„Ein anderer Weihnachtsmarkt als die, die man sonst aus den Städten kennt“

Der Weihnachtsmarkt von Holzmengen zieht Besucher aus nah und fern an

Vor der Holzmengener Scheune, am Lagerfeuer

Holzmengener Colinde-Chor

Honig aus Hahnbach/Hamba, kaltgepresste Lavendel-Seife mit regionalen Zutaten und Kosmetika gab es am Stand von Willi Tartler zu kaufen.

Am Stand von Victor Căldărar aus Pretai/Brateiu | Fotos: Aurelia Brecht

Glasmacher Horațiu Oltean aus Mediasch präsentiert seine Waren.

Holzmengen – Zum siebten Mal öffnete der Holzmengener Weihnachtsmarkt seine Tore: Der Markt in den Mauern der Kirchenburg findet traditionell am dritten Adventswochenende statt. Zu Beginn um drei Uhr nachmittags empfing die Besucher am Tor ein lebendiger Esel – ein Akteur der „lebenden Krippe“, die am Abend gezeigt werden würde. Gleich zu Beginn fällt auf: Unter den Besuchern sind viele Familien mit Kindern. 

Wer Weihnachtsgeschenke suchte, der fand: Dem regelmäßigen Besucher konnte dabei nicht entgehen, dass das Angebot dieses Jahr gesteigert worden war – sowohl in der Menge, als auch in der Qualität und Vielfalt der Waren. Künstler und Händler aus dem Harbachtal/Valea Hârtibaciului boten Handgefertigtes zum Verkauf an: Von Honig, Gestricktem und Gehäkeltem, Schmuck, Seifen und Kosmetika, über Backwaren und Wein, bis zu Töpfer- und Glaswaren, blieb kein Wunsch unerfüllt. Die Stände, die man im Innenhof der Kirchenburg gegenüber dem Pfarrhaus aufgebaut hatte, waren den ganzen Nachmittag über gut besucht.

Auf der Rückseite des Pfarrhauses, der „Cantină“, bildeten sich bereits zur Eröffnung lange Schlangen: Hier konnte man Schmalz- und Zacuscă-Brote, saure Suppe/„Ciorbe“, Krautwickel/„Sarmale“ und Krapfen/„Gogoși“ erstehen. Auch in der Scheune neben dem Lagerfeuer bildeten sich Menschentrauben – Aufwärmen bei Glühwein und Punsch.

Reinhart Guib, Bischof der Evangelischen Kirche A. B. Rumänien, verfolgt die Entwicklung des Weihnachtsmarkts seit den Anfängen: „Es gibt jedes Jahr mehr Beteiligung und es herrscht eine gute Atmosphäre.“ Der Markt bringe Leute zusammen, sagt er. „Ich finde es schön, wie die Organisatoren des Marktes ihn über die Jahre weiter betreiben und ihn ausgebaut haben, mit Musik und verschiedenen Programmpunkten.“ Der Markt werde besonders begangen – mit Menschen aus Siebenbürgen und darüber hinaus: „Es ist ein anderer Weihnachtsmarkt als die, die man sonst aus den Städten kennt.“

Auch Ruth István, Mitglied im „Verein Europäisches Jugendbegegnungszentrum Kirchenburg Holzmengen e.V.“/„Asociația CEPIT“ ist stolz auf die Entwicklung des Weihnachtsmarkts: Es gebe ein höheres Besucheraufkommen als im letzten Jahr, die Steigerung findet jedes Jahr statt.“ Das Programm sei jedes Jahr gleich, erzählt sie: „Das wollen wir auch so beibehalten.“ Durch die Aussteller und den Harbachtal-Chor, der ein Konzert in der Kirche darbietet, gebe es viel Präsenz aus dem Harbachtal. Auch unter den Besuchern sind viele Vertreter verschiedener Initiativen aus der Region anzutreffen. Die Schmalspurbahn „Wusch“ fährt parallel zur Veranstaltung – was vom Publikum besonders gut angenommen wird.

In der Tat herrscht auf dem Markt reger Andrang – vereinzelt sind Autokennzeichen aus Bukarest/București, Klausenburg/Cluj und Temeswar/Timișoara zu sehen. Punktuell werde das Besucheraufkommen zur Herausforderung, so die Organisatoren. Man wolle aber versuchen, den vorhandenen Platz bestmöglich auszunutzen und den Markt in der bestehenden Form beizubehalten. Auch den Vorschlag alles auf einen zweiten Tag auszudehnen, habe es hie und da gegeben, so Ruth István: „Aber lieber gestaltet man einen ansprechenden und schönen Tag.“

Der letzte Programmpunkt an diesem Abend ist die „musikalische Überraschung“, zu der die Organisatoren jedes Jahr besondere Musikerinnen und Musiker einladen: Diesmal singen Samantha und Antoni von „This Rromerican Life“, die vor anderthalb Jahren nach Hermannstadt/Sibiu gezogen sind. Am heutigen Abend erfreuen sie die Zuhörer mit Weihnachtsliedern – die Band hat aber auch eigene Alben herausgebracht und tritt seit einiger Zeit in Hermannstadt und Umgebung auf.

Für Ruth István ist der Weihnachtsmarkt ein Herzensprojekt – das merkt man. „Das alles wäre nicht möglich ohne eine riesige Mannschaft an fleißigen Helfern, die mitmachen, anpacken und vom Weihnachtsmarkt ebenso begeistert sind“, sagt sie. Kinder rennen über den Pfarrhof, vom Lagerfeuer tönt Musik, am Infostand werden die Gewinner der Tombola ausgelost. Überall passiert etwas – dicht an dicht steht man beisammen, schlürft Glühwein, unterhält sich. Langsam klingt der Abend aus. Im nächsten Jahr wird man sich wiedersehen. Für viele unter den Anwesenden wird es nicht der letzte Weihnachtsmarktbesuch in der Kirchenburg von Holzmengen gewesen sein. 


Die Veranstaltung wird organisiert vom „Verein Europäisches Jugendbegegnungszentrum Kirchenburg Holzmengen“ („Asociația CEPIT“) und dem Demokratischen Forum der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS). Unterstützt wurde der Weihnachtsmarkt außerdem durch den Verein „CasApold“ aus Trappold/Apold, den Verein „Hosman Durabil“ aus Holzmengen/Hosman, das Land Kärnten, sowie das Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt. Sowohl die HOG Holzmengen, als auch die neu gegründete evangelische Kirchengemeinde Holzmengen waren in diesem Jahr in großer Zahl unter den Besuchern vertreten.