Sathmar - Auf Grund der Kollektivschuldthese wurden nach dem Zweiten Weltkrieg rund 5000 Rumäniendeutsche, junge Frauen und Männer, zur sogenannten Wiederaufbauarbeit in die ehemalige Sowjetunion deportiert. Die meisten von ihnen arbeiteten dort fünf Jahre lang unter unmenschlichen Bedingungen. Viele von ihnen starben wegen der Kälte, dem Hunger oder durch Arbeitsunfälle. Mehr als 350 Personen wurden aus der Gemeinde Kaplau/Căpleni zur Zwangsarbeit nach Russland verschleppt. Viele von ihnen kamen nie mehr nach Hause. An sie und ihre Leidensgefährten aus den anderen sathmarschwäbischen Ortschaften erinnerte man vergangenes Wochenende in Kaplau. Die Erinnerungsfeier begann mit dem Gedenkgottesdienst in der römisch-katholischen Kirche Heiliger Anton. In seiner Predigt sprach Eugen Schönberger, römisch-katholischer Bischof der Diözese Sathmar, über die Leidensproben der Russlanddeportierten. „In fast allen Familien betete man abends für ein Familienmitglied, das zur Zwangsarbeit verschleppt wurde“, sagte der Bischof und er meinte, dass man jedes Jahr an die Verschleppten erinnern muss, damit man aus den Fehlern der Vergangenheit lernt, und nur so könnte man erreichen, dass sich solche schrecklichen Ereignisse nie wiederholen.
Anschließend an den Gedenkgottesdienst fand die Kranzniederlegung am Denkmal der Russlanddeportierten statt und drei Schülerinnen aus Kaplau, Dorottya Kind, Nikolett Kind und Hannelore Hauler, lasen rührende Abschnitte aus den Briefen der ehemaligen Deportierten vor. Während der Kranzniederlegung spielte die Blaskapelle aus Kaplau. Der gemischte Chor aus Kaplau und der Schwäbische Männerchor Großkarol-Petrifeld-Sathmar sang das Russlandlied.
Im Kulturhaus der Gemeinde begrüßte Stefan Gozner, Vorsitzender des DFD Kaplau, die ehemaligen Russlanddeportierten, Jusztina Kind, Maria Szilagyi und Anton Czizmar, die von den noch lebenden Deportierten an der Gedenkfeier teilnehmen konnten, ihre Angehörigen sowie alle Anwesenden. Johann Leitner, Vorsitzender des Kreisforums Sathmar, verlas den Brief von Ignatz Fischer, dem Vorsitzenden des Vereins der ehemaligen Russlanddeportierten in Rumänien.
Die an der Gedenkfeier teilnehmenden Russlanddeportierten begrüßte auch Radu Bud, Präfekt des Kreises Sathmar.
Johann Forstenheizler, Ehrenvorsitzender des DFD Nordsiebenbürgen erinnerte sich in seiner Ansprache an die Russlanddeportierten, darunter auch an seinen Vater und seinen älteren Bruder. Aus den Erzählungen der ehemaligen Deportierten - die auch im von Johann Forstenheizler in die ungarische Sprache übersetzten Buch „Und keiner weiß warum?“ von Helmut Berner und Radu Radosav zu lesen sind – weiß man, dass Bischof János Scheffler die zu Deportierenden in einer Sammelstelle in Sathmar aufsuchte, um sie zu trösten und zu segnen. Der Ehrenvorsitzende des Regionalforums Nordsiebenbürgen bedankte sich aus diesem Anlass bei Bischof Eugen Schönberger, der bisher fast jedes Jahr auf der Gedenkveranstaltung der Russlanddeportierten anwesend ist. „Das Leiden der Russlanddeportierten muss weiterhin in Erinnerung bleiben, damit darüber auch die Generationen von heute erfahren“, betonte Forstenheizler. Anschließend wurden alle Anwesenden mit einem Mittagessen bewirtet, währenddessen die Blaskapelle, der Chor aus Kaplau und der Schwäbische Männerchor sowie der Frauenchor aus Kaplau die Anwesenden mit einem kulturellen Programm erfreute.