Der „Kosmos“ von Irina Rimes in einer Synagoge

24 Kinder und Jugendliche beeindruckten mit Schlager-Repertoire

Trotz sehr kleinen Publikums riesige Freude: das Jahreskonzert von Schlager singenden und dazu selber Gitarre spielenden Teenagern und Kinderpalast-Teilnehmern Hermannstadts unter Leitung von Dominique Simionescu und Daniel Vecsei lockte zum zweiten Mal in Folge in die Synagoge. Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt – Natürlich sind sie nicht jedermanns Sache, die Stoffe der nationalistisch aufgeladenen und musikalisch legendären Literaturkreis-Begegnungen „Cenaclul Flacăra“ mit Dichter Adrian Păunescu, die erst im trüben Schlussjahrzehnt Rumäniens unter der Diktatur von Paranoiker Nicolae Ceaușescu, der Securitate und der Kommunistischen Partei verunmöglicht wurden. Den Diskurs samt seiner Sonnen- und Schattenseiten hingegen, den Păunescu für und mit seinen Szene-Mitstreitern wie Publikumsmassen etabliert hatte, konnte das Eingreifen des totalitären Staats nicht mundtot machen. Es geht schließlich um Hits, die immaterielles Gemeingut bedeuten und noch heute gerne zur Gitarre gesungen werden – am Konzert mit Kinderpalast-Teilnehmern von Hermannstadt/Sibiu, der Folk-Truppe „Balada“ unter Leitung von Gitarrist Daniel Vecsei sowie Schülerinnen und Schülern von Pop-Gesangslehrerin Dominique Simionescu am Donnerstagabend, dem 20. Juni, in der städtischen Synagoge, war inhaltlich nichts auszusetzen. Zwei Dutzend Kinder vom Grundschul- bis zum Teenager-Alter, jedes gitarristisch und sängerisch auf den Punkt vorbereitet, legten als Ensemble los und krönten ihren Auftritt zu Schuljahresende ebenso chorisch mit drei Schlagern von Texter Adrian Păunescu, nachdem fast 15 Mädchen und Jungen am Mikrofon reihum ihr solistisches Können behauptet hatten. Zeilen von Ștefan Hrușcă, Ducu Bertzi und Mirabela Dauer machten den programmatischen Kern der Veranstaltung aus, aber auch Paula Seling und Irina Rimes wurde beachtlich nachgeeifert. Nach weit mehr als eineinhalb Stunden Gesamtdauer des Abends stand selbstredend zu Buche, dass der Tonfall politisch kritischen Gedankenguts wie Cancel Culture oder What-aboutismus und ein leiser Hang zu verzerrtem Patriotismus mit zum Zuge gekommen waren. Die Beschäftigung begeisterter Kinder mit dem Singen von Schlagern jedoch konnte das wörtlich unvermeidbare Anschneiden teils extremer Überzeugungen nicht schmälern. In einer Welt, worin Erwachsene von morgen schneller und schwerer als je zuvor unter die Räder kommen können, wirkt so eine Abhängigkeit vom Singen doppelt Wunder.