Orawitza/Temeswar - Die „Denkmalambulanz“, Sektion Banat, wird bis am 3. September im Raum der Gemeinde Grădinari, am Westrand der Orawitzaer Senke, tätig sein. Saniert werden soll der „Turm auf dem Hügel“, eine Art dreistöckiges turmartiges Gebäude, das laut Ortslegenden zeitweilig als Wachtturm genutzt wurde und in Wirklichkeit der stehengebliebene Turm der alten Dorfkirche ist, der aus Brennziegeln errichtet worden war, während das Kirchenschiff aus Holz bestanden hat.
Allerdings kann man beim Mediävisten Dr. Dumitru Țeicu, der aus diesem Raum stammt, nachlesen, dass die Erstform der hölzernen Dorfkirche mit Friedhof um sie herum ab 1360 errichtet wurde, und zwar um einen Wachtturm der alten Befestigungsanlage des Deutschmeisterordens aus der Zeit um 1250, der stehengelassen worden war, nachdem der Deutschmeisterorden von den Königen Ungarns des Reiches verwiesen wurde und sie ihre Befestigungsanlage schleifen mussten. 1731-1779 wurde die letzte Holzkirche an den Turm angebaut, die 1906 abgerissen wurde, ohne dass man den legendenumwobenen Turm beschädigt hätte. Bei dem Turm dürfte es sich um einen der ältesten Bauten aus christlicher Zeit im Banat handeln.
Begonnen hat die Bana-ter „Denkmalambulanz“, die nach ihrem siebenbürgischen Vorbild aufgebaut wurde, mit der Sanierung dieses Wahrzeichens des Westteils der Orawitzaer Senke bereits im Oktober 2022. Im Rahmen der Veranstaltung „A Week for Monuments“ wurde in Temeswar, sozusagen „auf dem Trockenen“, die Turmhaube rekonstruiert. Diese wird dieser Tage nach Grădinari geschafft, um mittels Kran dem Turm aufgesetzt und dort befestigt zu werden. Die Turmhaube ist mit gefalztem Blech umkleidet und wird dem Turm als Spitze aufgesetzt, nachdem die Turmkrone saniert ist, was ebenfalls in diesen Tagen geschieht.
„Dieser schlanke Turm, der Jahrhunderte überdauert hat, gehört zu den landschaftlichen Bezugspunkten des Banater Berglands“, schreiben die Wortführer der NGO mit Sitz in Temeswar. „Es handelt sich um den letzten Rest der alten Dorfkirche von Gr˛dinari, dem früheren Cacova. In diesem Jahr reparieren wir die Turmkrone und setzen dem Turm die Haube auf. Die Haube ist separat angefertigt worden, im Rahmen mehrerer Projektsessionen im Oktober des vergangenen Jahres. In Temeswar.“
Zum diesjährigen Vorhaben der Banater „Denkmalambulanz“ gehört auch die Vorstellung der jungen Künstlerin Sorina-Adina Vasilescu (Künstlername: Vazelina), die das Projekt mit zwei Illustrationen unterstützt, einer Interpretation des „Turms auf dem Hügel“ und einer Reproduktion der „Steinernen Brücke“, einer Brücke über die Karasch an der (genauer: heute parallel zur) Nationalstraße DN 57 Orawitza – Stamora Morawitza, über Grădinari. Die Brücke stammt noch aus der Türkenzeit (Ende des 16. Jh., wurde restauriert zur Habsburgerzeit im 18. Jh.) und war baufällig, aber wurde bis vor 40 Jahren noch benutzt, bis parallel zu ihr eine neue Brücke gebaut wurde und die alte einfach stehengelassen wurde – ohne saniert zu werden, obwohl sie auf der Denkmalliste Rumäniens steht und die älteste noch existierende, aus Brennziegeln errichtete Brücke des Banats sein dürfte (eventuelle Alters-Konkurrenz: die mehrbögige Brücke bei der Einfahrt nach Altbeba, am westlichsten Zipfel Rumäniens, im Triplex Confinium). Beide künstlerische Vorhaben sind von Vazelina im Rahmen des „Tur Banat“-Projekts in der Abteilung „Moving Fireplaces 2020“ vorgestellt worden.