Temeswar - Welchen Sinn machen heute Bücher über das Ceauşescu-Regime, ein trauriges Kapitel unserer Geschichte, das viele vergessen und begraben möchten? Die Ratio ist da, wenn man bedenkt, dass leider nur zuviel von den Tatsachen unter den Teppich gekehrt wurde, dass der rumänische Staat selbst nach zwei Jahrzehnten diese Epoche nicht gründlich aufgearbeitet hat. Das schreckliche Ausmaß der Diktatur, die wahre Zahl der Tausenden Opfer, sind bis heute im Bereich der Dunkelziffern geblieben. Diese Lücke füllten und füllen heute noch die von den Zeitzeugen, meist Opfer des Regimes, verfassten Tatsachenberichte. So auch das Büchlein „Über drei Grenzen“ des Lugoscher Schriftstellers Laurian Lodoabă, das heuer in der Übersetzung des Wiener Autors Hans Dama im österreichischen Verlag Pollischansky erschienen ist. Die Vorlage dazu war die 2007 herausgebrachte rumänische Fassung.
Der Übersetzer Hans Dama stellte nun das Buch und dessen Autor in der Temeswarer Österreich-Bibliothek einem vornehmlich jungen Hochschulpublikum als ein „spannend und teilweise fesselnd erzähltes Stück Literatur“ vor. In seinem Band schildert der Autor aus eigenen Erfahrungen die dramatischen Szenen seiner Flucht im Sommer 1989 über die Donau aus Ceauşescus kommunistischem Rumänien, die ihn illegal über drei Staatsgrenzen, durch Jugoslawien, Österreich bis nach Deutschland, in die ersehnte Freiheit aber auch wieder zurück in die Heimat geführt hat. Die Schilderung des geglückten Fluchtversuchs, die viele andere in den Tod geführt hatte, zeigt jedoch auch allerhand interessante Schicksale und Milieuschilderungen jener bewegten Zeit, kurz vor dem Mauerfall, aus vier Staaten auf.
Der Autor, der derzeit als Rückkehrer in seiner Heimatstadt lebt und da als Zahnarzt tätig ist, las Auszüge aus dem kleinen, nur 96 Seiten fassenden Buch, dieser abenteuerlichen aber eher tragischen Odyssee durch das Europa des Jahres 1989. Die Lesung führte demnach auch zu einer angeregten Diskussion über dieses geschichtliche Thema, über die Traumata des Exils, die Heimkehr, was ja auch heute für viele unserer Landsleute ein hochaktuelles Thema ist.
Zum Abschluss kündigte Hans Dama, der sich seit Jahren als Vermittler zwischen der österreichischen und rumänischen Kultur Verdienste erworben hat, eine derartige Kulturveranstaltung in Wien an: Für den 13. Mai ist im Bezirksmuseum Josefstadt (Wien) der Kulturabend „Rumänische Dichter aus Temeswar in Wien“ u.a. mit Simion Dănilă, dem bekannten Nietzsche-Übersetzer, Veronica Balaj, Adrian Weimer und Laurian Lodoabă vorgesehen. Für die Moderation sorgt Dr. Hans Dama, Obmann der Banater Schwaben Österreichs.