Hermannstadt – Die Beschlussvorlage für das räumlich, nicht aber auch von seinem gestalterisch hoch verunstaltenden Aspekt her reduzierte Neubauprojekt der Handschrift von Investor Iancu-Sebastian Boncu] für ein Stück Gartenfläche im historischen Kern von Hermannstadt/Sibiu war am Freitag vergangener Woche, dem 24. März, nach mehr als einem Jahr diesbezüglich lokal trügerischer Funkstille auf die Tagesordnung der Stadtrats-Sitzung von gestern, dem 30. März, gesetzt worden (die ADZ berichtete ausführlich am Dienstag, dem 29. März). Dem Ex-Studierenden an der Technischen Universität München (TMU), Inhaber der Handels-GmbH S.C. I-Nutrition S.R.L. für synthetische Kraftnahrungsmittel europäischer und US-amerikanischer Spitzenhersteller sowie Auftraggeber der umstrittenen Projekt-Dokumentation für einen Neubau im direkten Anschluss an den Parkplatz hinter dem Brukenthalmuseum und dem Hotel „Zum Römischen Kaiser“ dürfte das noch am Dienstag vor der auf Mittwoch angesetzten Stadtrats-Sitzung beschlossene Aufschieben der Abstimmung über sein Vorhaben nicht bekommen haben.
Obwohl die Beschlussvorlage zum betreffenden Projekt „PUZCP – Construire clădire birouri în municipiul Sibiu, str. Xenopol nr.16“ für das kulturell nicht zu rechtfertigende klobige Bürogebäude auf einem 330 Quadratmeter großen Grundstück hinter Haus Nummer 18 auf der Brukenthalgasse wei-terhin ihren Platz an Punkt 39 der Tagesordnung behielt, die vorab der ordentlichen Stadtrats-Sitzung auf der Rathaus-Homepage www.sibiu.ro zu finden war, kam es wie tags vorher angekündigt zu keiner Abstimmung über den Plan von Unternehmer und Mittdreißiger Iancu-Sebastian Boncuț. Denn Montag, am 28. März, traf sich der Stadtrats-Ausschuss für urbane Organisation und Entwicklung, die Durchführung der öffentlichen Bauarbeiten, Umweltschutz und den Erhalt architektonischer sowie historischer Baudenkmäler zur Beratung über die Neubauprojekt-Dokumentation. Im Auftrag von Investor Iancu-Sebastian Boncu] hatte Alexandru Găvozdea sie erstellt. Der Projekt-Stopp, mit dem Ersterer sich bis auf Weiteres abfinden muss, gilt folglich auch für den Vorsitzenden der Innung der Architekten Rumäniens (OAR) und Ex-Abiturienten des Samuel-von-Brukenthal-Gymnasiums Hermannstadt.
Dem erwähnten Ausschuss des Stadtrates gehören ein Mitglied der USR-PLUS-Bündnis-Fraktion und je zwei Mitglieder der PNL sowie des DFDR an, das auch den Ausschuss-Vorsitz hält. Der Entscheid vor der Vollversammlung des 23 Sitze vereinenden Stadtrates, das Abstimmen über den Projekt-Vorschlag von Iancu-Sebastian Boncuț auf unbestimmten Zeitpunkt zu vertagen, war ausschließlich einer Stellungnahme der USR-PLUS-Bündnis-Fraktion zu entnehmen, die mit vier Sitzen die politisch zweitschwächste von vier Stimmen im Rathaus stellt. Doch die von Ioan Plesciuc, Ionuț-Ciprian Ghișe, Raul-Andrei Apostoiu und Diana Mure{an gegen das Bauprojekt artikulierte Argumentation dünkt stichhaltig: es würde zu „einem gefährlichen Präzedenzfall sowohl für Hermannstadt als auch für andere Städte Rumäniens mit gut erhaltenen historischen Zentren führen. Nicht jeder freie Platz in einem historischen Zentrum muss mit Bauten besetzt werden“, geben die vier Fraktionsmitglieder zu Protokoll.
„Wir wollen kein Erstarren der Stadt in einem Museumsbild, aber die architektonische und urbane Entwicklung sollte nur betrieben werden, wo sie möglich ist. Eine generelle Studie ist diesbezüglich nicht vorgenommen worden“, heißt es in der Stellungnahme, die auch Hermannstadts seit Jahren stockendes Bewerbungsverfahren um Aufnahme in das UNESCO-Weltkulturerbe anführt. Die Stadt müsse nach Möglichkeit „entlastet, nicht verdichtet“ werden. Nicht zuletzt könnte die Umsetzung des Neubauprojekts den Investoren gar dazu verleiten, sich schließlich doch auch die privaten Gärten in direkter Nachbarschaft seines eigenen Grundstückes als Terrain für weitere kommerzielle Neubauten auszuspähen – genau so, wie er es 2020 unter erheblichem schriftlichen Widerstand von Anrainern versucht hatte. Ihm die Erlaubnis für sein Projekt zu geben, hält die USR-PLUS-Bündnis-Fraktion des Stadtrates für „einen schweren Fehler in Sachen Raumplanung“, der wegen Bebauung eines seit jeher unbebauten Grundstückes dem betreffenden Viertel „radikal“ schadete.
„Wir glauben, dass die lokale Verwaltung und der Stadtrat in der moralischen Pflicht stehen, das lokale Kulturerbe zu erhalten und zu pflegen. Außerhalb des historischen Zentrums oder an Plätzen, wo solche Bauten dem Raum Mehrwert bringen könnten, bestehen ausreichend Möglichkeiten für das Errichten von Bürogebäuden“, schlussfolgern Diana Mureșan als Fraktions-Vorsitzende und ihre politisch in das Rathaus am Großen Ring/Piața Mare gewählten Mitredenden.