„Der Ackermann und der Tod“ in der Ferula der Stadtpfarrkirche

Hermannstadt – Yannick Becker und Daniel Plier rezitieren Sonntag, am 21. November, um 18 Uhr bei freiem Eintritt in der Ferula der evangelischen Stadtpfarrkirche am Huetplatz/Pia]a Huet in Hermannstadt/Sibiu einen der wohl ältesten Texte ihrer Laufbahn – das um 1400 von Dichter und Notar Johannes Tepl aufgesetzte und sechzig Jahre später erstmals in Druck erhältliche Streitgespräch „Der Ackermann und der Tod“ entstand mehr als hundert Jahre vor der Reformation durch Martin Luther und lässt in 34 Kapiteln zwei verschiedene Akteure auftreten, die einander unausweichlich konditionieren. Im vorletzten Kapitel ertönt die schlichtende Stimme Gottes, auch von den genannten Mitgliedern der Deutschen Abteilung des Radu-Stanca-Theaters interpretiert. Das finale Bild des Librettos schließlich spielt wiederum auf der irdischen Bühne der Trauer und ist ein Gebet des Ackermanns für die Seele seiner verstorbenen Frau, ergänzt durch einen Lobpreis Gottes.

Abwechselnd mit dem spätmittelalterlichen Rollenspiel der Gäste vom Theater führt Kantorin Brita Falch Leutert alle neun Sätze der 2015 von Dorothea Hofmann passend zur Synopsis komponierten Orgelmusik auf. Die Orgel aus Martinsberg/Șomartin von Samuel Maetz (1811), vertraglich auf fünfzehn Jahre nach Hermannstadt in die Ferula ausgeliehen, restauriert und dort vor bald zwei Monaten wieder eingeweiht, wird sich bestimmt als geeignetes Instrument für die dramatischen Kommentare in zeitgenössischer Tonsprache aus der Hand der Münchner Hochschulprofessorin bewähren. Die Veranstaltung dauert eine Stunde und entspricht dem Ewigkeitssonntag. Auf einen fiktiven wie realen Opponenten menschlichen Lebens auf der Erde, der es nicht allein bei logischen Antworten belässt, sondern auch frotzelnde Seitenhiebe austeilt, ist in vielen geraden Kapiteln des Gespräches Verlass. Der Ackermann für seinen Teil ist Sprecher aller ungeraden Kapitel und somit auch bewusst der Urheber im zähen Streit: „Grimmiger Tilger aller Leut, schädlicher Ächter aller Welt, furchtbarer Mörder aller Menschen, Tod, seid verflucht!“