Die Winkelzüge der Advokaten

Klärungsbedürftige Entwicklungen im Korruptionsfall von Temeswar

Temeswar (ADZ) - Im Korruptionsfall des Vizepräsidenten des Berufungsgerichts Temeswar, Cătălin Mihai Şerban, beginnt das übliche Verwirrspiel der Rechtsanwälte. Aber auch teilweise Klärungen der Vorgänge, die von den Staatsanwälten der Antikorruptions-Staatsanwaltschaft DNA in der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag (mit Absicht?) ziemlich verwirrend dargestellt worden waren, sind unklar. Der Richter ist für 29 Tage in u-Haft genommen worden.

Klar ist inzwischen, dass das Krimiszenario, wie es die DNA-Staatsanwälte anfangs dargestellt hatten – mit abgehörten Telefongesprächen, Verfolgungen durch das ganze rumänische und serbische Banat, Kurier und Verfolgung der Frau des Bestochenen, Ramona Şerban - nicht ganz so war. Denn der Umschlag mit dem Geld – 50.000 Euro - wurde erst im Laufe des Donnerstags gefunden (nicht gleich in der Nacht, bei der Verhaftung von Şerban), aufgrund einer Durchsuchung der Notarskanzlei von Ramona Şerban, die eben eingerichtet wird, und zwar neben jener der Notarin Ana Valentina Claici. Beide Amtssitze waren noch in der Nacht auf Donnerstag von den DNA-Leuten versiegelt worden.

Und hier setzt der Rechtsanwalt des Richters an, bei den Durchsuchungspapieren der DNA,Auf der Baustelle des künftigen Notarsbüros von Ramona Şerban fand man den Umschlag mit den 50.000 Euro: 86 Scheine im Wert von 500 Euro, zwei 100-Euro-Scheine und 35 Scheine im Wert von 200 Euro.

Allerdings: „Ich habe einer Durchsuchung des künftigen Notarsbüros beigewohnt im Laufe des Donnerstags“, sagt Adrian Fanu Moca, der Rechtsbeistand des der Korruption verdächtigten Richters. „Ich habe eine Frage des Prozederes aufgeworfen, die ich von sehr großer Bedeutung halte: die Untersuchungsgenehmigung, ausgegeben vom Berufungsgericht Bukarest, beinhaltete ein Indiz bezüglich des Fehlens der Nennung des Beschuldigten, aufgrund derer die Durchsuchung stattfand. Das Gesetz verpflichtet im Falle der Autorisierung von Durchsuchungen den unterzeichnenden Richter, in der Autorisierung zu verzeichnen, wer der Beschuldigte oder der Angeklagte ist. Das fehlt im Papier, also ist die Durchsuchung meiner Meinung nach ungültig. Das werde ich mit Sicherheit in meiner Verteidigung anführen.“

Der Rechtsanwalt von Ramona Şerban, der künftigen Notarin, Mihai Paşca: „Es fand eine Durchsuchung des künftigen Notarsbüros von Frau Ramona Şerban statt. Man fand einen Umschlag mit der Summe von 50.000 Euro. Man registrierte die Seriennummern der Banknoten. Der Raum, wo der Umschlag gefunden wurde, sollte künftig als Sitz des Notarsbüros von Frau Şerban dienen. Am Vorabend, als sie eine Erklärung abgab, hatte Frau Şerban im Untersuchungsdossier überhaupt keine Eigenschaft, denn gegen sie war noch keine Strafverfoldung eröffnet worden.“

Fakt ist, dass nach mehrstündigen Verhören beim Temeswarer Sitz der DNA sowohl die Rechtsanwältin und künftige Notarin Ramona [erban, als auch die Notarin Ana Valentina Claici und der Polizeikommandant von Neumoldowa, Kommissar Nicolae Sava freigelassen wurden – letzterer gilt jetzt als ausschließlicher Vermittler der Bestechung des Richters und als Kurier für das Geld.

Die Krimi-Variante mit der falschen Fährte durch einen zweiten Kurier und dessen Fahrt über serbisches Territorium zurück aufs rumänische, wo er dann den „Geldkoffer“ übernommen haben soll, wird nicht mehr erwähnt.
Wir erinnern daran, dass der Richter und Vizepräsident des Appellationshofs von Temeswar, Cătălin Mihai Şerban, im Berufungsverfahren gegen Iacob Chişărău ein milderes Urteil, wenn nicht gar einen Freispruch erwirken sollte.

Chişărău ist der seinerzeitige Generaldirektor von Moldomin Neumoldowa und Alleinschuldiger des Verkehrsunfalls vom 6. Mai 2011, mit drei Toten und einem auf Dauer Behinderten. Zur Urteilsmilderung oder gar Aufhebung des Urteils soll Şerban ursprünglich 60.000 Euro gefordert haben, schließlich hat er 50.000 Euro bekommen. Jene, die im Umschlag im künftigen Notarsbüro seiner Frau gefunden wurden.