Reschitza/Temeswar – Der Reschitzaer Bürgermeister Ioan Popa nahm vergangene Woche an einer Tagung des Kreisrats Temesch teil, um vor Ort und direkt für den Verkauf bzw. das Abtreten des Temescher Anteils an einem verhältnismäßig kleinen Grundstück (ein Drittel von knapp fünf Hektar) zu plädieren, das einer längst pleitegegangenen Gesellschaft gehört, der Skilift Semenic SRL, die zu gleichen Teilen von den Kreisräten Temesch und Karasch-Severin und dem Gemeinderat Franzdorf/Văliug gehalten wird. Der Kreisrat Karasch-Severin, die Stadt Reschitza und die Gemeinde Franzdorf brauchen diesen Anteil, um an eine Finanzierung herankommen zu können für die Skidomäne Semenik (ADZ/BZ berichteten). Die Stadt Reschitza ist neben dem Kreisrat Karasch-Severin und der Gemeinde Franzdorf der dritte Partner im Projekt Skidomäne. Sie wäre bereit, vom Kreisrat Temesch dessen Anteil am Grundstück zu kaufen, war die Botschaft des Reschitzaer Bürgermeisters, weil das Projekt nur finanziert wird, wenn das Grundstück, auf dem es realisiert wird, voll und ganz in den Händen der Realisierer liegt.
Was eigentlich einfach klingt, die Zustimmung für den Verkauf eines Grundstücks zu geben, das ohne Realisierung des anvisierten Projekts praktisch wertlos ist (es war seinerzeit dem Kreisrat Temesch vom Kreisrats Karasch-Severin unter Sorin Frunzăverde abgetreten worden als Gegenwert für die Übernahme der Kosten der Montage des Skilifts – 745.000 Lei –, den Ende der 1990er Jahre das österreichische Bundesland Salzburg dem Banater Bergland geschenkt hatte), erwies sich für die Kreisratsmitglieder von Temesch als Thema von ausgiebigen Pro- und Kontra-Diskussionen, die weitaus mehr als eine Stunde dauerten, wo auch davon die Rede war, wer durch dieses Geschäft wen übers Ohr haut, dass man sich aus einem zukunftsverheißenden Geschäft nie und nimmer zurückziehe (Replik des Reschitzaer Bürgermeisters: „Und wenn ihr euch nicht zurückzieht durch Verkauf, kommt das `Geschäft´ nicht zustande und das Grundstück ist gar nichts mehr wert!“), es kam zu Beleidigungen der „Reichen“ aus Temesch gegenüber den „Armen“ aus dem Banater Bergland. Der Reschitzaer Bürgermeister, der schon seit Jahrzehnten am Ausbau der Skidomäne Semenik arbeitet, gab allerhand Details zum Besten – auch, warum das Projekt Skilift scheiterte (weil er keine Genehmigung für die Montage von Schneekanonen zu erhalten vermochte), sodass vom Skilift heute nur noch der Schrottwert übrig sei. Popa gab auch zu, dass er ohne den Temescher Anteil keine Finanzierung bekommen kann, so dass letztendlich alle Überlegungen wegen Wert und Unwert des Grundstücks für die Katz seien. Schlussfolgerung eines stur gegen den Verkauf plädierenden Temescher Kreisrats: der „größere Bruder“ muss nicht auch gleich „dumm“ sein! Zudem zogen viele der Temescher Kreisräte die Erfahrung des relativ jungen Bürgermeisters von Reschitza in Zweifel – was als Ton auch jedes mal aufkommt, wenn vom Schnellzugprojekt Temeswar – Reschitza die Rede ist, wo Reschitza und sein Bürgermeister die treibende Kraft und Projektleiter sind.
Letztendlich hatten zwei der 34 anwesenden Temescher Kreisräte sich davongeschlichen und bei der Abstimmung über den Verkauf gab es – bis auf die Gegenstimme des „größeren Bruders“ – Einstimmigkeit, mit 31 Ja-Stimmen und einer Gegenstimme. Nun müssen bei ANEVAR akkreditierte Evaluatoren den Realwert des Grundstücks schätzen und danach wird konkret verhandelt. Bürgermeister Popa möchte die zu zahlende Summe am liebsten in Raten begleichen, ist aber auch gewillt, einen Kredit aufzunehmen, wenn Temesch zuletzt die ganze Kaufsumme partout auf einmal möchte – wie es sich in den bisherigen Diskussionen abgezeichnet hat.