Ein Warnsignal aus dem Gaststättenwesen

Temeswar (ADZ) - Die Vorsitzende der Temeswarer Vereinigung der Hotellerie und Gastronomie (HORETIM), Corina Macri, hat harte Kritik an der Stadtverwaltung ausgeübt. Die Entwicklung im Tourismusbereich verlaufe äußerst schlecht, man könne weiterhin von Temeswar als touristischem Reiseziel nicht sprechen. Die Covid-19-Pandemie habe natürlich die Lage noch einmal verschlechtert, das Bürgermeisteramt habe nur durch Untätigkeit geglänzt. Der Sommer, der nun zu Ende gehe, war einer der Superlative für den einheimischen Tourismus, zahlreiche Städte, auch kleinere, hätten massenweise Touristen angezogen, natürlich aus dem Inland. In Temeswar habe sich der Fremdenverkehr bis zum Ausbruch der Pandemie hauptsächlich auf Geschäftsreisende gestützt, seit diese wegblieben, sitze man verwirrt da und wisse nicht, was zu tun, sagte Macri.

Seit Jahren führe die Unternehmervereinigung HORETIM Gespräche mit der Stadtverwaltung, auch habe man Fachleute aus dem touristisch erfolgreichen Großwardein/Oradea herangezogen, um zu klären, wie eine Beherbergungstaxe zu erheben sei. Die Stadt habe letztendlich darauf verzichtet, weil es hieß, dass nach Temeswar sowieso nur Geschäftsreisende kommen und keine Urlauber. Aber man hätte die Taxe behalten und mit dem Geld das Reiseziel Temeswar vermarkten müssen. Nun stelle man fest, dass von Freitag bis Montag die Innenstadt leergefegt sei und sich kaum ein Tourist zeigt. Man stoße sich nicht daran, dass die Temeswarer am Wochenende verreisen, das sollen sie natürlich. Ärgerlich sei nur, dass keine Bukarester, Klausenburger, Hermannstädter herkommen. Hätte man aber früher das Reiseziel Temeswar auch im Inland vermarktet, wäre die Lage nun eine völlig andere, so Macri weiter. In Großwardein, Hermannstadt/Sibiu, Klausenburg/Cluj-Napoca, aber auch in kleineren Städten Siebenbürgens hätte es in diesem Sommer schon Touristen gegeben, das Gaststättenwesen habe irgendwie überleben können. In Temeswar allerdings stehen nun viele Betriebe vor dem Aus, die Stadtverwaltung scheine sich gar nicht darum zu kümmern.

Dass die Stadt erst 2023 den Titel einer Europäischen Kulturhauptstadt tragen werde, sei einerseits schlecht, weil die Betreiber von Hotels und Restaurants mit höheren Touristenströmen gerechnet und entsprechend auch mehr Geld investiert hätten. Andererseits sei für jeden klar, dass die Stadt unvorbereitet ist, so dass die zusätzliche Zeit bis 2023 willkommen sei. Der HORETIM-Verein vermisse eine klare, umsetzbare Strategie der Stadtverwaltung, sagte Macri. Auch könnte die Kommunikation zwischen Wirtschaft und Verwaltung deutlich verbessert werden, man vermisse gut vorbereitete, sachkundige und interessierte Gesprächspartner im Rathaus. Man habe mehrmals die volle Bereitschaft bekundet, mit der Stadt zusammenzuarbeiten, doch das Problem müsse man gemeinsam stemmen, Hotel- oder Restaurantbetreiber könnten nicht selbst auch noch für die Stadtwerbung aufkommen, dies sei überall auf der Welt Aufgabe der Kommunalbehörden.

Dann brauche die Stadt angemessene Events. Egal ob im Kunst-, Kultur-, Musik- oder Sportbereich, Hauptsache es gäbe Veranstaltungen, die Leute nach Temeswar ziehen. Jeder, der herkomme, lasse auch Geld da. Man müsse Events veranstalten und die Werbetrommel rühren, aber als Inhaberin eines Hotels und eines Restaurants sowie als HORETIM-Vorsitzende könne sich Macri nur mit Ideen einbringen. Die Planung und Durchführung eines Eventkalenders obliege der Stadt, doch der Mangel an klugen Köpfen in der Verwaltung sei erschütternd.