Ein problematisches Landwirtschaftsjahr

In der Jahreshauptversammlung des Landwirtschaftsvereins „Heltia“ wurden zukunftsweisende Beschlüsse gefasst

Kronstadt – Als nach der politischen Wende vom Dezember 1989 die Kollektivwirtschaften aufgelöst und durch das Bodengesetz Nr. 18/1991 erste Maßnahmen zur Rückgabe von in den kommunistischen Jahrzehnten enteignetem Grund und Boden verfügt wurden, gab das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien als neu gegründete Interessenvertretung der Rumäniendeutschen die Devise aus, unbedingt, innerhalb der gesetzlich festgelegten Frist, Restitutionsanträge zu stellen und dort, wo es kein Interesse an der privaten Bewirtschaftung der restituierten Bodenflächen geben sollte, Landwirtschaftsvereine zu gründen und den rückerstatteten Grund und Boden gemeinschaftlich zu bearbeiten. Diesen neu gegründeten Landwirtschaftsvereinen wurde nach Möglichkeit aus Auslandsspenden je ein technische Grundausstattung (Traktor, Pflug, Egge usw.) vermittelt. Unterlagen, die Mitte der 1990er Jahre aufgesetzt wurden, entnehmen wir, dass beispielsweise in Siebenbürgen aufgrund erwähnter Forumsempfehlung in 65 Ortschaften derartige „sächsische“ Landwirtschaftsvereine entstanden, die 10.207 Hektar restituierter landwirtschaftlicher Nutzfläche bewirtschafteten. In den seit damals verflossenen rund 30 Jahren haben sich die Verhältnisse auch in der Landwirtschaft wesentlich geändert. Die allermeisten der erwähnten Vereine gibt es heute nicht mehr. In vielen Fällen wurden die zusammengeführten Bodenflächen von Pächtern übernommen, die auf eigene Rechnung arbeiten und den Bodeneigentümern jährlich eine Pacht auszahlen.

Zu den sehr wenigen Landwirtschaftsvereinen, die zu Beginn der 1990er Jahre ins Leben gerufen wurden und bis zum heutigen Tag bestehen, gehört auch die Landwirtschaftsgesellschaft „Heltia“ mit dem Sitz in der Burzenländer Gemeinde Heldsdorf/Hălchiu. 1991 gegründet, hat sie Jahr für Jahr positive Geschäftsbilanzen vorweisen können. Das trifft auch auf das Geschäftsjahr 2024 zu, wie anlässlich der Heltia-Jahreshauptversammlung zu erfahren war, die letzten Samstag, am 22. Februar, stattgefunden hat.

Zu Beginn der Sitzung gab es eine Augenblick stillen Gedenkens an den ersten und langjährigen Vereinsvorsitzenden Karl Nikolaus, der im vorigen Jahr verstorben ist. Dann wurde zur Tagesordnung übergegangen, die vom Vereinsvorsitzenden Nicu Vili vorgeschlagen und einstimmig angenommen wurde. Sowohl im Rechenschaftsbericht des Verwaltungsrates, den der Heltia-Vizevorsitzende Cosmin Sîrbu verlas, als auch im Bericht der Rechnungsprüfer, den Helmar Lutsch präsentierte, wurde darauf hingewiesen, dass 2024, vor allem wegen äußerst ungünstiger Witterungsverhältnisse (Dürre), ein diffiziles, problematisches Landwirtschaftsjahr gewesen ist. Dementsprechend fiel auch der Nettoprofit wesentlich geringer als in den Vorjahren aus. Gesamteinnahmen von rund 5,2 Millionen Lei stehen in der Bilanz Gesamtausgaben von etwas mehr als 5 Millionen Lei gegen-über. Die Subventionen aus nationalen und EU-Fonds betrugen rund 1,1 Millionen Lei. Nach Besteuerung des Profits verbleibt in der Vereinskasse ein Nettogewinn von nur 153.289 Lei (rund 30.600 Euro), viel weniger als in den Vorjahren mit sehr guten Ernten. Die Vollversammlung billigte einstimmig den Vorschlag des Verwaltungsrates, den Betrag von 667.087 Lei bzw. rund 133.000 Euro (den gesamten Nettoprofit plus einen Zusatzbetrag aus zurückgelegten Reserven) als Dividenden an die mehr als 80 Vereinsmitglieder auszuzahlen.

„Heltia“ hat im vorigen Jahr 413 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche bewirtschaftet. Bei allen Kulturen, mit Ausnahme der Gerste, fiel der durchschnittliche Ertrag pro Hektar geringer aus als 2023. Hauptkultur war traditionellerweise der Weizen: Von 105 ha wurden im Durchschnitt immerhin 6,35 Tonnen/Hektar eingefahren. Von der Größe der bearbeiteten Nutzflächen her folgen die Zuckerrüben (im Durchschnitt 40,5 t/ha von 81 ha), der Raps (3,5 t/ha von 68 ha), die Kartoffeln (nahezu 21 t/ha von 59 ha), der Körnermais und die Sonnenblumen (3,57 t/ha bzw. 2 t/ha von je 33 ha), die Sojabohnen (2,12 t/ha von 25 ha) und die Gerste (6,88 t/ha von 9 ha).

Ein wichtiger Beschluss, der einstimmig gefasst wurde, betraf die Gründung einer Handelsgesellschaft (GmbH), deren alleiniger Gesellschafter die Landwirtschaftsgesellschaft „Heltia“ sein soll. Die neue GmbH wird Handelsgeschäfte abwickeln und EU-Gelder für Investitionen beantragen können, was dem aufgrund des Gesetzes Nr. 36/1991 über Landwirtschaftsgesellschaften und andere Formen der Assoziierung in der Landwirtschaft funktionierenden Heltia-Verein zurzeit nicht möglich ist.
Auf der Tagesordnung stand zuletzt auch die Wahl eines neuen Heltia-Verwaltungsrates. Neuer Heltia-Vorsitzender ist der Agraringenieur Cosmin Sîrbu, bisher Vizevorsitzender. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde Dipl.-Ing. Helmar Lutsch gewählt. Weitere Mitglieder des Verwaltungsrates sind der evangelische Ortspfarrer Danielis Mare, Alexandru Popa und der junge Agraringenieur Flavius Maxim, der erst seit Kurzem zum Heltia-Team gehört.