Drei Lawinenabgänge – Opfer gibt es keine

Schwerer Winter im Banater Bergland / Züge ausgefallen, Schulen geschlossen

Bis Donnerstagabend sind bei der Präfektur in Reschitza drei Abgänge von Schneelawinen gemeldet worden. Zwei Lawinen gingen bei Ruskitza/Ruschiţa zu Tal. Eine, die Donnerstag gegen 11 Uhr abging, blockierte teilweise das Bett des Padeş-Baches. Die andere war in den Morgenstunden des Donnerstag über Wirtschaftsbauten eines alleinstehenden Gehöfts niedergegangen.

Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte – das Katastrophenamt ISU „Semenic“ hatte nach dem Anruf durch den Bürgermeister von Rußberg (zu dem Ruskitza administrativ gehört) die Feuerwehr aus Karansebesch hinbeordert – hatten die Nachbarn der betroffenen Familie bereits die Stallungen freigeschaufelt und die Tiere gerettet.

Bei der Lawine, die das Bett des Padeş-Baches verstopfte, bestand die Gefahr, dass der Rückstau zu Überschwemmungen führen kann. 15 Gemeindebewohner versuchten dort, dem Wasser des Baches – der Bach führt glücklicherweise zur Stunde wenig Wasser – einen Weg zu bahnen. 20 Feuerwehrleute kamen ihnen zu Hilfe und sie schafften es schließlich, das Bachbett freizubekommen.

Die dritte Schneelawine ging im Weiler Cornişoru bei Bucova im oberen Bistratal nieder. Vor drei Jahren, als es den frühen Wintereinbruch mit massiven Schneefällen am 24. Oktober gab, war an derselben Stelle eine Schneelawine niedergegangen und hatte zwei Kinder unter sich begraben, die nur noch tot geborgen werden konnten. Diesmal gab es keine Todesopfer in dem einsamen Gehöft. Auch hier haben als erste die Nachbarn eingegriffen und haben der Frau, die allein zuhause war, beim Freischaufeln der Wirtschaftsbauten des Gehöfts geholfen und auch das Dach des Wohnhauses vom Schnee befreit, meldet Präfekt Octavian Ţunea.

Starrköpfe erschweren Straßenräumung

Die neuerlichen Schneefälle, die vergangenen Samstag eingesetzt und bis Donnerstagabend angedauert haben, haben fast doppelt soviel Schnee gebracht wie die bisherigen des gesamten Winters 2011/12, sodass im Raum Orawitza der Schnee zwischen 60 und 80 cm hoch liegt, auf dem Semenik bei 130 cm, 70 cm in Herkulesbad – wo ebenfalls Lawinenwarnung ausgegeben wurde – und auf dem Ţarcu, der höchsten Bergspitze des Banats, mehr als 200 cm Schnee liegen. Auf dem Semenik und auf dem Ţarcu gibt es Schneeverwehungen von mehreren Metern Höhe.

Die Bergstraße vom Prislop-Pass zum Semenik-Platteau (DJ 582E) ist seit Sonntag gesperrt. Auch mehrere Nationalstraßen im Banater Bergland sind nur mit gut für den Winter ausgerüsteten Fahrzeugen benutzbar, gab der Präfekt bekannt. Auf dem Semenik waren Donnerstag sechs Touristen blockiert, vier Temeswarer und zwei aus Konstanza. Sie hatten die Warnungen der Wetterwarte und der Verkehrspolizei ignoriert und konnten wegen der gesperrten Bergstraße nicht mehr talwärts fahren.

„Wir müssen, trotz der sehr hohen Kosten, nur für diese sechs Starrköpfe die Straße dringend freimachen und haben eine Schneefräse hingeschickt, die wir dringend andernorts gebraucht hätten. Leider sind die Chancen des Räumfahrzeugs ziemlich gering, denn auf der Bergspitze bläst weiterhin ein heftiger Wind und verweht augenblicklich die kaum freigemachte Straße“, meinte Präfekt }unea ziemlich verärgert. „Wir müssen nämlich auch den Gemeinden unter die Arme greifen, die selber über keine Schneeräumfahrzeuge verfügen und wir müssen dort vor allem einsamen Gehöften den Zugang zur Außenwelt ermöglichen. Das Gute: Uns sind bisher keine Stromausfälle gemeldet worden, auch die Gasversorgung klappt und die Trinkwasserversorgung funktioniert.“

Donauschifffahrt bleibt eingestellt

Der Donauhafen Alt-Moldowa ist weiterhin geschlossen, weil die Schifffahrt auf dem vereisten Donaustausee Eisernes Tor I eingestellt ist. Gesperrt ist auch die Bergstraße (DN 67D) zwischen Herkulesbad und Baia de Aramă in Nordwestoltenien. Auch die Uferstraße entlang des Donaustausees zwischen Neumoldowa und Orschowa ist nur mit Schneeketten befahrbar.

