Hermannstadt - Düstere Stimmung herrschte am Großen Ring/Piaţa Mare in Hermannstadt/Sibiu. Jedoch nicht am Abend der dreifachen Premiere, die vom Hermannstädter Balletttheater geboten wurde, sondern bereits zwei Tage im Voraus. „Es wird regnen. Der Wetterbericht sagt Schauer genau zu der Zeit des dritten Auftritts vor“, meinte mit besorgter Stimme der Pressesprecher des Theaters, als ich am Montagabend die Proben ansah. Tatsächlich kam am Mittwochabend der Regen. Zum Glück kam er zu früh. Kurz vor 20 Uhr begann es zu tröpfeln. Danach zu regnen. Und schließlich schoss das himmlische Nass so aus den Wolken, als würde es sich beeilen, noch vor der Vorstellung auch den letzten Tropfen zu Boden zu bringen. Eile war danach auch bei den Mitarbeitern des Balletttheaters angesagt: Die aufgestellten Stühle und die Bühne mussten abgetrocknet werden. Danach konnten sie nur hoffen, dass der Regen nicht das ganze Publikum abgeschreckt hat. Pünklich um 21 Uhr waren rund ein Drittel der Sitzplätze besetzt – ein etwas trauriges Bild für die letzte Ballettvorstellung der Saison. Zum Ende der Aufführung gab es jedoch kaum noch freie Plätze und viele Zuschauer standen oder saßen sogar am Boden.
Zwei junge Choreografen, die gleichzeitig aktive Tänzer des Hermannstädter Balletts sind, stellten dem Publikum ihre Kreationen vor. Zum Auftakt des Abends erstrahlte die Bühne in einem sanften Blau, das mit den Pastellfarben des Himmels konkurrierte. Die Choreografie des Balletts, das „Concert en Bleu“ genannt wurde, zeichnete Russel Hewey (USA). Seine Vision der Musik von Henri Vieuxtemps bot dem Publikum einen klassischen Tanz mit schönen Tutus bei Tänzerinnen und Männern in Strumpfhosen. Zu bemängeln bei diesem Auftritt war die bereits chronische Schwäche des Hermannstädter Balletts: Es fehlte an Synchronizität.
Eine deutlich bessere Leistung zeigten die Tänzerinnen und Tänzer bei den anderen zwei Auftritten. Es mag daran liegen, dass diese das neoklassische beziehungsweise das zeitgenössische Ballett zeigten. Die Aufführung „Impetus“, die von Aleisha Gardner gezeichnet wurde, glänzte nicht nur durch die interessante Musikauswahl, sondern auch durch das sichtbare Interesse und die Hingabe der Beteiligten. Die junge Tänzerin ist dem Hermannstädter Publikum auch als Choreografin bekannt: 2013 präsentierte sie mit Erfolg ihre erste Kreation, „Die Jahreszeiten“ zu der Musik von Antonio Vivaldi. Die letzte Aufführung des Abends trug den Titel „Nota, v² rog!“ und spielte dementsprechend in einem Restaurant. Diese Vorstellung wurde von den beiden oben genannten Choreografen gemeinsam kreiert. Auch bei diesem Ballett gab es einen spannenden Wechsel der verschiedenen Melodien, der den Übergang von einer tänzerisch erzählten Geschichte zu der anderen verdeutlichte. Nicht weniger dramatisch war der Einsatz des Requisits: die fünf Tische mit den Tänzerinnen darauf rollten auf der Bühne scheinbar chaotisch, jedoch gab es keinen einzigen Zusammenstoß. Das Publikum belohnte die Künstler mit tosendem Beifall und entließ sie in die wohlverdienten Ferien.