Temeswar (ADZ) - Bürgermeister Dominic Fritz hat bei einem Treffen mit wichtigen Vertretern der Temeswarer Kulturszene die Eckpunkte für den Neustart des Kulturhauptstadt-Programms vorgestellt, dem skandalumwitterten Kulturhauptstadt-Verein soll dabei eine schwindend geringe Rolle zukommen. Mehr als vier Jahre nach der Ernennung der Stadt zur Kulturhauptstadt im Herbst 2016 habe der Enthusiasmus deutlich nachgelassen und der Verein befinde sich in einer tiefen Vertrauenskrise, die kaum zu überwinden ist, so die Bilanz des Bürgermeisters. Zwar könne sich der Verein weiterhin an dem Projekt beteiligen, aber er könne keineswegs mehr als Schlüssel zum Erfolg betrachtet werden. Er wolle nicht unbedingt die Auflösung des Vereins durchsetzen, aber man könne nicht ein Jahr damit verbringen, all das zurechtzubiegen, was vier Jahre lang in der Vereinsstruktur schief gelaufen ist, sagte Fritz.
Deshalb solle eine Abteilung im Rathaus gegründet werden, die sich mit der Umsetzung aller Strategien im Kulturbereich, der Vertretung der Stadt in allen entsprechenden Gremien, der Zusammenstellung des Eventkalenders und der Ausarbeitung von Studien und Dokumentationen beschäftigen wird. Finanzierungen sollen jedoch nicht über diese Verwaltungsstruktur beantragt und abgewickelt werden, sondern über ein für diesen Zweck zu gründendes Temeswarer Projektzentrum. Eine ähnliche Idee hatte auch der ehemalige Bürgermeister im vorigen Sommer, doch wegen ungeklärter juristischer Detailfragen muss diese Entität neugegründet werden. Auch entsprechen die Vorstellungen des neuen Bürgermeisters nicht gänzlich jenen seines Vorgängers: Fritz möchte, dass das Projektzentrum alle Finanzierungsfragen in den Bereichen Kultur, Sport, Bildung und Umwelt koordiniert, Ausschreibungen organisiert und Finanzierungen gewährt. Dafür soll es einen erheblichen Teil jener Geldsummen erhalten, die die Stadt Temeswar bisher dem Kulturhauptstadt-Verein und dem städtischen Kulturhaus zur Verfügung gestellt hat.
In dritter Linie plant der Bürgermeister die Gründung jenes Fördervereins, den der Verband des Temeswarer Gaststättenwesens schon seit Langem gefordert hat. Hierbei soll es sich um eine Organisation handeln, die das Reiseziel Temeswar vermarkten wird. Finanziert werden soll sie aus der von Touristen zu bezahlenden Übernachtungsgebühr sowie aus Mitgliedsbeiträgen.
In Kürze soll auch ein Unterstaatssekretär im Kulturministerium ernannt werden, dessen ausschließliches Aufgabengebiet die Betreuung des Temeswarer Kulturhauptstadt-Projekts sein soll. Gleichfalls steht die Gründung eines Koordinationskomitees an, das das offizielle Kulturprogramm für 2023 gestalten und es in Einklang mit dem von der Europäischen Kommission genehmigten Kandidaturantrag der Stadt bringen soll.