Kronstadt - Die europaweit meist gesprochene Muttersprache ist so vielfältig, dass die Wörter „Weckla“, „Semmel“, „Schrippe“ und „Brötchen“ ein und dasselbe bezeichnen – je nachdem, wo man frühstückt. Über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz, über Typisches, Klischees, beliebte Reiseziele, Wirtschaft und Kultur sprachen am Mittwoch Vertreter der jeweiligen Botschaften mit Zehntklässlern des Johannes-Honterus-Lyzeums in Kronstadt/Braşov. Die Delegation wurde von Schuldirektor Helmuth Wagner empfangen.
Jürgen Heissel, stellvertretender Botschafter Österreichs in Rumänien, Josef Karl, Leiter des Referats Kultur, Bildung und Angelegenheiten der deutschen Minderheit in der Deutschen Botschaft Bukarest, und Ian Schoch, Attaché der Schweizerischen Botschaft in Rumänien, unternahmen diese Woche ihren ersten gemeinsamen Kronstadt-Besuch und stellten ihre Länder auf unterhaltsame Weise bei den Schülern vor. Das junge Publikum hatte die Gelegenheit, die Vielfalt der deutschen Sprache „live“ zu erleben und eine umfassende imaginäre Reise zu unternehmen: Das Gespräch reichte inhaltlich vom „Röstigraben“ und der Uhrenindustrie über die Donauraumstrategie und Wolfgang Amadeus Mozart bis hin zu dem Atomausstieg, der Berliner Mauer oder FC Bayern München. Die Schüler stellten Fragen zu Studienmöglichkeiten, interessierten sich für den Arbeitsmarkt der drei Länder und erhielten Infomaterialien.
Ähnliche Ländervorstellungen gab es im vergangenen Jahr im Caragiale-Kolleg in Bukarest und dem Brukenthal-Gymnasium Hermannstadt/Sibiu, wie Joseph Karl erklärt: „Der Schwerpunkt unseres Besuchs ist der deutschsprachige Bildungsbereich, der Rumänien stark auszeichnet und für unsere Länder zu einem sehr interessanten Wirtschaftspartner macht. Rumänien hat gut qualifizierte Arbeitskräfte, die exzellentes Deutsch sprechen – was der Tatsache zu verdanken ist, dass es Schulen gibt, in denen alle Fächer auf Deutsch unterrichtet werden. Außerdem werden hierzulande 73 deutschsprachige Studiengänge angeboten.“ Und nicht nur wirtschaftlich ist Rumänien attraktiv, wie Ian Schoch ergänzt: „Die Präsenz Rumäniens ist in den Schweizer Medien leider nicht besonders positiv, doch sobald man nach Rumänien kommt, merkt man, dass es ein sehr schönes Land mit großem Potenzial ist. Schweizer sollten auf jeden Fall hierher kommen!“
Neben dem Schulbesuch und der Begegnung mit der 10. Klasse standen auf der Agenda der drei Diplomaten Gespräche mit den DFDKK-Stadträten Werner Braun und Christian Macedonschi, dem Stadtpfarrer Christian Plajer, dem Kreisratsvorsitzenden Aristotel Căncescu, sowie die Besichtigung der Schwarzen Kirche und der Berufsschule „Kronstadt“. Und dies ist nur eins der gemeinsamen Projekte der drei Außenvertretungen. „Unser nächstes Vorhaben ist die deutsch-österreichisch-schweizerische Kooperation bei der Buchmesse in Bukarest, Ende Mai, unter dem Motto ‘Drei Länder – eine Sprache’. Im Juli organisieren wir dann gemeinsam ein Sommerkino in der Hauptstadt“, so Jürgen Heissel.