Ein Ex-Direktor, -Bürgermeister und -PDL-Kreisratsabgeordneter in Endlosprozessen

Neumoldowa/Reschitza - Am 6. Mai waren es drei Jahre seit dem furchtbaren Verkehrsunfall, bei dem der Ex-Generaldirektor des Bergwerks Moldomin aus Neumoldowa, Iacob Chişărău, mit seinem VW-Tuareg beim Passieren der Eisenbahnüberführung in der Nähe von Schag auf der zweispurigen Brücke eine Wagenkolonne überholte und in voller Wucht in einen regulär entgegenkommenden Opel Astra Caravan hineinraste, mit welchem vier Reschitzaer Studenten übers Wochenende nach Hause reisten. Drei waren auf der Stelle tot, einer laboriert (nach anfangs 80tägiger Krankenhausbehandlung) auch heute noch an seinen Verletzungen und wird wohl behindert bleiben, bedauern die Ärzte. Die Wucht des Aufpralls des Tuaregs auf der Gegenfahrbahn war so groß, dass das Fahrzeug der Verunfallten Totalschaden erlitt und beim Schrott landete. Die erste Reaktion Chişărăus nach dem Unfall war, auf der Stelle zu versuchen, das Steuer mit seiner Frau zu tauschen, was mehrere Zeugen direkt am Unfallort fotografisch dokumentiert haben. Danach versuchte er, eine Ohnmacht am Steuer vorzutäuschen oder, wie er auch bei allen Gerichtsverhandlungen beteuert hatte: einen „momentanen Bewusstseinsschwund”, den er vorgeblich erlitten hatte.

An jenem Freitag am späteren Nachmittag (um 18 Uhr herum) steckten jedoch so viele Zeugen in und aus Richtung Banater Bergland im durch den Unfall von Chişărău verursachten Stau auf der Brücke bei Schag fest, dass die vielen Winkelzüge, mit denen der Ex-Generaldirektor, Ex-Bürgermeister von Neumoldowa/Moldova Nouă und, zum Zeitpunkt des Unfalls, PDL-Kreisratsabgeordneter zusammen mit seinem Rechtsbeistand den Prozess über drei Jahre lang verzögert hat, letztendlich nichts genutzt haben. Er wurde 2013 zu über vier Jahren Gefängnis verurteilt. Die Eltern der von ihm getöteten Marcel Bienvenue N‘Zemba (20, ein Adoptivkind), Caius Bălteanu (19) und Romeo Turcea (25), sowie jene des Überlebenden, Alexandru T. (damals 20) sind in  Berufung gegangen und haben vom Obersten Gerichts- und Kassationshof auch ein hohes Schmerzensgeld sowie Entschädigungen in Höhe von Hunderttausenden von Euro von Chişărău gefordert. Dieser Prozess läuft noch.

Alle Zeugen, sowie jene, welche die Gerichtsverhandlungen in Reschitza verfolgt haben, sind einstimmig der Meinung, Chişărău habe zu keinem Zeitpunkt Gefühle oder gar Reue wegen dem von ihm verursachten tödlichen Unfall gezeigt, sondern immer und ausschließlich nur versucht, vor Gericht mildernde Umstände herauszuschlagen – und möglichst überhaupt nicht zur Verantwortung gezogen zu werden. Dauernd habe er neue Expertisen angefordert und dadurch mehr als zwei Jahre lang den Prozess hinausgezögert. Das erste Urteil – vier Jahre Gefängnis (ADZ berichtete) – fiel im März 2013. Seither laufen dagegen die Berufungsverhandlungen. Ebenfalls vor dem Obersten Gerichts- und Kassationshof läuft auch seine Berufung gegen das Urteil (drei Jahre Haft) im Korruptionsprozess wegen seinem Versuch, den Vizepräsidenten des Temeswarer Berufunsgerichts mit 50.000 Euro zu bestechen, den die Antikorruptionsstaatsanwaltschaft DNA durch ein Flagranti gestoppt hat (auch darüber berichtete die ADZ: Chişărău ließ über einen Mittelsmann an die Frau des stellvertretenden Präsidenten des Berufungsgerichts Temeswar, eine Notärin, das Geld überreichen, wobei die vom Mittelsmann, einem an der Donau sattsam bekannten Schmuggler, die vorher darüber informierte DNA zugeschlagen hat). Den Temeswarer Richter kostete das den Posten und eine Gefängnisstrafe.

Ins Stocken geraten sind hingegen allem Anschein nach die Untersuchungen im vorgeblichen Wirtschafts-Spionageprozess rund um die Reserven an Kupfer und seltenen Erden der Grube Neumoldowa, der mit einer spektakulären und fast liveübertragenen Verhaftung am Bukarester Internationaen Flughafen Otopeni begann und jetzt allmählich im Sande verscharrt zu werden scheint. Auch in dieser Causa (wir berichteten über den „russischen Wirtschaftsspion”, der in seinem Gepäck Unterlagen zu den Mineralienreserven von Neumoldowa hatte) hatte Chişărău seine Hand angeblich im Spiel. Fakt ist, dass über den vor wenigen Jahren groß herausgebrachten Spionagefall heute medial geschwiegen wird. Weil offensichtlich die Medien zu diesem Fall nicht mehr nachgefüttert werden. Oder, weil es in diesem Fall nichts Öffentlichkeitswürdiges zu berichten gibt.