Hermannstadt – Zum Auftakt der Spielzeit 2022/2023, die zum 30. Mal im Internationalen Theaterfestival Sibiu (FITS) gipfeln wird, nehmen sich Intendant Constantin Chiriac und das Ensemble des Radu-Stanca-Theaters Hermannstadt (TNRS) in der Programmwahl statt eines Experiments die Aufführung zweier Repertoire-Klassiker in der Kulturfabrik vor. Freitagabend, am 16. September, eröffnet Miklós Bács aus Klausenburg/Cluj-Napoca als ständiger Gast in der Theaterhalle nahe der Ausfahrt nach Agnetheln/Agnita die Saison in Hermannstadt mit Fausts Einstiegsmonolog gemäß der Übersetzung Johann Wolfgang Goethes ins Rumänische von Ștefan Augustin Doinaș. Starschauspielerin und Ensemble-Mitglied des TNRS Ofelia Popii wird dem nicht weniger charismatischen Hauptdarsteller aus Klausenburg wie erwartet in der Rolle des Mephisto gegenübertreten und ihm über die gesamte Dauer der Inszenierung lebensecht widersprechen. Und keine 24 Stunden nach Vorstellungsende steht ihr Samstagabend darauf, am 17. September, im nach Eugenio Barba benannten Aufführungssaal der Theaterfabrik die Aufgabe bevor, dem Mehrfachrollenspiel der japanischen Kabuki-Inszenierung „Povestea prințesei deocheate“ (Die Geschichte der unanständigen Prinzessin) von Regisseur Silviu Purcărete gerecht zu werden, dessen polarisierende Handschrift bekanntlich seit fünfzehn Jahren schon auch den „Faust“ des TNRS kennzeichnet. Beide Vorstellungen zu Saisonstart beginnen um 19 Uhr. Wo Tickets für „Die Geschichte der unanständigen Prinzessin“ zum Einheitstarif von 60 Lei verkauft werden, müssen Zuschauer für Goethes „Faust“ um zusätzliche vierzig Lei tiefer in ihre Tasche greifen. Constantin Chiriac steht eben nicht nur der zweifelsohne besten, sondern auch der teuersten unter allen staatlich geförderten Kultureinrichtungen Hermannstadts voran.