Ein Novum für Reschitza

Bauprojekt von Ceetrus will Industriebrache in Wohnanlage umwandeln

Reschitza – 2020 beginnt in Reschitza ein urbanistisches Experiment, das weltweit nicht neu, für die Stadt an der Bersau aber ein Novum ist: Eine dreißig Hektar große Industriebrache am ehemaligen Industriestandort Mociur des Reschitzaer Maschinenbauwerks UCMR (das ist am rechten Bersauufer, zwischen Stadtzentrum und Neustadt) wird vom französischen Konzern Auchan durch seine Bau- und Immobiliensparte zu einem Wohn- und Freizeitzentrum umgewandelt. Dafür wurden Tatian Diaconu, einem der vier Mitglieder des internationalen Direktorats der Bau- und Immobiliensparte „Ceetrus” (Diaconu verantwortet für Rumänien, Polen, Russland und die Ukraine) dieser Tage in Bukarest Vorschusslorbeeren erteilt: der Preis „Eröffner neuer Wege im Wohnungsbau“ der Gala „Profitgeschichten made in Romania“.

Der Preis für Tatian Diaconu ist also direkt an Reschitza und die urbanistischen Umwandlungen gebunden, die von Bürgermeister Ioan Popa (PNL) initiiert worden sind und von denen dieser behauptet, er brauche für ihre Umsetzung „mindestens zwei Mandate“. Das erste geht mit Baubeginn auf der Industriebrache Mociur zu Ende, denn die Franzosen wollen Mitte 2020 mit den Bauarbeiten beginnen. Was auch impliziert, dass die einzige neue Halle, die dort steht und noch aktiv genutzt wird, jene für Fahrradmontage, abgerissen oder abgetragen und verlegt werden muss. Denn die Firma, die die Halle gemietet hat, hat einen Mietvertrag bis Ende Juni 2020, der nicht verlängert wurde.

Tatian Diaconu, von der Ausbildung her ein Militär, der seit 17 Jahren für Ceetrus arbeitet und nach und nach die Firmenhierarchie hochgeklettert ist, erklärte bei der Preisverleihung in Bukarest, dass das Reschitzaer Projekt „riskant” sei – allerdings kaum riskanter als jedes andere Projekt der „urbanen Regenerierung“. Er habe sich 2018 im Rahmen der vorjährigen Gala „Profitgeschichten made in Romania“ vom Reschitzaer Bürgermeister Ioan Popa überzeugen lassen und habe anschließend die damaligen Direktoriumsmitglieder von Ceetrus ebenfalls überzeugt: „Ich hatte 2018 das Vergnügen, bei einem Ereignis dabeizu-sein und dort das Vergnügen, von einem zielstrebigen Bürgermeister bezirzt zu werden, der mich regelrecht belagert hat“, meinte Diaconu schmunzelnd. „Dann gelangte ich nach Reschitza und sah eine Industriebrache, die dasselbe Schicksal erlebt hatte wie viele ähnliche Anlagen in ganz Rumänien: geschlossen, ausgeplündert, verkauft. Der Bürgermeister bat mich, etwas zu tun, was sehr leicht erscheint: Ihm zu helfen, die Stadt zu retten! Nun bin ich der Meinung, dass solche Aufgaben auch in die Verantwortung großer Kompanien fallen. Und nicht nur immer vor Weihnachten. Andrerseits glaube ich nicht, dass jetzt gerade wir Reschitza retten werden, aber eine Verpflichtung wahrzunehmen, um zumindest 30 Hektar inmitten einer 80.000-Einwohner-Stadt wiederzubeleben, dazu sind wir im Stande. Deshalb widme ich diesen Preis der Gemeinschaft von Reschitza.“

Tatian Diaconu ist erst seit Frühjahr 2019 im Vierer-Direktorium von Ceetrus, als Krönung seiner Laufbahn in der Firma, bei der er seit 17 Jahren tätig ist, seit seinem Masterstudium für Geschäftsmanagement in Frankreich. Zuletzt, 2018, war er Koordinator der Immobilienprojekte von Ceetrus, ein Ableger von Auchan, der in 13 Ländern tätig ist. Reschitza ist für Ceetrus das erste Projekt, wo eine Kombination von Wohnbauten und Freizeitanlagen (aber auch Bildungseinrichtungen) von Ceetrus realisiert wird. Deshalb ist man auch bei den Franzosen richtig gespannt, zu sehen, wie das Projekt in einer verarmten Stadt ankommt. So gesehen ist das Projekt Coresi in Kronstadt, das ebenfalls von Ceetrus verwirklicht wird, nur teilweise relevant aus Firmensicht. Kronstadt gilt als eine reiche Stadt. Ceetrus ist, seit Diaconu sich um die Firma kümmert, zu einem der größten Besitzer von Handelsräumen in Rumänien geworden. Zusammen mit Auchan besitzt Ceetrus 23 der 33 Hypermarkets, die heute in Rumänien existieren.