Hermanstadt - In Kooperation mit dem rumänischen und österreichischen Bildungsministerium hat die NGO „Teatrul Vienez de copii“, die in Bukarest ihren Sitz hat, Mitte November eine Online-Konferenz für Lehrkräfte rund um den pädagogischen Wert des Theaterspielens ausgerichtet. An der Konferenz nahmen etwa 700 Lehrerinnen und Lehrer aus ganz Rumänien teil.
Im Zentrum des Abends stand die Bedeutung des Theaterspielens für alle Bereiche der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Theaterspielen wirkt sich nachweislich positiv auf die kognitiven und emotionalen Fähigkeiten von Kindern im Vorschulalter bis ins Erwachsenenalter aus. Zu diesem Thema sprach der Universitätsprofessor des Fachbereichs Psychologie und Erziehungswissenschaften Prof. Dr. Adrian Opre aus Klausenburg/Cluj: Theaterspielen führe zu höherer gedanklicher Flexibilität und zu einer Verbesserung in allen fachlichen Disziplinen, egal ob Mathematik oder Sprachen.
Silvia Rotter – selbst Schauspielerin – gebürtige Österreicherin und Gründerin von „Teatrul Vienez de copii“ sprach über die Begriffe Motivation, Konzentration und Aufmerksamkeit, die für den reibungslosen Ablauf von Lernprozessen unabdinglich sind. Wichtig in der heutigen Zeit sei es, besonders als Lehrperson darauf zu achten, dass diese drei Komponenten des Lernens verstärkt Beachtung finden und gestärkt werden: Kinder und Jugendliche lernen „physisch“ und theoretisch: Dabei können Bewegung, Gesang, Pantomime oder das Lernen über Geschichten eine tragende Rolle spielen. Rotter rief ferner dazu auf, als Lehrperson gute Fragen zu stellen, auf den richtigen Einsatz der eigenen Stimme zu achten, sowie zu versuchen, Quelle der Inspiration für die Lernenden zu sein.
Auch für Frau Dr. Oana Mosoiu, Dozentin an der Universität Bukarest im Fachbereich Erziehungswissenschaften, ist das Theaterspielen von zentraler Bedeutung und sollte in den Lehrplan aufgenommen werden. Es helfe dabei, zu erkennen, wie man Erkenntnisse praktisch umsetzen kann. Lehrerinnen und Lehrer sollten besonders darauf achten, offene Fragen zu stellen und damit die Person sein, die Lernen erleichtert. Wichtig dabei sei zudem, eine passende Sprache im Umgang mit den Lernenden zu finden: Diese sollte nicht auf „dem Nein“ beruhen, sondern durch explorative Fragen passende Lernanreize schaffen.
Im Programm des Abends traten auch zwei Jugendliche auf, die von ihren Erfahrungen der Projekte von „Teatrul Vienez“ berichteten: Die Projekte zielen neben dem zentralen Bestandteil des Theaterspielens auch auf das Thema Bewusstwerdung ab: Wie viel brauche ich im Leben, um glücklich zu sein? Wie viel digitale Welt ist tagtäglich nötig? Wie sehen traditionelle Handwerke aus, d.h. was kann ich mit meinen eigenen Händen herstellen? All dies, Brot backen, Schuhe selbst herstellen, können Jugendliche im Rahmen der Projekte lernen.
Frau Dr. Carmen Postulache, Professorin für Biologie an der Universität Bukarest, gab einen Einblick in verschiedene Themenbereiche wie etwa die Klima- und Umweltprobleme der heutigen Zeit sowie die Möglichkeiten, diese Probleme für Kinder und Jugendliche konkreter erfahrbar zu machen: So können Lehrende ihre Schülerinnen und Schüler bei-spielsweise ihren jeweiligen ökologischen Fußabdruck kalkulieren lassen; das macht den jeweiligen Verbrauch klar und konkretisiert das Thema für die Jugendlichen.
Insgesamt bot das Seminar einen breiten Überblick über Mittel des modernen und nonformalen Lernens und hielt zahlreiche Tipps und Tricks für Lehrerinnen und Lehrer bereit.