Hermannstadt – Mit dem Lösen eines Tickets für den Besuch der Ausstellung des Sibiu Contemporary Art Festivals (SCAF) in dritter Auflage seit Freitag, dem 23. September, muss kein Wagnis eingegangen werden. Aber etwas trauen muss man sich doch, um nach dem Eintreten in den Haupt- und Nebenraum der Abteilung des Brukenthalmuseums für Zeitgenössische Kunst den Blick für die Unterschiede zwischen analoger und digitaler Machart nicht ganz zu verlieren. Dass Maler Robert Șimon als Zeichner visueller Effekte digitaler Anwendung das Plakat für die aktuelle Auflage des SCAF entworfen hat, deren Thematik deckungsgleich mit dem Stichwort „Alphaverse“ ist, bedeutet mehr als nur Versuche einer Verschiebung von Richtwerten für den Alltag im 21. Jahrhundert gegenüber jenen des vergleichsweise ruhig geordneten Lebens im 20. Jahrhundert. Selbst Werke von Könnern wie Maler Florin Viorel, Vorsitzender der Filiale Sibiu der Innung der Bildenden Künstler Rumäniens (UAP) und Lehrer am Kunstgymnasium Hermannstadt, Bildrestaurator Ioan Muntean oder Freiberufler Albert Sofian treten als Exponate des SCAF plötzlich im Spielfeld traditionsverhafteter Kunst auf. Ihren teils um zehn bis zwanzig Jahre jüngeren Kollegen und Kolleginnen können und wollen sie das Publikum jedoch nicht verleiden.
Die rekordverdächtig gut besuchte Vernissage des SCAF bestätigte die Hoffnung des veranstaltenden Vereins „Brukenthal von Studio“ auf eine Halle in Hermannstadt eigens für zeitgenössische Kunst. Dr. Alexandru Constantin Chituță, dem interimistischen Direktor des Brukenthalmuseums, schwebt mittel- bis langfristig ein Raum für eine Kunst-Biennale vor. Noch mangelt es an Finanzen für derartige Vorhaben. Publikumsinteresse hingegen ist zweifelsohne gegeben. Mitveranstalter des SCAF 2022 bis Ende Oktober sind das Enjoy Art Studio, das Brukenthalmuseum, der Kulturverein „Pictor Octavian Smigelschi“, die Online-Plattform Modernism.ro, Robert Șimon als Autor der Homepage killborngraphics.com und die Kaffeebohnen-Rösterei „Flow“.