Hermannstadt - Am Anfang war das Wort. Danach folgte der Tanz. Mit der Lesung aus dem ersten Kapitel des Johannesevangeliums begann am Mittwoch die Tanzvorstellung „Missa Prophana“ im Gewerkschaftskulturhaus. Die Rolle des Vorlesers hatte der Schauspieler Florin Zamfirescu inne. Den Rest erledigten gekonnt, wie bei allen zeitgenössischen Tanzvorstellungen, die Tänzerinnen und (ein) Tänzer des Hermannstädter Balletttheaters. Für Choreografie und Regie zeichnete Sergiu Anghel.
„Missa Prophana“ stellt eine Mischung aus dem höchst Profanen und dem stark Sakralen dar. Das Letztere wird durch drei Lesungen aus den Evangelien sowie die letzte Szene unterstrichen. Die Verbindung zwischen diesen so unterschiedlichen Welten gelingt mit Hilfe der einzigartigen Musik des berühmten argentinischen Komponisten Ariel Ramírez. Im profanen Teil geht es um das Leben sowohl des Einzelnen als auch um das Leben zu zweit. Die Peripetien des gemeinsamen Lebens zweier Menschen werden großartig als ein Balancieren auf einem Seil dargestellt, mit seinen Höhen und Tiefen, bis zum gemeinsamen Fortgehen in das symbolische Licht. Insgesamt hat die Darstellung eine sehr starke christliche Prägung, die im Sterben des Hauptdarstellers (Keston Meyer) und dem Herabsenken des Blutkelches kulminiert.
Man muss zum wiederholten Male unterstreichen, dass die zeitgenössischen Aufführungen dem Hermannstädter Balletttheater eindeutig besser gelingen als die klassischen. Sowohl die Leistung von Keston Meyer, des einzigen männlichen Darstellers, als auch die seiner Partnerinnen Ada Gonzalez, Myrna Squire, Shayna Skal, Megan McCoy und Morgan Sanborn waren hoch qualitativ. Die Kostüme von Rodica Kabdebo sowie die interessanten Lichteffekte trugen zum Gelingen der Vorstellung bei.