Eine traurige Nachricht erreichte Anfang August die deutsche Gemeinschaft in Arad und nicht nur: Manfred Engelmann, Gründungsmitglied der Arbeitskreise Banat-JA Deutschland und Rumänien und ein langjähriger Förderer des Banats in Deutschland ist am 2. August in Deutschland verstorben.
Manfred Engelmann, geboren am 2. Juli 1956 in Perjamosch/Periam, war der Sohn des Lehrers Franz Engelmann und der Lehrerin Anna Engelmann (geb. Krummenacker). Er war verheiratet und hat zwei Kinder. Sein älterer Bruder ist der Lyriker Uwe Erwin Engelmann.
Nach der Grundschule in seinem Geburtsort besuchte er das Nikolaus-Lenau-Lyzeum in Temeswar/Timișoara. 1973 siedelte er in die Bundesrepublik Deutschland über, wo er an einem Gymnasium in Siegen Abitur machte. Danach absolvierte er ein Studium der Germanistik, Geographie und Erziehungswissenschaft an der Universität Bonn mit dem 1. Staatsexamen 1983 und dem Magister 1984. Es folgte ein Promotionsstudiengang über die Mundart von Saderlach/Zădăreni im Banat.
Nach der Tätigkeit am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Bonn initiierte er als Bundeskulturreferent der Landsmannschaft der Banater Schwaben, wie auch als Projetleiter beim West-Ost Kulturwerk e.V., aber auch als Wirtschaftsberater zuletzt, sehr viele Projekte. Es ging ihm in erster Linie um den Erhalt und die Förderung der deutschen Sprache, Kultur und des Brauchtums im Banat, als er zum Beispiel unter anderem zur Wiederbelebung der Kirchweihfeste in Wolfsberg, Perjamosch usw. beitrug, zur Neugründung von banatschwäbischen Tanzgruppen, zur Veranstaltung von Symposien und Werkstätten zu Themen wie „Deutsche Sprache und Geschichte“ oder „Deutsche Sitten und Bräuche“. Er trug in großem Maße zur Förderung der deutschsprachigen Jugend in Südost- und Osteuropa bei, indem er deutschsprachige Jugendvereine gründete, so 1987 den Arbeitskreis Banat-JA Deutschland und 1991 den Arbeitskreis Banat-JA Rumänien. Unter dem Titel „Miteinander“ organisierte er Tagungen und Jugendkonferenzen unter der Teilnahme zahlreicher deutschsprachiger Jugendvereine aus West-, Ost- und Südosteuropa (Dänemark, Belgien, Polen, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Russland, Republik Moldau, Kasachstan, Kirgisien, u.a.). Viele der Vereine sind noch heute aktiv, viele Veranstaltungen und Treffen finden auch heute noch statt.
Sein Engagement zur Förderung der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Kennenlernens der Jugendlichen, die den verschiedenen Banater Minderheiten angehören, ließ sich sehen, als unter seinem Mitwirken viele gemeinsame Projekte und das Arader Trachtenfest mit allen Minderheiten, heute eine Traditionsveranstaltung der Stadt Arad, ins Leben gerufen wurden. Durch die Mit-Organisation von Ausstellungen und Lesungen in Deutschland und Rumänien machte er sich für die Förderung Banater Künstler und Schriftsteller stark. Das ihm so am Herzen liegende Banat machte er in Deutschland sowohl kulturell, als auch wirtschaftlich bekannt. Er organisierte die rumänischen Wirtschaftstage in Deutschland und die deutschen Wirtschaftstage in Rumänien in Zusammenarbeit mit verschiedenen internationalen Handelskammern, er unterstützte deutsche Unternehmen bei der Gründung von Niederlassungen in Rumänien und war Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender, zuletzt Ehrenvorsitzender, des Deutsch-Rumänischen Wirtschaftsvereins Arad.
Seine Liebe für die deutsche Mundart wurde u.a. dadurch sichtbar, dass er gelegentlich auch für die Pipatsch-Seite der BZ schrieb und seine Beiträge als „Marasch Path“ unterzeichnete. Zahlreiche Veröffentlichungen in Text und Bild tragen seine Unterschrift: „Studien zur Mundart von Perjamosch“ (Uni Bonn 1982), „Banater Bilder – Land und Leute“ (1988), „Banater Künstler in der Bundesrepublik Deutschland“ und „Temeswar – Symbol der Freiheit“ (1992). Als begeisterter Fotograf besaß er eine umfangreiche Diasammlung mit dem Titel „Südosteuropa“.
Außerdem war er leidenschaftlicher Handballspieler.
Manfred Engelmann war ein Visionär im Bereich „lebendige Brücken bauen“ und „Völkerverständigung“, sein Motto war „Miteinander und gemeinsam“. Er war fest davon überzeugt, dass wir nur so unsere Identität behalten und gleichzeitig friedlich miteinander leben, uns gegenseitig verstehen und akzeptieren können. Möge er in Frieden ruhen!