Reschitza – Die Beschlussvorlage für die nötigen Enteignungen im Inte-resse der Allgemeinheit hat Bürgermeister Ioan Popa seinen Ratsherrn vorgelegt. Auch das Begründungspapier trägt seine Unterschrift – obwohl Popa in der laufenden Legislaturperiode dank überwältigender Mehrheit der PNL-Ratsherrn im Stadtrat überhaupt noch nie Probleme hatte, etwas durch den Stadtrat durchzusetzen, das er – und die Stadtleitung – für nötig hält. Das geht soweit, dass es in Reschitza bereits heißt, dieser Stadtrat sei eine Versammlung von Abnickern der Ideen des Bürgermeisters.
Diesmal ging es um eine Verbindungsstraße, die aus dem Țerova-Tal zum ehemaligen Industriestandort Mociur, heute eine Industriebrache, führt, wo die eigentliche Neustadt von Reschitza entsteht. Die Straße ist nötig für das künftige Wohn- und Freizeitviertel, das hauptsächlich von der Immobiliensparte des französischen Handelsriesen Auchan gebaut wird. Das ziemlich pompös „Realisierung der Straßenverbindung zwischen der Hauptverkehrsader von Reschitza und dem Industriepark sowie der Zone für urbane Regenerierung Mociur“ betitelte Projekt ist doppelt nötig. Einerseits für den im Projekttitel genannten Zweck – dafür aber herrscht noch keine Dringlichkeit – andererseits als Alternativroute für den gesamten Verkehr durch die Stadt, vor allem für den Durchgangsverkehr aus Richtung Temeswar und aus Bukarest/Siebenbürgen/Karansebesch in Richtung Stadtzentrum/Verwaltungszentrum und Banater Bergwelt. Und das ist wegen dem Fortschreiten der Straßenbahn-Bauarbeiten durch die Firma PORR Construct dringend, weil bald große Teile der Hauptverkehrsader auf Zeit nicht mehr benutzbar sein werden.
„Verstaatlichung“/„Enteignung“ klingt sehr drastisch und erinnert an Zeiten, als das gang und gäbe war, um alles Privatvermögen „dem Volk zuzueignen“ (???). Im Wirklichkeit handelt es sich um 196 Quadratmeter, die genau auf der Trasse der künftigen Straße liegen und nicht umgangen werden können. Und der Schätzwert der Grundstücksexperten, 5037 Euro, ist recht großzügig. Zudem ist diese Enteignung nur die Fortsetzung bereits früher getätigter Enteignungen zum selben Zweck, werden dort doch sowohl die entsprechenden Aufschlussarbeiten (durch Tiefbau) durchgeführt, als auch die Anlagen für die öffentliche Beleuchtung, die Fahrradwege usw.
Das im Entstehen begriffene Ensemble von Wohn- und Freizeitanlagen, inclusive ein Aquapark, entsteht in etwa zwei Kilometer Entfernung vom Verwaltungszentrum, flussab der Bersau, an deren rechtem Ufer, und wird begrenzt vom Boulevard Revolu]ia din Decembrie, der Mociur-Straße, der Fântânilor-Straße und der Țerovei-Straße und ist als urbanistisches Ganzes gedacht, indem es mit zahlreichen Brücken (über die Bersau und über den Țerova-Bach) mit der Reststadt verbunden wird. Es wird hauptsächlich eine „Spaziergänger- und Radfahrerstadt“, heißt es in der Beschreibung derer, die am Entwurf (noch) arbeiten.