Hermannstadt - „Die Begegnung mit den Werken von Raluca Oros ist nicht einfach“, warf Kuratorin Dr. Iulia Mesea Mittwoch, am 16. Juni, im Blauen Haus des Brukenthalmuseums am Großen Ring/Piața Mare in Hermannstadt/Sibiu ein. Auch die Taktik, die Vernissage der Ausstellung „Interferențe“ um 13 Uhr stattfinden zu lassen, hätte durchaus schiefgehen können. Mittags am Stichtag jedoch passte alles auf den Punkt genau zusammen. Die erste Etage des Blauen Hauses war brechend voll mit Zuschauern, Fotografen, Künstlern, Schülern und Freunden der ausstellenden Gäste Ioan Tămâian und Raluca Oros.
Das Werturteil von Dr. Iulia Mesea, der Ausstellung „einen beeindruckenden bühnenbildnerischen Aspekt“ zu bescheinigen, ist kein bisschen übertrieben. Zwei Jahre Arbeit mit Glas, Kupfer, Titan und Silber im lokalen Atelier SC Ion ART Glass S.R.L. und waschecht philosophisch geführte Pinselstriche an der Staffelei von Malerin Raluca Oros garantieren die satte Qualität der temporären Ausstellung „Interferențe“. Sie schließt Sonntag, am 4. Juli.
Glasbläser und Bildhauer Ioan Tămâian (geboren 1954), Berufserbe seiner Eltern und seit 2007 Vorsitzender der Filiale Hermannstadt der Innung der Bildenden Künstler Rumäniens (Uniunea Arti{tilor Plastici din România, UAP), gibt der Beschäftigung mit schweren Themen wie griechischer Mythologie, Krieg als Entfremdung von Menschlichkeit und auch pikanter Gesellschaftskritik an Rumänien den Vortritt. Sogar sein persönliches Bild der alttestamentarischen Hauptperson Mose hat ihn zu einer Skulptur in halber Lebensgröße inspiriert.
Die Idee, Raluca Oros (Jahrgang 1977) zum Ausstellen einzuladen, stammt von Förderer Ioan Tămâian selbst. Was Lucian Christian Hamsea noch im Mai 2018 zu seiner Ausstellung „Landmarks“ in der Abteilung für Zeitgenössische Kunst des Brukenthalmuseums in der Quergasse/Tribunei gesagt hatte, entsperrt auch den Blick auf die Ölbilder von Raluca Oros, worin Figuration und Abstraktes stufenlos ineinander überfließen: „Kunst muss nicht verstanden werden. Sie muss gefühlt werden.“ Hermannstadts Publikum weiß, was es möchte.