Hermannstadt (ADZ) - Eine politische Erklärung zur Grenzsituation in der sich das Unterrichtswesen in Deutsch Muttersprache befindet, gab der Abgeordnete des Deutschen Forums Ovidiu Ganţ am Mittwoch im Parlament. Damit wollte er ein Alarmzeichen setzen, das an die Verantwortlichen des staatlichen Bildungswesens in Rumänien gerichtet ist. Der Appell richtete sich insbesondere an den Bildungsminister, den Ovidiu Ganţ bat, der Problematik besondere Aufmerksamkeit zu schenken und konkrete Maßnahmen zu treffen.
In seiner Wortmeldung ging der DFDR-Abgeordnete von der Geschichte des Unterrichts in deutscher Sprache aus und erläuterte, dass er heute mindestens drei Kategorien Schülern zu Gute kommt: Kindern und Jugendlichen aus den Reihen der deutschen Minderheit, aber auch aus Familien, die dieser nicht angehören, sowie jenen aus Familien, die aus dem deutschsprachigen Ausland nach Rumänien gezogen sind.
Dank dem Zuwachs von Investitionen aus Deutschland und Österreich und den dadurch geschaffenen Arbeitsplätzen wurde in den letzten Jahren eine erhöhte Nachfrage an Plätzen in der Vorbereitungs- bzw. der 1. Klasse mit Unterricht in Deutsch Muttersprache verzeichnet. Familien, die der deutschen Minderheit nicht angehören, sehen in dieser Unterrichtsform eine Garantie für das Erlernen der deutschen Sprache und schicken ihre Kinder in diese Bildungseinheiten, um ihnen den Zugang zu besseren Arbeitsplätzen in Rumänien zu sichern.
Diese Entwicklung erfolgt parallel zum dramatischen Rückgang der Anzahl von Angehörigen der deutschen Minderheit und also auch Erziehern, die Deutsch als Muttersprache sprechen. Die zahlreichen Einschreibungen in deutschsprachige Klassen haben eine Krise an qualifizierten Erziehern zur Folge aber auch einen akuten Mangel an Klassenräumen. In Temeswar/Timişoara und Sathmar/Satu Mare zum Beispiel ist das Herrichten neuer Gebäude notwendig. Die Schüler lernen derzeit in zwei Schichten in ehemaligen Internats-Schlafzimmern. "Aus diesem Grund fordere ich vom Bildungsministerium, bei der Haushaltsumschichtung Mittel für diese Baumaßnahmen vorzusehen", sagte Ganţ in seiner Erklärung.
Dasselbe Ministerium müsse die Aus- und Fortbildung der Lehrer unterstützen, die in diesen Klassen unterrichten. Notwendig wäre ein Anheben des Finanzierungskoeffizienten jener Sektionen an den Universitäten Babeş-Bolyai in Klausenburg/Cluj, Lucian Blaga in Hermannstadt/Sibiu, der Vest-Universität in Temeswar und der Universität in Kronstadt/Braşov, die Fachlehrer für den Unterricht in deutscher Sprache vorbereiten. Desgleichen sollten Lehrer, die an dergleichen Schulen unterrichten ermutigt werden, die Angebote des Zentrums für Lehrerfortbildung in deutscher Sprache in Mediasch zu beherzigen.
Das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien unternimmt mit Hilfe der Regierung der Bundesrepublik Deutschland das ihm Mögliche, um den Unterricht in Deutsch Muttersprache zu unterstützen: in jedem Jahr werden Lehrer nach Rumänien entsandt, die von der Bundesrepublik bezahlt werden, das DFDR fördert aus eigenen Mitteln die Herausgabe von Schulbüchern und anderen Unterrichtsmaterialien sowie Fortbildungsaufenthalte von Lehrern in Deutschland.
Ohne eine massive Unterstützung durch das rumänische Bildungsministerium wird das Sichern der Qualität des deutschsprachigen Unterrichts – die von den Ergebnissen der Bakkalaureatsprüfungen der letzten beiden Jahre bestätigt wurde – jedoch nicht mehr möglich sein, erklärte der DFDR-Abgeordnete.