Herkulesbad – Der größte der rumänischen Nationalparks, Cerna-Tal – Domogled, im Großraum um das Kurbad Herkulesbad/Băile Herculane, wurde vom Ministerium für Umwelt, Gewässer und Forste zum Pilotprojekt erklärt: der zuständige Minister, Barna Tánczos (UDMR) gab im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt, dass sein Ministerium entschieden habe, das Prozedere zu eröffnen, um den Unberührtheitsgrad in den rumänischen Natur- und Nationalparks bis auf mindestens 75 Prozent der jeweiligen Parkfläche zu vergrößern – und damit einer Vorgabe der EU und der Internationalen Union für die Konservierung der Natur (englisches Kürzel: IUCN) zu entsprechen. Beginnen werde Rumänien mit dem flächengrößten und leider auch unter dem Holzeinschlag durch die Nationale Forstbehörde RA Romsilva SA am stärksten betroffenen Nationalpark rund um Herkulesbad.
„2021 haben wir uns im Ministerium sehr intensiv mit den Statistiken der Schutzzonen und mit Fragen nachhaltiger Entwicklungschancen der Gemeinschaften im Umfeld der Natur- und Nationalparks beschäftigt“, sagte Umweltminister Tánczos den Medien. „Diese Beschäftigung stand und steht im Einklang mit den Empfehlungen der EU und mit dem Programm der amtierenden Regierung, mit der Strategie zum Erhalt der Biodiversität und mit jener zum Erhalt der Vielfalt des Forstbestands in den Karpaten. Eine Umwidmung von Flächen innerhalb eines Natur- oder Nationalparks ist aber ein komplexer Prozess. Er setzt auch normative Novellierungen voraus. Desgleichen neue Studien und die unaufhörliche Rückfrage bei allen Betroffenen und Interessenten. Am wichtigsten: nichts von all den Vorhaben darf bloß auf dem Papier bleiben. Und: schützenswert und geschützt soll und muss alles bleiben, was ökologisch wertvoll ist. Der Nationalpark Cerna-Tal – Domogled-Massiv ist einer der 13 Nationalparks Rumäniens. Und er ist in weiten Teilen repräsentativ für die rumänischen Nationalparks, weil er über nahezu alle geschützten und schützenswerten Areale verfügt, die, vereinzelt und nicht so geballt, auch in anderen Nationalparks vorkommen. Gleichzeitig ist es jener Nationalpark Rumäniens, wo die Umweltschutzorganisationen und die Zivilgesellschaft leider die meisten unerlaubten menschlichen Eingriffe und Regelwidrigkeiten feststellen mussten und der Öffentlichkeit bekanntgegeben haben. Gegenwärtig liegt der Prozentsatz des strengstens Geschützten in diesem Nationalpark bei 48 Prozent.“
Im Laufe dieses Jahres läuft die Revisionszeit des Managementplans für den Nationalpark Cerna-Tal – Domogled ab. Bis dann muss das Areal des unberührbaren Teils des Nationalparks um rund 30 Prozent vergrößert werden. Deswegen hat das Ministerium diesen Nationalpark zum Pilotprojekt erklärt: man will möglichst viele Kräfte auf dieses Ziel hin bündeln. Minister Tánczos hält die Schlussfolgerung aus dem Projekt Cerna-Tal – Domogled offen: „Sollte sich die gewählte Formel als erfolgreich erweisen, starten wir eine Vervielfältigung des Pilotprojekts für gleich mehrere der verbliebenen Nationalparks und auf einen oder mehrere Naturparks.“
Agent Green und GEC Nera, zwei der beim Schutz der Nationalparks des Südbanats aktivsten Umweltschutzorganisationen, haben den Plan des Ministeriums begrüßt. Der Augenblick für das Pilotprojekt in Herkulesbad sei geschickt gewählt, da der Managementplan ohnehin erneuert werden muss. Die beiden Organisationen zitierten auch eine jüngste Umfrage in Rumänien, gemäß welcher sich 90 Prozent der Befragten für einen viel strengeren Schutz der Forste in den Karpaten ausgesprochen haben. Agent Green veröffentlichte ein Pressekommuniqué, in dem es heißt, dass man sich als Umweltschutzorganisation in den Dienst dieser Sache zu stellen bereit sei, handelt es sich doch um „eine Causa von globalem Interesse“.