Kronstadt - Den Frühling und die Arbeit in Feld und Garten zu besingen, klingt romantisch. Alles reimt sich und harmoniert auf allbekannte Weise. In wenigen Strophen ist die Arbeit durch, „dann erntet der Bauer das duftende Heu“. In Wirklichkeit ist der Graben tief: Zwischen tatsächlicher, oft maschineller Arbeit, Bangen ums Wetter, Schädlingsbekämpfung und den geliebten Liedern vom Mai, vom Brunnen, vom Schneegebirge, liegen Welten.
Umso größer ist die Sehnsucht. „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus“, so sangen am ersten Mai zahlreiche Menschen in fünf Burzenländer Ortschaften. Erinnerungen wurden wach an Zeiten, als die Blasmusik durchs Dorf zog und als dieses Lied in den Gassen erklang. Jetzt war der Kleine Tartlauer Männerchor zu Gast und lud zum Mitsingen ein: zur Einstimmung versammelte man sich vormittags im Blumenauer Altenheim von Kronstadt/Brașov. In Nussbach/Măieruș stimmten am Ende die versammelten Gemeindeglieder ihre eigene Dorfhymne an. Der Mittagshitze zum Trotz war in Heldsdorf/Hălchiu eine singfreudige Gemeinde im Pfarrgarten versammelt. Auch in Neustadt/Cristian ging das Singen nach dem Schlussstück des Männerchors weiter. Die anwesenden Zaungäste aus der Schweiz haben wohl den Text von „Af deser Ierd, do äs e Lánd” nicht verstanden, wohl aber die Botschaft: Lebensfreude, Liebe zu Land und Leuten, Glück des Miteinander, gerade auch im Alter, trotz geschrumpfter Gemeinschaft. In Tartlau/ Prejmer endete die Tour des Maisingens mit einem Grillfest im Gästehaus der Gemeinde. Erst abends um elf war hier Schluss!
Ein Chormitglied brachte es auf den Punkt: Früher habe die geliebte Blasmusik gespielt. Jetzt aber, allein auf singende Stimmen angewiesen, könne man auch den Text haben! Schön, dass sich in den klein gewordenen Gemeinden singende Stimmen an diesem ersten Mai erhoben haben.