Hermannstadt - Seine Wohnung ist ein Museum. In mehreren Jahrzehnten leidenschaftlichen Sammelns trug Horst Klusch siebenbürgische Keramik aber auch Messing-, Eisen-, Zinn- und Kupfergefäße zusammen. Er besitzt eine beachtliche Kollektion an Meerschaumpfeifen, Kerzenleuchtern, Bügeleisen aber auch bemalten Möbeln. In Bücherregalen befindet sich die entsprechende Fachliteratur – zu der er mit Werken auch selbst beigesteuert hat.
Ein winziger, aber exemplarischer, Teil der von Horst Klusch angelegten ethnographischen Sammlung ist seit Freitag im Schatzkästlein innerhalb einer vom Astra-Volkskunde-Museum veranstalteten Exposition zu sehen. Ausgestellt sind unter anderem alte Telefonapparate, eine Mandoline aus dem 19. Jahrhundert oder ein geschnitzter Regenschirmständer. Bei der Vernissage wurde der Sammler und Forscher gewürdigt, der am 12. Mai seinen 86. Geburtstag feiert.
Horst Klusch war Chemiefachlehrer, bevor er 1971 Referent für Museumsfachfragen beim Hermannstädter Kreiskomitee für Kultur wurde. Während seiner Lehrertätigkeit in Rätsch/Reciu im Kreis Alba begann er nach dem Vobild von Pfarrer Ludwig Klaster siebenbürgische Volkskunst zu sammeln. Entstanden ist zunächst eine Keramiksammlung, deren Exponate erstmals 1967 in der Turnhalle der Schule Nr. 3 in Hermannstadt/Sibiu zu sehen waren, wo er damals Schulleiter war.
Der Erfolg der Exposition ermutigte ihn, den Töpfermarkt zu veranstaltem. Den organisierte er dann auch die nächsten 25 Jahre, er ist aus Hermannstadt nicht mehr wegzudenken und nach seinem Vorbild wird er heute in weiteren Ortschaften organisiert, wodurch dieses Handwerk gefördert wird. Nach dem Modell des Hermannstädter Töpfermarktes wird seit 1980 in der Bundesrepublik Deutschland der „Diessener Süddeutsche“ und seit 2000 der Töpfermarkt in Klagenfurt veranstaltet. 1966 gründete Klusch in Hermannstadt einen Kreis der Keramiksammler, seit 1968 ist er Mitglied eines europäischen Forschungskreises für Keramik mit Sitz in Regensburg/Düsseldorf. Er nahm an 30 der insgesamt 45 Internationalen Hafnerreisymposien teil, von denen er zwei in Hermannstadt (1980, 2006) organisierte.
Ihm zu verdanken ist die Gründung des Michelsberger Dorfmuseums (1971) und des Textilmuseums in Heltau/Cisnădie (1973), seine Erfahrungen und Forschungsergebnisse veröffentlichte er in mehreren Büchern und Fachpublikationen, seit 1995 war er sodann der stellvertretende Schriftleiter der Zeitschrift „Studii şi comunicări de etnologie“. „Ohne Persönlichkeiten wie Horst Klusch, die den Wert des Handwerks erkannt und dergleichen Objekte gesammelt haben, wäre das Kulturerbe sehr viel ärmer, aber auch der Geist, dieses zu bewahren, würde nicht bestehen, sagte Valeriu Olaru, der Direktor des Astra-Museumskomplexes. Prof. Dr. Paul Niedermaier, der Direktor des Forschungsinstitutes für Geisteswissneschaften, meinte in seiner Ansprache, es sei selten, dass ein Mensch so ausdauernd auf ein so schönes Ziel wie die Rettung des Kulturerbes hinarbeitet, wofür ihm zu danken sei.
Aus Kronstadt/Braşov war Dr. Ligia Fulga, die Direktorin des dortigen Ethnographie-Museums angereist, die u.a. die Forschungsarbeit von Klusch und dabei seinen Beitrag zum Entziffern der Dekorationsmotive auf den Keramikgegenständen würdigte. Sie erwähnte, dass sein erster Beitrag über die Habaner-Keramik 1968 in den Forschungen für Volks- und Landeskunde erschienen ist und er seine wissenschaftliche Tätigkeit seither auf andere Bereiche, darunter die Goldschmiedekunst, ausgeweitet hat.
Martin Bottesch, der Vorsitzende des Siebenbürgenforums, erwähnte die 15 Bändchen der vom Deutschen Forum in der Redaktion von Klusch herausgebrachten „Convergenţe transilvane“, in denen Aspekte aus der Geschichte und Volkskunde der Siebenbürger Sachsen dem rumänischen Publikum vorgestellt worden sind. Gewürdigt wurde der Sammler und Volkskundler desgleichen vom Ethnologen-Kollegen Dr. Ilie Moise, Dr. Corneliu Bucur, dem vormaligen Direktor des Astra-Museums sowie Karla Roşca, der Kuratorin der Ausstellung.
Horst Klusch meinte, die Ausstellung umfasse eine Bilanz des sichtbaren Teils seiner Sammlertätigkeit, daneben gebe es aber auch einen unsichtbaren bestehend aus den Erfahrungen, die er bei den zahlreichen Ausflügen zu Fuß oder per Motorrad, mit Kamera oder Notizblock gesammelt hat. Er sei in der glücklichen Lage gewesen, sein Hobby mit dem Leben vereinen zu können und hatte dabei die volle Unterstützung seiner Ehefrau.
Beglückwünscht hat er in seiner Ansprache das Freilichtmuseum, dessen Gründung sich heuer zum 50. Mal jährt, sowie das Franz-Binder-Museum, das vor 30 Jahren ins Leben gerufen wurde. Er hatte den Initiatoren des Freilichtmuseums bei deren Gesprächen ungläubig zugehört und gedacht, das sei Zukunftsmusik, sich aber nicht vorstellen können, dass er einmal der Mitarbeiter einer solchen Institution werden wird. Den zahlreichen Anwesenden gab er bekannt, dass er die Stafette an Karla Roşca abgibt, mit der er seit einigen Jahren zusammenarbeitet.