Der Kopf der Bande war beim Innenministerium

Polizei und DIICOT organisierten Razzien gegen einen weitverzweigten Migrantenschieberrring

Reschitza – Binnen zwei Jahren soll der Migrantenschieberring, gegen den jetzt ermittelt wird, rund 1200 Ausländer mit Arbeitsgenehmigung für Rumänien in den Schengenraum weiterverschoben haben, behaupten die Polizisten der Dienststelle zur Bekämpfung Organisierter Kriminalität SCCO Karasch-Severin und die DIICOT-Staatsanwälte von Territorialbüro Karasch-Severin. Am Dienstag sind zeitgleich an 67 Orten in den Landeskreisen Karasch-Severin, Temesch, Arad, Bihor, Argeș, Hunedoara, Hermannstadt/Sibiu und Bukarest Haus- und Firmendurchsuchungen durchgeführt worden. Die Untersuchungen laufen nach anderthalbjähriger Beobachtungsphase des mutmaßlichen Täterrings zur Klärung folgender Straftaten: Bildung einer organisierten Verbrecherbande/-gruppierung, Migrantenschieberei, illegaler Grenzübertritt, Geldwäsche. Die rund 1200 nachgewiesenen Arbeitsmigranten mussten zwischen jeweils 500 und 6000 Euro für gefälschte Arbeitsgenehmigungen zahlen…

Im Polizeikommuniqué aus Karasch-Severin heißt es: „Aus den bisherigen Untersuchungen geht her-vor, dass im Laufe von 2022 eine neue Form der Migrantenschieberei aufgetreten ist. Arbeitsmigranten, die über Arbeitsgenehmigungen für Rumänien verfügten, wurden mit Arbeitsgenehmigungen für den Schengen-Raum ausgestattet. Sie reisten nach Rumänien ein, aber die Involvierten wussten, dass der wahre Grund der Einreise die Weiterreise in den Schengen-Raum war. Organisiert hat das Ganze ein Mann, der früher Angestellter des Innenministeriums MAI war. Dieser gründete eine Verbrecherbande durch sieben Handelsgesellschaften (fünf davon mit demselben Steuersitz), zu denen sich auch weitere Handelsgesellschaften gesellten, unter ihnen solche, die ein anderer Mann kontrollierte, ein Oberst i.R. Letzterer hatte als Militärrentner eine Methode entwickelt, um substanzielle finanzielle Gewinne durch seine Firmen zu erzielen, die sich auf Anwerbung von Arbeitskräften aus dem Ausland spezialisiert haben.“

Die Verbrecherbande bestehe aus 37 Personen – rumänische und ausländische Staatsbürger - die sich seit 2022 zusammengetan haben und sieben Firmengruppen kontrollierten, die sich alle mit der Anwerbung von ausländischen Arbeitskräften beschäftigten. Ins-gesamt seien 31 Firmen involviert, aus Karasch-Severin, Temesch und Arad, entlang der Westgrenze Rumäniens. Aktiv seien sie in ganz Rumänien gewesen, vor allem aber in den Landeskreisen, wo jetzt die Razzien stattgefunden haben. 

Das Kommuniqué zur Vorgangsweise der Verbrecherbande, die auf sechs Ebenen aktiv gewesen sei: „Eine Ebene war die Führungsebene der Firmengruppen. Die nächste Ebene die Personen im unmittelbaren Umfeld der Führungsebenen, die mit Funktionen betraut waren. Die dritte Ebene waren ehemalige oder aktive Mitglieder/Militärs des Innenministeriums MAI. Die vierte Ebene waren rechtmäßige und faktische Vertreter von Firmen aus Karasch-Severin, die von den ersten drei Ebenen angeworben wurden. Einige hatten ´bloß` ihre Wohnungen als zeitweiligen Verbleib der Arbeitsmigranten zur Verfügung gestellt, bis deren Papiere zum Weiterkommen in den Schengenraum fertig waren. Andere ´beschäftigten` sich mit der Sicherung des Weitertransports der Arbeitsmigranten, mit dem Transfer neu Angekommener – deren erklärte Absicht es war, weiterzukommen in den Schengen-Raum. Ebenen I bis III haben auch die Kontakte in den Schengen-Raum hergestellt, während die rumänische Seite sich um die ´Herstellung` geeigneter Papiere kümmerte, mit Arbeitsgenehmigungen und Einreisevisa.“

Andere kümmerten sich um die Sicherung eines zeitweiligen Bleiberechts in Rumänien, Hand in Hand mit rumänischen Behörden. Behilflich waren ihnen Beamte aus Karasch-Severin, Temesch, Arad, Hunedoara. 
Auf diesen Wegen seien 1181 Arbeitsvisa für den Schengen-Raum zustandegekommen für Bürger aus Pakistan, Bangladesh, Sri Lanka, Indien, Nepal und dem Sudan. Der „Normalpreis, den diese für die ´Hilfe` aus Rumänien bezahlten, war 500 bis 1000 Euro pro Kopf, aber der `Beschleunigungspreis für das Prozedere` lag zwischen 5000 und 6000 Euro. Pro Kopf.