Reschitza – Er hielt Hof wie ein Kaiser (und ließ unter anderen König Florin Cioabă antreten), er genoss es, liebedienerisch und kriecherisch umworben zu werden, er warf mit Geld um sich wie ein Kaiser, er trug vorzugsweise Armani-Anzüge und Markenschuhe und er behauptete von seiner Person, dass im Bistratal, von der Quelle bis zum Ergießen des Flusses in die Temesch bei Karansebesch/Caransebeş nichts gegen seinen Willen und ohne sein Wohlwollen geschehen kann. „Der Kaiser“, wie Iancu Simion-Simi flussauf- und flussabwärts seines Geburtsorts und Hauptwohnsitzes Glimboca genannt wurde, hätte am vergangenen Wochenende eine dreijährige Gefängnisstrafe wegen Unterschlagung von EU-Geldern, Fälschung und Schmiergeldannahme antreten müssen, sitzt aber immer noch im Reschitzaer Untersuchungsgefängnis. Er war einer der wenigen noch nicht endgültig Abgeurteilten, die in den Reschitzaer „APIA“-Fall verwickelt waren.
Simi, wie ihn seine Freunde nannten, war in den vergangenen 20 Jahren mit Sicherheit eine der skurrilsten Gestalten der Lokalpolitik des Banater Berglands und – im Gefolge des ihn oft wie seinen Hofnarren behandelnden Sorin Frunzăverde – auch der PDL auf höheren Ebenen. Der „Kaiser“ liebte es, bei Schnaps, Wildbret (er war ein passionierter Jäger und angeblich auch ein geschickter Wilderer) und Banater Volksmusik (die „torogoata“ musste immer dabei sein) seine umfangreiche Kollektion von Fotografien zu zeigen, mit seinem „Freund“ Traian (Băsescu), seinem „Freund“ Emil (Boc), seinem „Freund“ Adriean (Videanu), vor allem aber mit den Ministern der Boc-Regierung, am liebsten mit jenen für Inneres und Verteidigung, denn er hatte ein Faible fürs Militärische – schließlich kam er aus einer Gegend, die auch heute noch (also mehr als 140 Jahre nach deren Auflösung) mit Stolz auf ihre frühere Zugehörigkeit zur k.u.k Militärgrenze hinweist und darauf, dass dieses Tal der Donaumonarchie im 19. Jahrhundert 17 verdienstvolle Generäle geschenkt hat.
Iancu Simion-Simi ist der vorläufig letzte unter den Bürgermeistern, die in der causa „APIA“ der gefälschten Vergütungen für die Instandhaltung kommunaler Hutweiden verurteilt wurden, die vom ehemaligen Chef der EU-Zahlstelle des Banater Berglands, Romică Anculia, und dem auf Meliorationsarbeiten spezialisierten Lugoscher Unternehmer Tudor Jurj eingefädelt waren und in die, aufgrund ausdrücklicher Aufforderungen von Anculia, mindes-tens ein halbes Dutzend Bürgermeister aus dem Banater Bergland verwickelt waren. Während Jurj zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde – er war es, der der Antikorruptionsbehörde DNA die entscheidenden Tipps in dieser causa lieferte und auch am eifrigsten seine Kumpane belastete, daher die gerichtliche Milde ihm gegenüber auf Antrag der Staatsanwaltschaft – sitzt Anculia vorläufig für sechs Jahre im Temeswarer Strafgefängnis ein, und der am härtesten bestrafte Bürgermeister (weil er ein Wiederholungstäter war), Valentin Ghiţă aus der Gemeinde Socol/Sokolarac, muss eine vierjährige Gefängnisstrafe absitzen.
Während das nahezu fünfjährige Prozessieren für den „Kaiser des Bistratals“ jetzt ein Ende haben dürfte, ist der Kopf der Unterschlagungsbande, Romică Anculia, noch ziemlich weit weg vom Ende aller Prozesse, die ihm angehängt wurden, zumal immer wieder neue belastende Telefonaufzeichnungen öffentlich werden, in denen der aus Teregova im Temesch-Tal stammende Anculia die Bürgermeister – mit unterschiedlichem Erfolg – regelrecht auffordert, Fälschungen zwecks Unterschlagung zu tätigen. Dass der „Kaiser“ aber seit vorvergangenem Donnerstag in den Zellen des Polizeiinspektorats Karasch-Severin in Reschitza sitzt und noch nicht nach Temeswar/Timişoara, ins Gefängnis in der Popa-Şapcă-Straße, überführt wurde, verdankt er zwei anderen notorischen Straftätern des Banater Berglands, den „zwei Adrian“, Chebuţiu und Preda, den ehemaligen Chefs des Reschitzaer Maschinenbauwerks. Die beiden Kumpane sitzen in einer neuen causa (ADZ berichtete) in Untersuchungshaft und haben gegen ihre U-Haft Berufung eingelegt, die noch nicht vom Gericht beschieden wurde, weil sie fordern, dass die Untersuchungen gegen sie in Freiheit und unter Justizkontrolle geschehen sollen. Und die Polizei will aus Kostengründen Simi nicht, als einzigen Transferkunden, nach Temeswar schicken, sondern erst mal abwarten, was das Kreisgericht Karasch-Severin, wahrscheinlich am 3. Februar, entscheidet, um dann eventuell das Fahrzeug gleich mit drei Insassen nach Temeswar zu schicken...