Kerz - Aus ungewohnter Perspektive erlebten die Teilnehmer des diesjährigen Kerzer Kronenfestes die Ruine der einstigen Zisterzienserabtei. Gefeiert wurde am vergangenen Sonntag nicht wie gewohnt im Pfarrhof, sondern vor dem frisch renovierten Predigerhaus. Weit über 300 Gäste zählten die Organisatoren der evangelischen Gemeinde in Kerz/Cârţa. Die Leitung des Bezirks Hermannstadt/Sibiu der evangelischen Kirche nutzte die Gelegenheit und lud aus Anlass des Kronenfestes zum Bezirksgemeindefest.
Den Festgottesdienst in der übervollen Kirche feierten Bischof Reinhart Guib, Bezirksdechant Dietrich Galter und Ortspfarrer Michael „Misch“ Reger. Guib äußerte in seiner Predigt den Wunsch, dass das Fest weiter wachse. „Es ist ein gutes Zeichen für unsere Gemeinden und gibt Hoffnung“, so der Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien. Für die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes sorgten Dechant Galter sowie die Hermannstädter Singgruppe „Sälwerfäddem“.
Höhepunkt des Nachmittags war der Umzug der mit Eichenzweigen und Wiesenblumen geflochtenen Krone und das folgende Klettern in den Kronenbaumes. Zahlreiche Besucher zogen mit den Jugendlichen um das Abteiensemble, angeführt von den Probstdorfer Adjuvanten auf dem Pferdewagen. In die Krone stieg heuer der 32-jährige Kristian Knepp – zum vielstimmig gesungenen Siebenbürgenlied. „Wir freuen uns, dass ihr so zahlreich erschienen seid“, rief er den Zuschauern aus der Höhe zu. Die Kinder des Dorfes freuten sich über Bonbons, die „Kneppi“ mit vollen Händen hinunter warf.
Anschließend ging es mit einem Kulturprogramm weiter im Hof des Predigerhauses. Ein Dutzend Kinder des Kerzer Kindergartens unter Leitung von Anna Pascu zeigten einen Aufmarsch sowie kurze Tänze. Wie in den Vorjahren folgten sechs Paare der Volkstanzgruppen der Hermannstädter Brukenthalschule der Einladung der Kerzer. Die Schüler unter der Leitung von Gertraud Nowak und Bianke Grecu tanzten einige siebenbürgisch-sächsische Tänze aus ihrem reichen Repertoire.
Viele Besucher waren aus Hermannstadt angereist, allein 30 von ihnen mit dem vom Hermannstädter Forum organisierten Bus. Pfarrer Gerhard Kenst kam mit Mitgliedern der Gemeinden aus dem Unteren Harbachtal sowie Talmesch/Tălmaciu und Girelsau/Bradu. Dabei waren Bewohner aus Groß- und Kleinschenk/Cincu und Cincuşor sowie weiterer Orte im Krautwinkel. Die Hermannstädter Pfarrer Georg Junesch und Klaus Untch reisten mit der Jugendgruppe an sowie Gemeindegliedern aus Großau/Cristian, Reußdörfchen/Rusciori, Hamlesch/Amnaş oder Neppendorf/Turnişor.
Nicht alle können an dieser Stelle erwähnt werden, doch es war ein fröhliches Aufeinandertreffen, das die Anwesenden sichtlich genossen. Diesen Aspekt hob auch Reger hervor. „Wir wollen diesen schönen Platz zur Verfügung stellen, damit wir zeigen, nicht nur wir können uns hieran erfreuen, sondern viele andere auch. Und wir hoffen, dass es nächstes noch mehr Besucher werden.“ Zur guten Stimmung trugen die Versorgung mit Grillgut, Cozonac und Getränken bei. Die Gäste konnten dabei auch einen Blick in das vom Gemeindemitglied und Unternehmer Hans-Martin Müller frisch renovierten Predigerhauses werfen, in dem künftig ein Informationsbüro und ein Heimatmuseum eingerichtet werden sollen sowie Reisegruppen bewirtet werden können.