Hermannstadt – Zwanzig von dreiundzwanzig ordentlichen Mitgliedern des Stadtrates Hermannstadt/Sibiu waren Freitag, am 5. Juli, zur Mittagszeit im Rathaus am Großen Ring/Piaţa Mare vorstellig geworden, um in einer außerordentlich einberufenen Sitzung mittels anonymer Stimmabgabe die interimistische Neubesetzung der kurzfristig vakant gebliebenen Bürgermeisterstelle vorzunehmen.
Die Angelegenheit lokaler Dringlichkeit war einziger Punkt auf der Tagesordnung und bescherte Vizebürgermeisterin Corina Bokor, Mitglied des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) und Vorsitzende der Stadtratskommission für sozialwirtschaftliche Studien und Prognosen, Haushalt, Finanzen und Verwaltung öffentlicher und privater Bereiche der Kreishauptstadt, die Aufgabe, sämtliche Amtsbefugnisse einer rechtskräftig gewählten Bürgermeisterin Hermannstadts auf unbestimmte Frist auszu-üben. Fünfzehn Einzelstimmen der versammelten Stadtratsmitglieder entfielen auf das Konto von Corina Bokor, fünf Einzelstimmen wurden vom städtischen Generalsekretär Dorin Ilie Nistor und der ihm unterstellten Wahlkommission, die sich zwecks Auszählung der abgegebenen Stimmen gemäß protokollarischer Norm für kurze Dauer aus dem Sitzungsraum entfernten, für ungültig erklärt.
Mittwoch, am 3. Juli, hatte Adela Muntean (Jahrgang 1981), Mitglied der auf nationaler Ebene regierenden Sozialdemokratischen Partei (PSD) und seit 11. Oktober 2017 Präfektin des Verwaltungskreises Hermannstadt, den umstrittenen Erlass 262 unterzeichnet, dessen Inhalt Bürgermeisterin Astrid Fodor einen Interessenskonflikt auf Basis einer teils gesetzlich widersprüchlichen Unvereinbarkeit zweier öffentlicher Ämter im Zeitraum der Jahre 2012 bis 2014 zur Last legt und es der durch Regierungsbeschluss berufenen Präfektin ermöglichte, die damalige Vizebürgermeisterin und Mitglied des Verwaltungsrates von Bruken-thalgymnasium und staatlich-städtischem Kindergarten Nr. 37 mit sofortiger Wirkung vom Personalamt der Bürgermeisterin Hermannstadts zu suspendieren. Astrid Fodor kündigte an, Einspruch gegen den Erlass einlegen zu wollen. Auch empfahl sie ihre Amtsstellvertreterin Corina Bokor als geeignete Interimsbürgermeisterin, der alle einschlägigen Stadtleitungsbefugnisse bis zur gerichtlichen Klärung des Rechtsstreites übertragen werden könnten. Wie eingangs beschrieben, konnte Astrid Fodors Empfehlung umgesetzt werden. Das DFDR stellt 12 Stadtratsmitglieder und übt in urban-internen Verwaltungsangelegenheiten jeweils einen Schulterschluss mit der PNL, die ihrerseits fünf Sitze im Hermannstädter Lokalrat hält.