Reschitza – Was sich schon zu Beginn der Regierungsübernahme durch die PSD-ALDE-Koalition abgezeichnet hat, als die Masern-Epidemie überhandnahm (inzwischen forderte sie 32 Tote) und das Gesundheitsministerium nicht im Stande war, die nötigen Präventionsimpfstoffe zur Verfügung zu stellen, ist eingetroffen: schuldig an der Epidemie ist nicht das Gesundheitsministerium durch seine organisatorischen Unfähigkeit, schuldig sind seine untergeordneten Kreisdirektionen für öffentliche Gesundheit: und statt Gesundheitsminister Florian Bodrog mit Fußtritten aus dem Amt zu jagen (in einem zivilisierteren Land hätte der Gesundheitsminister angesichts seiner Unfähigkeit, die Masern-Epidemie in den Griff zu bekommen, von selber den Hut genommen), wurden fünf Leiter von Gesundheitsdirektionen und deren Stellvertreter gefeuert, sämtliche anderen wurden verwarnt – ein klares Zeichen übrigens, dass es sich um ein Versagen des ganzen Systems handelt.
Dr. Dragoş Luca, der einzige Arzt des Banater Berglands, der auf medizinisches Organisationswesen spezialisiert ist und lange Jahre der Direktion für Öffentliche Gesundheit Karasch-Severin vorstand, bemerkte sarkastisch: „Der hat nicht den Mut gehabt, uns persönlich seinen Beschluss über die Entlassung mitzuteilen: wir haben darüber aus dem Fernsehen erfahren. Macht nix: ich fühle mich nicht mehr gebunden und werde der Öffentlichkeit mitteilen, welches die Defizite sind, für welche ich verantwortlich gemacht werde.“ Darauf warten wir noch.
Im Pressekommuniqué des Gesundheitsministeriums zum Thema der Bestrafung der Leitungen seines untergeordneten Territorialapparats heißt es:
„Aufgrund der rigorosen Analyse der Berichte aus dem Territorium und einer Evaluierung der Leistung im Falle der Direktionen für Öffentliche Gesundheit hinsichtlich der Umsetzung der Nationalen Impfkampagne, hat das Gesundheitsministerium, Herr Minister Florian Bodrog, den Beschluss gefasst, die Geschäftsführung einiger dieser Institutionen abzulösen. Der Vorschlag des Ablösens ist dem Premierminister vorgelegt worden, Herrn Mihai Tudose, mit dem Ziel, die Aktivität der Institutionen für Öffentliche Gesundheit auf lokaler Ebene effizienter zu gestalten.“
Tatsache ist, dass den Gesundheitsdirektionen im Rahmen der nationalen Strategie zur Impfung gegen ansteckende Krankheiten eine zentrale Rolle zufällt. Nur: die Impfstoffe dazu muss das Gesundheitsministerium zentral beschaffen und zur Verfügung stellen. Und da war der Haken des Systems. Deshalb konnte Rumänien sein Ziel, 95 Prozent aller Jungbürger durch Impfen zu immunisieren, nicht erfüllen, nicht weil die Ärzte in der Provinz nicht effizient genug gearbeitet haben, wie ein in seinem Vorhaben offensichtlich gescheitertes Ministerium uns glauben machen will.
Deshalb mussten nun die Geschäftsführungen der Gesundheitsdirektionen von Karasch-Severin, Hunedoara, Neamţ, Prahova und Ilfov (wo nur um die 50 Prozent der zu Impfenden geimpft wurden) dran glauben und gehen. Dass aber alle anderen Territorialchefs eine Verwarnung abgekriegt haben, das ist das klarste Zeichen für das (auch) rumänische Sprichwort: der Fisch stinkt vom Kopf her. Die Fehler hat das Gesundheitsministerium unter Florian Bodrog gemacht. Der war es, der seit Januar erst versicherte, es gäbe genug Impfstoff, dann seinen Vorgänger wegen fehlendem Impfstoff mit Vorwürfen überhäufte, zuletzt alle zwei Wochen verkündete, binnen einem Monat werde das Problem von seinem Ministerium gelöst – bis er zuletzt einen Termin nannte, der in diesem Sommer liegt... Klar ist: der Schuldige hat die Schuldigen gefunden und seinen eigenen Kopf und Kragen dabei gerettet.