Nach wie vor patrouillieren 34 Streifenwagen der Verkehrspolizei auf den National- und Kreisstraßen des Verwaltungskreises Karasch-Severin und wachen über die Einhaltung von Verkehrsrestriktionen. Beispielsweise dürfen auf den Straßen Orawitza-Bozovici, Reschitza-Anina (DN 58), Karansebesch-Hatzeg (bei Bucova, DN 68)  und zwischen Doma{nea-Slatina Timiş keine Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen Zuladegewicht ohne Schneeketten verkehren. Immer noch sind auf den Kreisstraßen des Banater Berglands 63 Schneeräumfahrzeuge im Einsatz, auf den Nationalstraßen weitere 54. Die schwierigsten Straßenabschnitte sind unverändert die Hügelauf- und -abfahrten bei Bucova und bei Domaşnea.

Die Sozialdienste haben gegenwärtig in Karansebesch 18 Personen, weitere 18 Personen in Herkulesbad, 25 Personen in Bokschan, vier in Orawitza/Marila und zwölf in Reschitza in ihre Obhut genommen.

Schwierige Zugverbindung nach Bukarest

Laut Angaben des Sprechers des Reschitzaer Rathauses sind die Schneeräumdienste in der Stadt rund um die Uhr im Einsatz, mit je 15 Leuten pro Schicht, die die Straßen schneefrei halten sollen. Zur Räumung der Gehsteige und zur Schaffung von Trampelpfaden auf den Plätzen sowie zur Reinigung der Brücken und Hochbrücken über die Bersau/Bârzava und die Schienenstränge der Werksbahn sind weitere Sechs-Mann-Teams im Einsatz. Unzugängliche Straßen gibt es in Reschitza laut Rathaus keine.

Hingegen sind nach wie vor mehrere Zugverbindungen unterbrochen. Die Nachtzugpaare 591/594 auf der Strecke Temeswar-Bukarest (mit Anschluss in Karansebesch von Reschitza aus), der internationale Zug 361/2 Bukarest – Belgrad über Karansebesch-Temeswar und der Lokalzug 9694 Orawitza - Anina sind eingestellt, während auf den Streckenabschnitten Lugosch-Karansebesch-Herkulesbad-Orschowa und Karansebesch-Reschitza Süd „unter winterlichen Bedingungen“ verkehrt wird. Auskünfte über die aktuelle Lage des Schienenverkehrs können über die Website der Nationalen Eisenbahngesellschaft SNCFR sowie an den Schaltern der Bahnhöfe bzw. bei der Eisenbahnauskunft eingeholt werden.

Im Banater Bergland waren 54 Schulen geschlossen, 13 Hauptschulen mit dem Status einer Rechtsperson und 41 von diesen verwaltete Schulen. Betroffen waren die Schulen in den Räumen Anina, Băuţar, Bozovici, Ezeriş, Şopotu Nou, Turnu Ruieni und Verendin. Vor allem viele Kindergärten mussten geschlossen werden, in erster Linie wegen der Überlastung der Heizzentralen. Betroffen waren insgesamt 5229 Kinder im Banater Bergland.

Zahlreiche Schulen haben beim Schulamt ein Kurzprogramm angemeldet: Pojejena, Belobreşca, Lupac, das Technische Kollegium Reschitza. Der Kleinbustransport der Schüler aus Duleu (9 Schüler) und Valea Mare (8 Schüler) zum Schulzentrum der Allgemeinbildenden Schule Fârliug konnte wegen dem Straßenzustand nicht durchgeführt werden.

Bürgermeister begleicht Ordnungsstrafe

Einen interessanten und vielsagenden Vorfall hat es diese Woche in Karansebesch gegeben. Ein Treckerfahrer der Stadtbewirtschaftung, der bei der Schneeräumung der Straßen eingesetzt war, hatte ein falsch geparktes Fahrzeug ungewollt gerammt und war von der Verkehrspolizei, obwohl offensichtlich unschuldig, mit einer Geldstrafe belegt worden, die nahezu Dreiviertel seines Monatslohns ausmachte. Wütend reichte der Mann nach dem 16-stündigen Dauereinsatz seinen Rücktritt ein.

Bürgermeister Ion Marcel Vela, dem der Vorfall berichtet wurde, einschließlich die Empörung der Zeugen des Vorfalls wegen des Vorgehens der Verkehrspolizei, beglich aus eigener Tasche die Geldstrafe des Treckerfahrers. Am nächsten Morgen erschien der schuldlos Bestrafte neuerlich im Dienst und nahm diesen mit der Bemerkung wieder auf: „Wenn ich meinem Bürgermeister so viel  bin, dass er meine Strafe bezahlt, dann ist er es wert, dass ich weiter für die Stadt arbeite!“