Reschitza - Die Einweihung eines Kreuzwegs ist heute nichts Alltägliches, umso weniger, wenn die Initiatoren dazu ein bunt-einträchtiger Mix aus Katholiken und Orthodoxen sind, aus ausgesiedelten Alteinheimischen einer Ortschaft und aus heimisch gewordenen Neusiedlern. Wie dies in Wolfsberg/Gărâna am vergangenen Sonntag geschah, als zur Einweihung eines auf Privatintiative entstandenen Kreuzwegs fünf römisch-katholische Priester (an ihrer Spitze Domherr und Kreisdechant des Banater Berglands, der Reschitzaer Pfarrer Jószef Csaba Pál) und drei rumänisch-orthodoxe Popen aus Ortschaften an den Hängen des Semenik, aus „Fratutzendörfern“, angereist waren.
Und zahlreiche Wolfsberger und Weidenthaler, die 1990-1992 fluchtartig Wolfsberg und Weidenthal verlassen haben, um nun „in die alte Heimat“ zum einzigartigen religiösen Ereignis zurückzureisen, neben „Luftschnappern“ (wie seit den 1920er Jahren die Wochenendtouristen in den Deutschböhmendörfern in 1000 Meter Seehöhe heißen), Pilgerschaften aus rumänischen Ortschaften (vorwiegend Slatina Timiş und die Ex-Deutschböhmenortschaft Alt-Sadowa/Sadova Veche) und sogar einer Besuchergruppe aus Gotha sowie Nonnen des Klosters Karansebesch. Und vielen Neusiedlern oder Besitzern von Wochenendhäusern, die als Nach-Siedler oder Wochenendler heute in Wolfsberg leben.
Aus einer Freundschaftsbeziehung zwischen einer alteingesessenen Deutschböhmenfamilie – Winterberger, römisch-katholisch – und den heutigen Pflegern von deren Haus in Wolfsberg, der Familie Duca (rumänisch-orthodox, aus Reschitza) kam die Idee, auf dem Kasernhügel jenseits des Wolfsbachs in den 1990er Jahren ein Kreuz aufzustellen. Das weihte 1997 noch der letzte römisch-katholische Pfarrer von Wolfsberg, Eduard Kandler. Und bei jener Kreuzweihe kam den Freunden Sepp (Winterberger) und Luci(an) (Duca) und ihren Familien die Idee, vom Gässchen hinterm Pfarrhaus bis zum gegenüberliegenden Hügel einen 1,9 Kilometer langen – recht anstrengenden – Kreuzweg zu errichten, „bei leeren Taschen“, wie Lucian Duca betont. Mit Durchhaltevermögen und Ausdauer sammelten sie Geld und es formte sich der Plan zum Kreuzweg aufgrund einer religionsübergreifenden Privatinitiative. Martina, die inzwischen verheiratete Tochter Josef Winterbergers formulierte das am Sonntag so: „Dieser Kreuzweg soll auch ein Sinnbild für das Zusammenleben von katholischen und orthodoxen Christen sein, wie es heute schon in Wolfsberg im Alltag gelebt wird.“
Neben der beeindruckenden Schönheit der Landschaft soll die Vis Crucis von Wolfsberg „jeden einladen und berühren, der nach Ruhe und Einhalt sucht. Ihn gehen heißt, in sich gehen, für schlechte Zeiten vorsorgen, erkennen, dass immer ein Licht am Ende des Tunnels ist. (...) Es ist einer der 6,5 Milliarden individuellen Kreuzwege der Menschheit“, sagte die Mitinitiatorin. Alle Spender, die von Sepp Winterberger und Luci Duca gewonnen werden konnten, werden am Anfang des Kreuzwegs auf einer Messingtafel vermerkt. Dort sollen auch die späteren Spender noch verzeichnet werden
Kreisdechant Jószef Csaba Pál wählte in seiner Predigt zu dieser heute ungewöhnlichen christlichen Tat das Gleichnis von der Hochzeit in Kanaa und deutete es als Gleichnis des mit Gottes Segen unendlich und mit Überfluss Schenkenden. Luci Duca, auf den und seine Frau Camelia (und ihre gemeinsam geführte Kulturgesellschaft „Metarsis“) als Hiesige die Hauptlast der organisatorischen Kleinarbeit gefallen war, erzählte privat, wie sie bei den vielen Künstlern abgeblitzt sind, die alljährlich in immer größerer Zahl in Wolfsberg Aufenthalt nehmen „und die beim Zuhören sofort die Dollars klimpern hörten, statt christliche Gedanken aufkommen zu lassen und die einmalige Chance zu realisieren, hier in Wolfsberg etwas zu verwirklichen, was, wie der Kreuzweg Gabriel Popas in der Fackelmann-Kirche in Orschowa, höchstes Niveau erreichen könnte.“