichtet. Mathematik und Physik wird auf Uni-Niveau durchgeführt, so geschieht es, dass auch viele Lyzeumslehrer damit Schwierigkeiten haben. Auch wenn die Teenagerin früher von einer Professorin betreut wurde, arbeitet sie nun allein. Stundenlang jeden Tag. Bloß das Internet kommt ihr ab und zu zur Hilfe.
Die Leidenschaft für Mond und Sterne entwickelte Paula schon als Kleinkind. „Ich war vier Jahre alt, als mir mein Vater verschiedene Dokumentarfilme im Fernsehen über Astronomie zeigte. Die Kinder im Kindergarten lachten und glaubten mir nicht, als ich sagte, dass die Welt eine Kugel ist und sie sich um die Sonne dreht“, erinnert sich die 17-Jährige. Später informierte sie sich mehr über alle astronomischen Phänomene. In der vierten Klasse bekam sie zu Weihnachten das viel gewünschte Fernrohr. Nun spart Paula Geld um sich ein moderneres Fernrohr zu kaufen. „Dieses ist bereits zu altmodisch geworden und kann mich nur einfache Himmelskörper beobachten lassen“, sagt die Schülerin. „Mir ist wichtig das Universum als Ganzes zu verstehen“, fügt sie hinzu.
Paula Gherghinescu ist nur eine der wenigen Schüler landesweit, die an diesem Fach interessiert ist. Grund dafür ist wahrscheinlich der schwierige Zugang zu Informationen, meint die Schülerin. Und auch wenn viele Jugendliche an dieser Wissenschaft durch Dokumentarfilme und Sendungen Interesse bekommen, stolpern viele über die schweren Mathe- und Physikaufgaben und geben leicht auf.