Reschitza - „Hinsichtlich der schwerwiegenden Übertretungen der universitären Ethik, die von den Strafverfolgern im Bezug auf fünf Lehrkräfte der Reschitzaer Universität `Eftimie Murgu´ (UEM) nachgewiesen wurden, die im Rahmen des Studienprogramms ´Europäisches und Internationales Recht` aktiv waren“, heißt es in einem Kommuniqué, das von Rektorin, Univ.-Prof. Dr. Ing. Doina Frunzăverde, unterzeichnet ist, „drückt die Reschitzaer Akademische Gemeinschaft ihre Entrüstung und tiefste Verstimmtheit diesen gegenüber aus und versichert öffentlich ihre feste Entschlossenheit, die akademischen Werte zu verteidigen.“
Montagabend war Rektorin Frunzăverde aus Deutschland zurückgekehrt, wo sie eine Blockvorlesung gehalten hatte, und hatte unverzüglich für Dienstag eine Dringlichkeitssitzung des Universitätssenats einberufen, um den Korruptionsskandal und die Rolle der darin implizierten Hochschullehrkräfte von den Fakultäten für Wirtschaft und Verwaltung sowie Soziologie zu analysieren, die ins Visier der Generaldirektion Antikorruption der Rumänischen Polizei (DGA) und der Staatsanwälte des Obersten Justiz- und Kassationshofs geraten waren.
Der Senat tagte Dienstag ab 12 Uhr und vermeldete anschließend der Öffentlichkeit im erwähnten Kommuniqué die Maßnahmen, zu denen er sich entschieden hat. In erster Linie wurden alle staatsanwaltlich belangten Hochschullehrkräfte sowie das implizierte Personal der UEM, die durch ihr Handeln die Universität moralisch beispiellos besudelt haben, öffentlich aufgefordert, zurückzutreten, sofern gegen sie die Strafverfolgung oder irgendwelche Justizmaßnahmen verfügt wurden. Zweitens wurden alle individuellen Arbeitsverträge der Universität mit den Personen, die unter Strafverfolgung oder Rechtsauflagen stehen, einstweilig suspendiert, was das Verbot impliziert, bis auf Weiteres (und beginnend mit dem 10. 07. 2015, dem Tag, als die DGA in Reschitza zuschlug) ihre didaktischen Funktionen zu erfüllen. Drittens hat die Universität eine „interne Anlyse“ der Bedingungen gestartet, unter denen das Studienprogramm „Europäisches und Internationales Recht“ von den dafür Verantwortlichen abgewickelt wurde. Und viertens wird die UEM, „erstmals“ und „einzigartig in den Universitätsmedien Rumäniens“ ab sofort ein „Prüfungsprogramm“ mit einer Methodologie anwenden, die „höchste Transparenz“ sichert und dabei von „Nulltoleranz gegenüber jedweder Übertretung universitärer Ethik“ ausgeht.
Das Kommuniqué nimmt sodann die „97 Lehrkräfte der UEM“ in Schutz, die „beruflich gut vorbereitet“ seien und die „moralische Integrität und Verantwortungsbewusstsein“ an den Tag gelegt hätten. Im Kommuniqué steht nichts von der Absicht, die Aufnahmeprüfungen für die Studienrichtung „Europäisches und Internationales Recht“ für ein Jahr auszusetzen bzw. den Studiengang gänzlich aufzugeben, was in Studentenkreisen für einige Aufregung und öffentliche Auftritte gesorgt hat, weil man sich ausgerechnet hatte, dass die große Zahl von implizierten, kompromittierten und strafrechtlich belangten Hochschullehrkräften, die hier tätig waren und die unter Strafverfolgung gestellt wurden, eine Fortsetzung der didaktischen Tätigkeit im kommenden Jahr unter ein großes Fragezeichen stellt. Prorektor Univ.-Prof. Dr. Gheorghe Popovici hatte zudem den Studenten versichert, dass auch die binnen Kurzem beginnenden Lizenzprüfungen des Absolventenjahrgangs dieser Studienrichtung „selbstverständlich“ stattfinden werden.
Im Vorfeld der Senatssitzung hatte Rektorin Frunzăverde den bislang amtierenden Senatspräsidenten, Univ.-Prof. Dr. Marian Mihăilă, suspendiert und mit dem jungen Univ.-Doz. Dr. Marius Miloş, ein Absolvent der deutschen Abteilung des Reschitzaer „Diaconovici-Tietz“-Lyzeums, ad interim ersetzt. Der Ex-Securitate-Offizier Mihăilă gilt als der Kopf der Schmiergeld-, Sexdienstleistungs- und Interventionsclique an der UEM, deren Nutznießer, neben schmierigen Hochschullehrern, vor allem Söhne und Töchter hoher Amtsträger im Banater Bergland oder erfolgreiche Unternehmer waren, die ihr „Studium nachholten“ und dafür gern bereit waren, auch mal was springen zu lassen.