Bukarest - Die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest unterstützt das Pilotprojekt „Prävention von Menschenhandel, sexueller Ausbeutung und Resilienzaufbau“ des Vereins „SEXUL vs BARZA“ mit knapp 50.000 Euro.
80 Prozent der Kinder, die im Notaufnahmezentrum/Mütterzentrum Buzău, Komplex für soziale Dienste Nr. 3 unter Verwaltung des Generalamts für soziale Dienste und Kinderschutz betreut werden, sind jugendliche Mädchen, meist im Alter zwischen 12 und 16 Jahren. Diese wurden oft aus einer Situation der Verwundbarkeit heraus sexuell ausgebeutet und sollen während ihres gesetzlich vorgesehenen maximal zweimonatigen Aufenthalts in den Zentren stabilisiert und gestärkt werden.
Gemeinsam mit dem Notaufnahmezentrum Buzău wird der Verein „SEXUL vs BARZA“ über sechs Monate hinweg ein umfassendes Programm zur Sexualerziehung erarbeiten und durchführen. Ziel ist es, die Resilienz der jugendlichen Opfer von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung zu stärken und zur Vermeidung zukünftiger Fälle beizutragen. Hierzu werden Workshops mit den Jugendlichen sowie den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern und Psychologinnen und Psychologen des Zentrums durchgeführt. Basierend auf den gewonnenen Erfahrungen wird ein Toolkit erarbeitet, das die zukünftige Wiederholung des Programms in weiteren Notaufnahmezentren in Rumänien ermöglichen und konkrete Lehrpläne beinhalten wird.
Die Vertragsunterzeichnung zwischen dem Geschäftsträger der Deutschen Botschaft a.i. Christian Plate und der Vorstandsvorsitzenden des Vereins, Adriana Radu, fand am 14. Juli in der Deutschen Botschaft statt. Das Projekt läuft von Juli bis Dezember 2023 und wird vom Verein gemeinsam mit dem Notaufnahmezentrum Buz˛u und mit Unterstützung der Deutschen Botschaft koordiniert.
Geschäftsträger a.i. Christian Plate betonte dabei: „Unsere Außenpolitik gründet auf der Überzeugung, dass alle Menschen die gleichen Rechte genießen und die gleichen Freiheiten und Möglichkeiten verdienen. Es geht darum, Rechte, Ressourcen und Repräsentanz von Frauen und marginalisierten Gruppen weltweit zu stärken. Diese sind für uns ein Gradmesser für den Zustand unserer Gesellschaften insgesamt: Wenn Frauen nicht sicher sind, ist niemand sicher.
Deshalb ist es uns ein großes Anliegen, ein Projekt zu fördern, das Jugendlichen die nötigen Fähigkeiten vermittelt, um für sich und ihre Rechte einzutreten. Selbstbestimmte und verantwortungsvolle Entscheidungen können nur dann getroffen werden, wenn man über eine solide Wissensgrundlage verfügt. Dieses Wissen kann dazu beitragen, zukünftige Opfer von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung zu vermeiden.“
Vereinsvorsitzende Adriana Radu erklärte „Unser Team ist hochmotiviert, im Rahmen des Projektes unsere Expertise im Bereich der reproduktiven Gesundheitsförderung und der Frauenrechte in die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen gegen Menschenhandel anzuwenden. Wir freuen uns darauf, mit den Kolleginnen und Kollegen und mit den Jugendlichen im Notaufnahmezentrum unter Verwaltung des DGASPC Buzău zu arbeiten und bedanken uns für ihre Bereitschaft, gemeinsam Weiterbildungsangebote zu entwickeln.“
Der Verein „SEXUL vs BARZA” setzt sich seit 2013 für Frauen- und Reproduktionsrechte in Rumänien und der EU ein. Die NGO hat mehr als 200 Lehrvideos erstellt, die über 100 Millionen Mal gesehen wurden und rund 500.000 Follower auf verschiedenen Plattformen erreichen. Außerdem bietet sie seit 2019 kostenlose Onlineberatung zur reproduktiven und emotionalen Gesundheit, die von über 5000 jungen Menschen genutzt worden ist.
Rumänien ist nach wie vor das wichtigste Herkunftsland für Menschen, die in der gesamten Europäischen Union ausgebeutet und verschleppt werden. 82 Prozent der Opfer sind Frauen, die vor allem zum Zweck der sexuellen Ausbeutung gehandelt werden. Fast 70 Prozent der Opfer von Menschenhandel haben keinen Schulabschluss, fast die Hälfte der Opfer von Menschenhandel sind Minderjährige, geht aus einem 2019 veröffentlichten Bericht des Rumänischen Nationalamts gegen Menschenhandel hervor. Gemäß eines Berichts des Rumänischen Parlamentsausschusses für vermisste Kinder aus dem Jahr 2020, stammen 40 Prozent der vermissten Kinder in Rumänien aus dem staatlichen Schutzsystem.