Temeswar (ADZ) – In der Temescher und Temeswarer PNL scheint sich die Geschichte rasch zu wiederholen: Auch die erneuten Wahlen für den Vorstand des liberalen Stadtvereins arteten in Tumulten aus, genauso wie jene vom 3. Juli, als einige Mitglieder handgreiflich geworden waren und die Polizei einschreiten musste. Unter den Beobachtern der Temeswarer Politszene machte das Marxsche Bonmot von der Wiederholung der Geschichte die Runde: das erste Mal als Tragödie, das zweite Mal als Farce. Nach demselben Szenario wie am 3. Juli spielte sich die Wahlwiederholung am Samstag ab: Dem vor vier Wochen gewählten Vorsitzenden Raul Ambruș hatte das PNL-Kreisbüro die erneute Kandidatur verweigert und ihn von den Wahlen ausgeschlossen. Einer seiner Anhänger, der Abgeordnete Claudiu Chira, kandidierte anstelle von Ambruș, am Ende wurde er vom Temeswarer Vizebürgermeister Cosmin Tabără mit 238 Stimmen zu 119 besiegt. Am 3. Juli hatten Tabără und seine Freunde die Veranstaltung verlassen, nachdem das Gegenlager angeblich den Parteistempel des Kreisvorsitzenden Nica entwendet hatte. Nun spricht das Ambruș-Chira-Lager von Wahlbetrug und fordert sofortige Unterstützung aus Bukarest. Erneut soll einer beträchtlichen Zahl von Mitgliedern der Zutritt in den Saal verweigert worden sein, einige konnten jedoch nach Handgreiflichkeiten hineinkommen und wollten letztendlich erfolglos der Fraktion um Alin Nica, Dănuț Groza und Cosmin Tabără (die sich in der landesweiten Auseinandersetzung zwischen Ludovic Orban und Florin Cîțu auf die Seite des Premierministers geschlagen haben) das gut vorbereitete Szenario vereiteln, wonach Ambruș die Kandidatur verboten und der Weg für Tabără geräumt wurde.
Es gab zahlreiche Zwischenrufe und viele gegenseitige Beleidigungen, Alin Nica meldete sich sofort auf Facebook und sagte, das Lager um Orban, Ambruș und Chira sei eine Gruppe von Schlägern und Raufbolden, sie seien Unterweltgestalten, die mit Unterweltmethoden die Macht in der Partei ergattern wollen. Ludovic Orban solle besser hinschauen, wenn er sich seine Freunde und Unterstützer aussuche, denn Ambruș, Chira und derengleichen würden der PNL unwürdige Mittel anwenden. Orban drohte daraufhin, die Wahlen in Temeswar annullieren zu lassen, bereits in den vorigen Wochen sprach er von „stalinistischen Säuberungen“, die Nica und Groza umgesetzt hätten, um den Gegenlager das Handwerk zu legen. Orban hatte auch noch als PNL-Landeschef verfügt, dass alle Mitglieder, denen der Temescher Kreisvorstand die Mitgliedsrechte entzogen hatte (die ADZ berichtete), ihr Wahlrecht ausüben dürfen, doch das beeindruckte Nica und Groza kaum.
Der am Samstag gewählte Temeswarer PNL-Vorsitzende Tab˛r˛ zeigte sich enttäuscht von seinen Parteikollegen und von all dem, was in der Temescher und Temeswarer PNL seit vier Wochen geschehen sei. Der Grund dafür sei allein der in Bukarest tobende Machtkampf zwischen Orban und Cîțu, gegenwärtig würden dort chaotische Zustände herrschen, sagte Tabără. Fakt ist, dass der besiegte Kandidat Chira die Wahlen anfechten will, der innerparteiliche Kampf geht in die nächste Runde. Am kommenden Samstag soll der neue Vorstand des Kreisverbands gewählt werden, gegen den Interimsvorsitzenden Nica wollen mehrere PNL-Mitglieder antreten, darunter der Bürgermeister von Busiasch/Buziaș, Sorin Munteanu. Ein anderer Nica-Feind ist der Bürgermeister von Lugosch/Lugoj, Claudiu Buciu, diesen hatten Nica und sein interimistischer Generalsekretär Dănuț Groza vorige Woche in einer Nacht-und-Nebel-Aktion entmachtet. Nica veranlasste die Auflösung des Lugoscher PNL-Vereinsvorstandes, um die Lugoscher Delegierten zu den bevorstehenden Kreisvorstandswahlen aus den Reihen seiner Anhänger ernennen zu können.