Ehrenwürde mit Protesten

Horia-Roman Patapievici ist Doktor Honoris Causa

Horia-Roman Patapievici, auf der Temeswarer Buchmesse „Bookfest“
Foto: Ana Sălişte

Umstrittene Ehrung an der Temeswarer Westuniversität: Am Wochenende wurde die Ehrendoktorwürde an Horia-Roman Patapievici, Schriftsteller und Leiter des Rumänischen Kulturinstituts ICR, verliehen. Die Entscheidung löste Proteste aus: Etwa 10 bis 15 Protestler versammelten sich am Samstag, dem 17. März, vor der Temeswarer Westuni, um sich gegen die Ehrenwürde zu stemmen.

Die Protestaktion wurde von Universitätsprofessor Viorica Bălteanu initiiert. Patapievici wird vorgeworfen, er habe behauptet, der rumänische Nationalschriftsteller Mihai Eminescu sei ein „politischer Leichnam“, der aus der rumänischen Geschichte entfernt werden müsse, da er die Integration in die Europäische Union verhindere.

Patapievici habe hiermit die Geschichte und die Werte Rumäniens beleidigt, so Bălteanu. Er hasse das rumänische Volk und dessen Geschichte, so die Protestler.

Dagegen bezeichnete Patapievici die Vorwürfe als „Phantasmen“, die komplett falsch seien. „Diese Menschen haben meine Texte und Bücher nicht gelesen. Sie haben nur `Ausschnitte` im Internet gelesen, die nicht von mir stammen. Es geht um Texte, die von Antisemiten und Legionären geschrieben wurden, eben, um ein Komplott in diesem Sinne zu schmieden. Ich habe meinem Land mit Würde und Treue gedient“, so Patapievici.

Was seine Tätigkeit beim Rumänischen Kulturinstitut angeht, behauptete er, der Kultureinrichtung ginge es besser als je zuvor: „Nie lag das Rumänische Kulturinstitut so weit vorne, unter den anderen europäischen Kultureinrichtungen, wie jetzt. Die rumänische Kultur und die rumänischen Künstler werden stärker als je zuvor gefördert. Die Vorwürfe sind also unbegründet. Ich kann das mit Zahlen nachweisen“, so Patapievici.

Die Westuniversität Temeswar/Timişoara würdigt Horia-Roman Patapievici aufgrund seiner Leistungen als Leiter des Rumänischen Kulturinstituts und seines Beitrages zur Förderung der rumänischen Kultur im Ausland. Marilen Pirtea, Rektor der Temeswarer Westuniversität, sowie Cornel Ungureanu, Leiter des Temeswarer Schriftstellerverbands, wohnten der Veranstaltung bei.

Es sei die erste Ehrenwürde dieser Art, die Patapievici erhalten hat. „Mein erster Vortrag, den ich jemals gehalten habe, hat in Temeswar stattgefunden. Nun erhalte ich hier auch meine erste Ehrendoktorwürde. Ich fühle mich geehrt, dieser Alma Mater der Westuniversität beizutreten“, so Horia-Roman Patapievici.

Der Schriftsteller war auch auf der Temeswarer Buchmesse „Bookfest“ präsent, wo er ebenfalls mit einer Protestaktion klarkommen musste. Hier versuchte ein Protestler, einen Streit anzuzetteln. Mit einem Protestbanner versuchte er, den Vortrag von Patapievici im Rahmen der Buchmesse zu boykottieren. Patapievici übergab ihm das Wort, damit er seine Vorwürfe öffentlich vorbringt. Im Anschluss sprach der Schriftsteller: „Dieser Mann hat mir nichts vorzuwerfen. Es ist alles nur Unsinn. In  unserer Gesellschaft ist es schwer, einen Dialog zu führen. Wir haben einen kritischen Punkt erreicht, wenn wir uns gegenseitig verabscheuen, auf Grund von unbegründeten Phantasmen“, so der Schriftsteller.

Nie sei es Rumänien so gut gegangen, wie jetzt, vor allem, was die geopolitische Lage des Landes angeht, meint Patapievici. „Wir erleben jetzt keine Diktatur, kein kommunistisches Regime. Es gibt genug Gründe dazu, diesen Augenblick, in dem wir leben, zu genießen. Doch wir tun es nicht. Wir schaffen es nicht, mit unseren Mitmenschen eine Beziehung zu pflegen, die auf Verständnis basiert“, sagte Patapievici.