Temeswar (ADZ) – In Begleitung der österreichischen Botschafterin in Bukarest, Margit Bruck-Friedrich, hat der Landtagspräsident des Bundeslandes Wien, Ernst Woller (SPÖ), am Samstag die Stadt Temeswar besucht und hierbei Gespräche sowohl mit dem Temescher Kreisratsvorsitzenden Alin Nica als auch mit dem Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz geführt. Im Vordergrund stand der von Österreich verhinderte Beitritt Rumäniens zum Schengen-Abkommen, Nica soll mit rationalen, vor allem ökonomisch bedingten Argumenten für den Beitritt Rumäniens zu diesem Abkommen plädiert haben.
Man habe nicht weniger als 1 Milliarde Euro in den Schutz der EU-Außengrenzen investiert, habe alle seine Verpflichtungen erfüllt und sich bereit gezeigt, allen Vertretern jener Schengen-Mitglieder, die Bedenken geäußert haben, Rede und Antwort zu stehen. Österreich sei nun verpflichtet, seinen Widerstand aufzugeben und alle seine inneren politischen Probleme zu überwinden, so dass im Rahmen der am 5. Dezember stattfinden Sitzung des EU-Rats Rumänien in den Schengen-Raum aufgenommen werden kann, sagte Nica im Anschluss des Treffens mit dem Wiener sozialdemokratischen Politiker und der österreichischen Botschafterin in Bukarest. Auch seien bisherige innerösterreichische Ängste im Zusammenhang mit der unkontrollierten Migration und dem Abbau von Arbeitsplätzen ungerechtfertigt, so Nica. Ganz im Gegenteil: Österreichs Wirtschaft würde massiv davon profitieren, dass gut ausgebildete rumänische Arbeitskräfte dorthin ziehen. Landtagspräsident Woller habe Nica zugesichert, dass dessen Argumente gültig seien, er werde sie weitergeben. Von einer Rücknahme der vor einem Jahr erteilten Absage könne derzeit aber noch nicht die Rede sein, auch wenn man sich in der allerfreundlichsten Atmosphäre ausgetauscht habe.
Ähnliche Gespräche soll der österreichische Landespolitiker auch im Temeswarer Rathaus geführt haben. Bürgermeister Fritz habe auf die Bedeutung einer Imagekorrektur hingewiesen, Rumäniens Image in Europa müsse deutlich verbessert werden, nur so könne man veraltete Denkweisen aufgeben. Der Sozialdemokrat Woller und Botschafterin Bruck-Friedrich waren sich darin einig, dass Rumänien ein vollberechtigter Partner des EU-Projekts sei und als solcher behandelt werden müsse. Einen diesbezüglichen Beitrag würden auch all jene rumänischen Bürger leisten, die in Österreich einer ehrlichen Arbeit nachgehen würden, so Woller. Ferner habe man sich über kulturelle Belange ausgetauscht und die österreichische Delegation eingeladen, an den Abschlussfeiern des Temeswarer Kulturhauptstadt-Jahres teilzunehmen. Botschafterin Bruck-Friedrich, die nun zum zweiten Mal Temeswar besucht hat, hob die besondere Anziehungskraft hervor, die die Stadt in diesem Jahr ausstrahle. In Temeswar habe man genauso wie in Wien die Bedeutung der Kultur beim Abbau von Ausgrenzung, Diskriminierung und Vorurteilen verstanden. Den Gedankenaustausch wolle man demnächst vertiefen, Temeswars Bürgermeister wurde nach Wien eingeladen.