Klausenburg – Ein Opernhaus, das beschließt, die Spielzeit mit der einaktigen und knappe eineinhalb Stunden langen „Cavalleria Rusticana“ von Pietro Mascagni zu eröffnen, muss die Geschichte einer unglücklichen Verflechtung vier persönlicher Schicksale an einem Morgen zu Ostern auf Sizilien im 19. Jahrhundert entweder als eine Premiere vorstellen oder der Inszenierung auf andere Art und Weise etwas Überraschendes hinzufügen. Im 1906 vom Wiener Architektenbüro Helmer&Fellmer fertiggestellten Nationaltheater zu Cluj-Napoca kündigt sich für das letzte Wochenende im Monat September zum Auftakt der Saison 2022/2023 an der Rumänischen Oper Klausenburg eine Aufführung der „Cavalleria Rusticana“ an, die von beiden eingangs genannten Bedingungen ganz beson-ders die letztere erfüllt. Denn anders als bisher überall in der Welt üblich werden die Abendvorstellungen von Samstag, dem 24. September, und Sonntag, dem 25. September, nicht wie etwa erwartet im Gang des tragischen Helden Turridu zum tödlichen Gefecht mit seinem Gegenspieler Alfio enden. Das Drama „Dodici anni dopo“ (Zwölf Jahre danach) von Autor und Stummfilm-Ikone Giovanni Grasso (1888-1963), worin ebenso Santuzza als eifersüchtelnde Ex-Geliebte des verstorbenen Turridu, Lola als dessen verwitwete Verlobte und nicht zuletzt auch der nach langer Zeit wieder aus dem Gefängnis entlassene und schuldbewusste Compar Alfio die Hauptpersonen der Handlung stellen, gilt in der Welt der Oper als die synoptische Fortsetzung der „Cavalleria Rusticana“ von Pietro Mascagni. Nur eine Vertonung für Solostimmen, Chor und Orchester der „Dodici anni dopo“ war es, die stets einschließlich in Klausenburg mangels einer dazu fähigen Komponisten-Hand fehlte. 2020 veröffentlichte Mario Menicagli vom Teatro Goldoni im toskanischen Livorno der damals in Italien um sich schlagenden Pandemie zum Trotz seine musikalische Ausmalung der „Zwölf Jahre danach“ für klassische Opernbesetzung in der Tonsprache von Pietro Mascagni. Endlich wird sie auch in Klausenburg vorgestellt. Am Dirigentenpult im Orchestergraben steht Routinier Adrian Morar, während Mihaela Sandu die Bühnenregie führt.
Beide Vorstellungen der Rumänischen Oper Klausenburg zur Spielzeiteröffnung beginnen um 18.30 Uhr und sind von einer Pause zwischen dem Schließen des Vorhangs zum Schluss der „Cavalleria Rusticana“ und seinem Öffnen für die „Dodici anni dopo“ unterbrochen. Die auf der Homepage des Hauses lesbare Kurzbeschreibung der Synopsis hält fest, dass Alfio – von Geani Brad oder Cristian Hodrea interpretiert – sein Ziel erreicht, nach der Entlassung aus der Gefängnishaft von der Gesellschaft rings um sich wieder in den Kreis der Schuldfreien aufgenommen zu werden. Das Opernhaus entlässt seine Zuschauer um etwa 21.30 Uhr nach draußen in den späten Abend.