Karlsburg - Das Modell der Dualen Berufsschule aus Kronstadt/Braşov findet Nachahmer in Karlsburg/Alba Iulia. Hier wurde am 18. September die „Deutsche Berufsschule Karlsburg/Şcoala Profesională Germană Alba Iulia“ eingeweiht. Realisiert wurde das Projekt auf Initiative des Kreisrates Alba Iulia zusammen mit dem Kreisschulinspektorats, dem Bürgermeisteramt Karlsburg und – nicht zu vergessen – der Wirtschaft im Kreis. Sieben Unternehmen beteiligen sich an der Finanzierung und Schülerwerbung, nämlich die in Cugir und Mühlbach/Sebeş ansässige Daimler-Tochter Star Transmission sowie Bosch Rexroth aus Blasendorf/Blaj sowie Supremia, Saturn, Transavia, IPEC und Apulum. Rekordverdächtig ist die Umsetzungszeit: Von der ersten Interessensbekundung im Januar dieses Jahres bis zur Eröffnung der Schule vergingen lediglich neun Monate.
Die Schule hat ihren Sitz Gebäude der Technischen Berufsschule „Alexandru Domşa“, das im Vorfeld der Eröffnung vom Kreisrat renoviert und ausgestattet wurde. Das an der deutschen dualen Berufsausbildung orientierte zweieinhalbjährige Lehrangebot richtet sich an Schüler ab der neunten Klasse, die einen an zeitgemäßen Erfordernissen ausgerichteten technischen Beruf erlernen wollen. Der Schwerpunkt des Programms liegt auf der praktischen Ausbildung. Im ersten Schuljahr verbringen die Schüler 60 Prozent der Lehrzeit in der Werkstatt bzw. den Partnerunternehmen, 40 Prozent auf der Schulbank, im zweiten Schuljahr erhöht sich der Praxisanteil auf 75 Prozent.
Insgesamt 54 Schüler werden in vorerst zwei Klassen zu Elektromechanikern und Gießern ausgebildet werden. Die Schüler erhalten einen monatlichen Ausbildungszuschuss in Höhe von 400 Lei, jeweils zur Hälfte finanziert vom Bildungsministerium und den Partnerunternehmen. Der Abschluss wird nach Aussage der Initiatoren in Rumänien staatlich anerkannt und verhelfe den Absolventen zu einem leichteren Einstieg in den Arbeitsmarkt, versprechen die Initiatoren. Bei der Bewerbung bei einem Partnerunternehmen der Schule würden diese Kandidaten bevorzugt eingestellt, heißt es.
Einer der Befürworter des Projektes ist Bernd Krottmayer, Geschäftsführer von Star Transmission. „Es war für die beteiligten Firmen sehr wichtig, dass der Kreisrat Verantwortung übernimmt.“ Die beteiligten Firmen hätten ein an entsprechenden Erfahrungen in Kronstadt und Hermannstadt/Sibiu orientiertes Ausbildungskonzept entwickelt sowie die Werkzeugausstattung wie Werkbänke und Maschinen, darunter Drehbänke oder Fräsmaschinen, gestiftet. Besonders lobenswert findet Krottmayer die Beteiligung rumänischer Unternehmen am Projekt, ohne die ein solches Vorhaben nicht zukunftsfähig wäre. In Zukunft soll nicht nur die Schule in Karlsburg ausgebaut werden. „Die Idee ist, in Siebenbürgen fünf, sechs Leuchtturmschulen zu gründen, die verschiedene technische Schwerpunkte haben“, erklärt Krottmayer ein Ziel, dass er gemeinsam mit anderen Unternehmenslenkern verfolgt.
Unter den Gästen der Eröffnungsfeier waren Vertreter des Baden-Württembergischen Kultur- und Bildungsministeriums, der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung Esslingen sowie der Stuttgarter L-Bankl, die das Vorhaben unterstützten. Die lokale Politik war unter anderem mit dem Karlsburger Vizebürgermeister Dorin Şerdean und dem Kreisratsvorsitzenden Ion Dumitrel vertreten. Der Kreisrat gehörte auch zu den wichtigsten Förderern des Projektes.