Kronstadt – Im Vorfeld des morgigen Bartholomäusfestes gab es zusätzlichen Grund zur Freude. Am Mittwoch, dem 23. August, konnte eine Vertretung der Bartholomäer Kirchengemeinde den aus Deutschland gebrachten Kelch in der Bartholomäer Kirche in Empfang nehmen. Altdechant Klaus Daniel sprach ein Dankesgebet und hielt eine kurze Andacht, die mit dem gemeinsam gebetenen Vaterunser endete. Der Abendmahlskelch wird, wie bereits berichtet, am Sonntag anlässlich des Festgottesdienstes zum Bartholomäusfest geweiht.
Die spannende Geschichte um das Auffinden und Zurückbringen des kostbaren Abendmahlskelchs war auch das Hauptthema der gut besuchten Pressekonferenz, die am Donnerstag im Bartholomäer Pfarrhaus abgehalten wurde. Der ausgestellte Kelch wurde fotografiert und gefilmt; Kelch-Fotos wurden gezeigt sowie ein Kurzvideo zu der einen Tag vorher erfolgten Ankunft des Kelches, der feierlich in die Kirche gebracht wurde. Forums-Stadtrat Arnold Ungar und der Vorsitzende des Deutschen Ortsforums Kronstadt, Thomas Şindilariu, sprachen diesmal in ihrer Eigenschaft als Bartholomäer Presbyter bzw. als Bartholomäer Kirchenmitglied und Historiker. Ausgehend von der Tatsache, dass der Kelch gerade am 23. August (dem Nationalfeiertag der Sozialistischen Republik Rumänien) heim gebracht wurde, unterstrich Şindilariu, dass dieses freudige Ereignis nur im neuen europäischen Kontext möglich gewesen sei, wo Gesetz und Prinzipien des Rechtsstaates grenzübergreifend gelten und wirken. Die Rückkehr des Kelches sei ein Grund zur Freude für alle Kronstädter und stehe für die Bemühungen um Erhalt und Pflege des Kronstädter Kulturerbes – ein Thema von zentraler Bedeutung für das Kronstädter Deutsche Forum.
Der Bartholomäer Kirchenvater Albrecht Klein bezeichnete die Rückkehr des zum Bartholomäer Kirchenschatz gehörenden Kelches als „ein Wunder“. Lange Zeit wurde das Verschwinden des Kelches unter den Bartholomäern als Tabuthema behandelt. Nun sei es an der Zeit Bemühungen zu unternehmen, auch die anderen, seit August 1916 verschwundenen Teile des Kirchenschatzes aufzuspüren. Klein erinnerte in diesem Kontext auch an die ins Stocken geratenen Rückgabe-Anträge für ehemaliges Eigentum der Bartholomäer evangelischen Kirchengemeinde und wies auf einen großen Stoß von Unterlagen hin, die zu diesem Zweck angelegt wurden und trotzdem angeblich nicht ausreichend sein sollen. Das sei eindeutig eine „Verzögerungstaktik“ der zuständigen Behörden, lautete Kleins Kritik. Thomas Şindilariu stellte den Journalisten kurz die verschollenen Teile des Bartholomäer Kirchenschatzes vor und führte sie auch durch die dem Reformationsjubiläum gewidmete Ausstellung in der Bartholomäer Kirche, eine Ausstellung die morgen, am Bartholomäusfest, eröffnet wird.