„Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ – ein Motto, das herausfordert, das verpflichtet. Das Motto der Landesphase der Olympiade für Deutsch als Muttersprache, die in der Zeitspanne 7. bis 10. April im Liviu-Rebreanu-Kolleg in Bistritz stattfand.
Rund 100 Schüler und ihre Begleitlehrer aus allen Teilen des Landes nahmen die zuweilen recht lange Anfahrt auf sich, um die Besten der Besten unter sich auszumachen, aber auch, um die schmucke Gastgeberstadt und die wunderschöne Landschaft Nordsiebenbürgens kennenzulernen.
Bei der Eröffnung in der stilgerecht renovierten Aula wurden die Teilnehmer vom Vertreter der Minderheitendirektion des Unterrichtsministeriums, Dr. Alexandru Szepesi, der Kommissionsvorsitzenden, Dr. Sunhild Galter von der Lucian-Blaga-Universität aus Hermannstadt, der stellvertretenden Schulleiterin Gabriela Mucea, Vertretern der Schulbehörde, des Bürgermeisteramts, der deutschen Botschaft Bukarest, des Demokratischen Forums der Deutschen und der Evangelischen Kirchengemeinde Bistritz (als Besitzer des Schulgebäudes und nicht nur) begrüßt. Bei dem anschließend dargebotenen Kulturprogramm der Schüler begeisterte vor allem das mit viel Esprit dargebotene musikalische Duell zwischen Alt und Neu, sprich, zwischen Geigenspiel und beatboxing.
Gestärkt von dem guten und reichlichen Essen der schuleigenen Kantine ging es dann am 8. April morgens an die Arbeit. Die Themen ließen der kreativen Entfaltung viel Raum, der von manchen Schülern voll genutzt wurde, anderen aber auch Schwierigkeiten bereitete. Auf jeden Fall lehrt uns diese Erfahrung, dass dem kreativen Sprachgebrauch zumindest im Deutschunterricht ein größerer Stellenwert eingeräumt werden sollte.
Wenn einer eine Reise tut, so soll er was erleben. Dementsprechend hatten die Veranstalter, bzw. die Schule zusammen mit den oben genannten Institutionen und Organisationen in seltener Eintracht auch eine Stadtbesichtigung und einen Ausflug zum Tihuţa-Pass, zum Dracula-Schloss organisiert. Den Höhepunkt bildete, vor allem für die Schüler der größeren Klassen, die die subtilen Zwischentöne der Texte eher verstehen konnten, ein Konzert, das Ada Milea mit ihrem Partner extra für die Teilnehmer der Olympiade in der schönen, großen Synagoge von Bistritz bot. Später erfuhren sie, was der Anlass für diese seltene Ehre war: Ada Milea ist Absolventin des Liviu-Rebreanu-Kollegs!
Damit auch der mündliche Ausdruck nicht zu kurz kommt, wurden die Schüler in zwei Projekte zum Thema „Das Abenteuer Deutsch“ eingebunden, bei denen sie die im Team in einem Workshop erarbeiteten Ergebnisse szenisch darstellen sollten. Bei den Siebent- und Achtklässlern ging es um Dinge, die sie bei ihrer Stadtbesichtigung gesehen hatten, bei den Lyzeanern um Zitate aus der Wanderausstellung „Deutsch, Sprache der Ideen“, die dankenswerter Weise von der Deutschen Botschaft zur Verfügung gestellt worden war. Dank der zusätzlich vom Deutschen Forum und vom Bürgermeisteramt zur Verfügung gestellten Bücher und Geldsummen konnten die besten Projektgruppen auch einen Preis erhalten, sodass einige mehrfach ausgezeichnet heimreisten.
Preise erhielten bei der 7. Klasse Claudia Kamla (Hermannstadt), Simona Lodroman (Deva) und Teodora Ghinoiu (Kronstadt).
Von den Schülern der 8. Klasse hatten Sarah Prohaska (Hermannstadt), Adina Apetrei (Bukarest) und Diana Dehelean (Temeswar) die besten Ergebnisse.
Die Preisträger der 9. Klasse sind Andreea-Maria Stoica (Bukarest), Andreea Kajtar (Deva) und Ladina Simone Horst (Hermannstadt).
In der 10. Klasse war die Konkurrenz besonders groß, doch die Besten waren Andreea Militaru (Kronstadt), Sara-Katarina Buzatu (Bukarest) und Ioana Ciubotaru (Kronstadt).
Die Preisträger der 11. Klasse sind Agathe Halmen (Schäßburg), Dorothea Horvath (Hermannstadt) und Alexandra Constantin, ebenfalls aus Hermannstadt.
Bei der 12. Klasse gab es die einzige Höchstnote – Karina-Bettina Körösi vom Lenau-Lyzeum aus Temeswar erhielt die Note 10. Es folgten Mihai-Alexandru Drăgan aus Klausenburg und Ruth Kramer aus Hermannstadt.
Die sprachlich fast durchgehend guten und sehr guten Aufsätze, aber auch der mündliche Ausdruck bei den Projektpräsentationen zeigen, dass Deutsch, bzw. Deutschlernen trotz mancher Unkenrufe noch eine Zukunft in Rumänien hat. Es sollte auch erwähnt werden, dass diese Veranstaltung für alle Beteiligten einen sehr großen Aufwand bedeutet, die Veranstalter müssen 130 Leute unterbringen, verpflegen, Begleitprogramm organisieren, die Begleitlehrer sind in einer fremden Stadt für 10-15 Schüler rund um die Uhr verantwortlich. Die Kommission muss an einem Tag Hunderte von Seiten lesen, besprechen, bewerten und vieles mehr. Und das alles ohne zusätzliche Entlohnung. Dass sich unter diesen Umständen so viele engagierte Lehrerinnen und Lehrer finden, ist wiederum ein Zeichen, dass Deutsch Zukunft hat!