Temeswar - Seit Jahren befinden sich die beiden Temeswarer Randgemeinden Jahrmarkt/Giarmata und Giroda/Ghiroda, die Ortschaften sind etwa 17 Kilometer voneinander entfernt, im Streit wegen Gebietsansprüchen.
Seit einigen Monaten laufen beim Temeswarer Amtsgericht auch zwei Prozesse betreffend das jeweilige Verwaltungsgebiet der Gemeinden. Die Klägerin, die Gemeindeverwaltung der ehemaligen banatschwäbischen Gemeinde Jahrmarkt, fünf Kilometer von Temeswar/Timişoara entfernt, beansprucht von der Nachbargemeinde Giroda Hunderte Hektar als ihr rechtmäßiges Eigentum. Auf dem Spiel steht eigentlich sehr viel Geld, denn auf dem beanspruchten Gebiet befindet sich der größte Flughafen der Westregion, der Temeswarer internationale Flughafen „Traian Vuia“, das Wohnbauviertel Aeroport und nicht zuletzt eine gesamte Ortschaft, das seit Jahren zu der Gemeinde Giroda gehörende Dorf Überland/ Giarmata Vii.
Im zweiten Prozess beansprucht die Gemeinde Jahrmarkt weitere 11.000 Quadratmeter vom derzeitigen Gemeindegebiet von Giroda. Was steckt dahinter? Dieses beanspruchte Gebiet der Gemeinde Giroda hat in letzter Zeit stark an wirtschaftlicher Bedeutung wie auch als eine der bevorzugten neuen Wohnbauzonen der Kreishauptstadt Temeswar gewonnen, sodass jährlich daraus große Summen und allein in den Haushaltssäckel der Gemeinde Giroda fließen. Der Bodenpreis ist zudem in dieser Zone stark angestiegen und befindet sich weiterhin unaufhaltsam im Anstieg. Die Gemeindeverwaltung Giroda hätte mit allen Nachbargemeinden des Kreises die Protokolle betreffend die territoriale und Verwaltungsorganisierung gemäß des Gesetzes Nr. 2/1968 unterzeichnet, die Gemeindeverwaltung Jahrmarkt hätte damals dieses Dokument nicht unterzeichnet.
Vasile Dorel Cădariu, Bürgermeister von Giroda, befindet, dass die Lokalverwaltung Jahrmarkt sich in ihren Klagen vor Gericht auf die Lage und den Stand aus dem Jahr 1945 beruft.
Die Gemeinde Jahrmarkt (eingemeindet das Dorf Cerneteaz) verwaltet derzeit ein Gebiet von 71,50 Quadratkilometern und zählt zirka 6500 Einwohner. Die Gemeinde Giroda (eingemeindet das Dorf Überland) verwaltet ein Gemeindegebiet von 34,13 Quadratkilometern und hat eine Einwohnerzahl von 5800 Personen. Wenn Jahrmarkt immer schon zu den blühendsten und wohlhabendsten banatschwäbischen Gemeinden gehörte (heute leben hier nach der Auswanderungswelle nur mehr einige ältere Personen deutscher Herkunft), haben auch Giroda und Überland trotz der rumänischen Mehrheitsbevölkerung stets auch deutsche Einwohner gehabt.
Es sind im Banat nicht die einzigen Prozesse zwischen Nachbargemeinden. Seit Jahren laufen, trotz der zahlreichen Schlichtungsversuche der Temescher Präfektur, etwa 26 Prozesse zwischen Nachbargemeinden aus dem Landeskreis Temesch, alle ausschließlich wegen beiderseitigen Gebietsansprüchen, so u.a. zwischen Tschakowa und Wojteg, Detta und Denta, Triebswetter/Tomnatic und Gottlob, Jahrmarkt und Sanktandres/Sânandrei, Jahrmarkt und Dumbrăviţa, Paratz/Parţa und Neupetsch/Peciu Nou, Orzidorf/Oţişoara und Knes/Satchinez. Einer dieser Prozesse könnte auch die derzeitige Grenze zwischen den Kreisen Temesch und Arad neuzeichnen bzw. der Prozess zwischen der Gemeinde Secaş (Kreis Temesch) und der Arader Gemeinde Şistarovăţ.