Reschitza - In den Niederschriften der abgehörten Telefongespräche des für 30 Tage in Temeswar in U-Haft einsitzenden Karasch-Severiner Vizepräsidenten des Kreisrats, Ionesie Ghiorghioni – die auf nicht ganz klaren Wegen, neuerlich, einigen Medien zugespielt wurden – taucht mehrere Mal dessen Hinweis auf, dass „Politik nicht ohne Ausgaben zu machen” sei, was suggerieren soll, dass Ghiorghioni von den Unmengen an Schmiergeld, das er laut DNA-Staatsanwaltschaft seit 2013 kassiert hat, auch etwas seiner Partei, der PNL, hat zukommen lassen..
Dem widerspricht kategorisch der Karansebescher Bürgermeister Ion Marcel Vela, der Kreischef der PNL und PNL-Vizepräsident auf Landesebene: „Es handelt sich um eindeutig verlogene Aussagen Ghiorghionis. Und der war Mitglied der PNL eher mit dem Namen und beim Einfordern von Rechten, nicht aber mit den Verpflichtungen. Zum Beweis: seit mehr als zweieinhalb Jahren hat er nicht einmal seinen Mitgliedsbeitrag bezahlt. Wir hingegen bezahlen regelmäßig die Miete für das Haus, das er uns in Karansebesch zur Verfügung gestellt hat, um als Parteilokal zu dienen. Irgendwelches Sponsoring oder Schenkungen an die PNL hat er nie gemacht, weder als natürliche Person, noch durch irgendwelche seiner Firmen, das kann der Schatzmeister unserer Partei jederzeit bestätigen. Kommentare zu seiner juristischen Lage mache ich keine: ich bin überzeugt, die Justiz wird da schon Gerechtigkeit schaffen.”
Dass es ein Bewusstsein der Illegalität bei Ionesie Ghiorghioni und seinem Neffen Cosmin gegeben haben muss, dafür spricht der Aufwand, mit dem sein Neffe aus dem Kreisrat samt dem Schmiergeld, mit dem er gerade in flagranti erwischt wurde, flüchtete um schließlich mittels mehrerer Polizeiwagen verfolgt und nach einer ziemlich wilden Verfolgungsjagd gestellt zu werden.
Komplizierter als bei Ghiorghioni, der allgemein bekannt und auch belächelt war für seine Simplizität und – wie sich jetzt bei den strafrechtlichen Untersuchungen herausstellt – Habgier, ist die Lage seines Chefs, Kreisratspräsident Sorin Frunzăverde. Das erste, was seine Sprecherin Camelia Şuşco beim Auftauchen der maskierten DNA-Leute in seinem Büro im Kreisrat erklärte, war, dass es sich um eine causa handelt, die mit der des Vizepräsidenten, der in flagranti erwischt worden war bei der Annahme von 20.000 Lei Schmiergeld (was 10 Prozent eines einem Unternehmer zugeschanzten Auftrags des Kreisrats ausgemacht haben soll) überhaupt nichts zu tun habe. Im Falle Frunzăverde hatten die DNA-Staatsanwälte auch nicht dessen persönliche Anwesenheit bei den Durchsuchungen seiner Villa, des Büros im Kreisratsgebäude und der Handelskammer gefordert – wie im Falle Ghiorghioni geschehen -, sondern die von ihm ernannter Zeugen, die mehr oder weniger zufällig damit von Frunz²verde beauftragt wurden. Camelia Şuşco knapp: „Es geht um Vorfälle vom Herbst 2014.”
Etwas befremdlich bleibt, dass bei einer „eindeutig politisch motivierten Aktion” (wie sie Frunzăverde umgehend aus Herkulesbad/Băile Herculane, wo er sich bei einer Tagung mit Bürgermeistern befand, abstempelte) aus seiner Villa (!!) zwei Pappkartons voller Dokumente und zwei weitere aus seinem Büro im Kreisrat beschlagnahmt und abtransportiert wurden.
Fakt ist, so Frunzăverde, „dass ich ins Visier der DNA geraten bin wegen etwas, wofür mich die PNL intern im vergangenen Jahr heftig kritisiert hat. Die PNL vertrat nämlich die Meinung, dass ich mich in den Präsidentschaftswahlkampf von Klaus Johannis nicht ausreichend impliziert habe, die DNA beschuldigt mich, in diesem Wahlkampf ´Bürgermeister bedrängt und auch erpresst zu haben, die Wählerschaft ihrer Ortschaften zu bewegen, für Johannis zu stimmen`, während wir im Karasch-Severin im zweiten Wahlgang unter den schwächeren Johannis-Wählern landeten und während ich über das Mittel, das man mir als Erpressungsmöglichkeit ankreidet, die Geldzuteilung an die Kommunen, seit dem vergangenen Jahr gar nicht mehr verfüge, weil sich die Gesetze geändert haben. Und zum dritten: wenn mir im vergangenen Herbst 20 Bürgermeister fahnenflüchtig geworden sind, wer hat dann wen in die Quetsche genommen?”