„Den Stier bei den Hörnern packen“

Unterschiedliche Meinungen zum städtischen Notfallkrankenhaus Karansebesch

Reschitza – Seit mehr als zehn Tagen ist im städtischen Krankenhaus Karansebesch kein Covid-19-Patient mehr in Behandlung. Doch Status und Lage dieses Krankenhauses, das seit Jahren unter Unterfinanzierung und Schuldenanhäufung leidet, bleiben ungewiss. Gegenwärtig läuft gegen das verantwortliche Personal des Krankenhauses, solidarisch mit Bürgermeister Felix Borcean (theoretisch sollte ausschließlich die Stadt das Krankenhaus finanzieren, vermag es aber nicht), eine staatsanwaltliche Untersuchung wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten (ADZ berichtete).

Der zurückgetretene Ad-interim-Leiter der Gesundheitsbehörde DSP Karasch-Severin, der immer noch amtierende Chirurg Dr. Romeo Dumitrescu, meint dazu: „Das Krankenhaus Karansebsch und der Bürgermeister der Stadt befinden sich unter der Lupe der Staatsanwaltschaft, Das Krankenhaus arbeitet gegenwärtig den Umständen entsprechend. Das Krankenhaus wurde für die Behandlung aller Krankheiten wieder eröffnet, denn seit fast zwei Wochen hat es dort keinen Covid-19-Patienten mehr gegeben. Die unternehmen jetzt große Anstrengungen, eine Situation wiederzuerwecken, die bei ihnen Tradition war, die aber schwer belastet ist von den Missstimmigkeiten zwischen der früheren Verwaltung, der Ärzteschaft und dem Pflegepersonal. Die Baustelle, die dort eröffnet war, ist nur zum Teil fertig. Das Ambulatorium kann nicht benutzt werden. Dr. Gheorghe Borcean, der Präsident des Nationalkollegiums der Ärzte, der dort arbeitet, hat einen Lagebericht verfasst, in dem steht, dass viel Zeit nötig wäre, bis die Ärzte wieder im Ambulatorium arbeiten können. Dann gibt es das klinische Labor mit seinem Apparat für Molekulargenetik, ein sehr teures Ding, das nicht in Betrieb gesetzt werden kann, weil eine Abzugsanlage für Dämpfe und Rauch fehlt und keinerlei Reaktiva vorhanden sind. Dazu kommt, dass die Sauerstoffanlage des Krankenhauses nicht funktioniert und die Intensivstation gesperrt ist. Dort sind noch umfangreiche Investitionen nötig, um alles in Schuss zu bringen. Umsonst kommen allerlei Kontrollen und Bewertungsteams, wenn niemand den Stier bei den Hörnern packt. Die Überschuldung ist hoch, die Bankkonten blockiert, die Situation ist kritisch.“

Der Interim-Manager des Krankenhauses, Dr. Călin Grozăvescu, behauptet, den Konflikt geglättet zu haben zwischen Ärzteschaft und Krankenhausleitung bezüglich des Ambulatoriums. Dadurch sei kein Grund mehr vorhanden für die Spannungen zwischen der Ärzteschaft einerseits, der Krankenhausleitung und dem Rathaus andrerseits. Zudem konnten zusätzliche Ärzte im Krankenhaus angestellt werden und das Ambulatorium müsste in Betrieb genommen werden. „Vorher aber müssen dort die Bauarbeiten zu Ende geführt und die Einzelkabinette möbliert und ausgestattet werden zur Vermietung. Das ist ein Verantwortungsbereich des Rathauses.“

Es sei falsch, zu glauben, dass aus dem seit 18 Jahren von der Ärzteschaft privat genutzten Ambulatorium die Überschuldung des Krankenhauses herstamme, behauptet Dr. Groz˛vescu, im Widerspruch zu Ex-Manager Adrian Cican und Bürgermeister Borcean, die dafür Beweise erbrachten. „Bis 2017 stiegen die Schulden des Krankenhauses um je zwei Millionen Lei jährlich, 2018 um vier Millionen, 2019 um fünf Millionen und bislang 2020 um 4,1 Millionen Lei. Parallel sind die Einnahmen des Krankenhauses nahezu verdoppelt worden und die Lohnerhöhung (2018) des medizinischen Personals trug der Staat. So bleibt das stetige Ansteigen der Schulden ein Rätsel, das staatsanwaltlich geklärt werden muss.“