Hermannstadt - Eine sehr große Familie versteckt sich hinter einem Betonzaun im Zentrum der Gemeinde Orlat. Eine Familie, in der nur die wenigsten Mitglieder miteinander verwandt sind. Im Orlater Kinderheim leben zurzeit 96 Kinder im Alter zwischen zwei und 17 Jahren.
Am Montagvormittag besuchten Carmen Nicula, Leiterin der Abteilung für internationale Beziehungen im Hermannstädter Rathaus, und Ioana Dăncăneţ von der Abteilung Entwicklung und Förderung in Bereichen Kultur und Tourismus das Kinderheim. Die beiden Rathausmittarbeiterinnen sollten überprüfen, ob die Verwendung einer Geldspende aus Deutschland entsprechend den Wünschen des Spenders gewesen ist.
Vor einiger Zeit hatte Heinz Sperlich beim Rathaus von Hermannstadt/Sibiu nachgefragt, welche soziale Einrichtung einer zusätzlichen Unterstützung bedürfe. Das soziale Engagement von Sperlich kennend, riet Carmen Nicula ihm, das Orlater Kinderheim anzusehen. Der erste Besuch erfolgte im Dezember des vorigen Jahres. Das Heim bekam neue Bettwäsche sowie eine Gefriertruhe und jeder der Zöglinge ein großes Weihnachtspaket. Die darin enthaltenen Plüschspielzeuge nehmen auch jetzt einen Ehrenplatz auf den zahlreichen Betten ein.
Ein weiterer Wunsch der Leitung des Kinderheims war die Erweiterung des Spielplatzes. Doch sind die europäischen Normen für Kinderspielplatzgeräte, genau wie deren Preis, sehr hoch. Da kam der Förderer Sperlich wieder ins Spiel. Durch seine finanzielle Hilfe und mit der technischen Unterstützung des Hermannstädter Rathauses erfreuen sich besonders die jüngeren Heimbewohner einer neuen Rutsche, eines Karussells sowie der Schaukeln. Die Rathausmitarbeiterinnen Nicula und Dăncăneţ können getrost einen positiven Bericht über die Verwendung von 4700 Euro nach Deutschland schicken.
„Leider sind wir, wie auch die anderen Kinderheime in Rumänien, auf die Unterstützung von Förderern, wie Heinz Sperlich, angewiesen“, erklärte die Leiterin des Kinderheims Daniela Neguţ. Die Standardkosten pro Kind betragen 20.653 Lei pro Jahr. „Es scheint eine große Summe zu sein, doch darin sind alle Nebenkosten sowie die Gehälter des Personals enthalten“, fügte Neguţ hinzu. Am Ende des Jahres bleiben keine Mittel für Investitionen. Zum Glück gibt es die Unterstützer aus dem Ausland. Ein Teil des Kinderheims wurde mit finanzieller Hilfe aus Norwegen und Deutschland wärmeisoliert. Weitere Sponsoren aus dem Land decken die zusätzlichen Transportkosten. Eine große Hilfe bietet auch die Stiftung „Inima pentru inima“, die für das Heim zwölf italienische und zwei rumänische freiwillige Mitarbeiter besorgt hat.
„Einen Sportplatz hätten wir gerne. Genug Platz dafür haben wir. Nur mit den Mitteln happert es“, erläuterte Neguţ die weiteren Pläne für das Heim. Auch die Kantine muss wärmeisoliert werden. Wenn es dem Staat nicht möglich ist, dies zu finanzieren, finden sich bestimmt andere „gute Herzen“, die dabei helfen.