Temeswar (ADZ) – Die Entscheidung des ehemaligen Wiener Staatsoperndirektors Ioan Holender, den Ehrenvorsitz des Temeswarer Kulturhauptstadt-Vereins niederzulegen, habe ihn traurig gestimmt, er könne sie jedoch nachvollziehen, so Bürgermeister Nicolae Robu am Dienstag gegenüber der Temeswarer Lokalpresse. Man hätte mit einer der größten Kulturpersönlichkeiten Temeswars nicht derart umgehen dürfen, man habe Holender ignoriert und beleidigt. Dies gehe aus seiner Botschaft hervor, setzte Robu fort. Am Montag hatte Holender in einem Brief an die Leitung des Kulturhauptstadt-Vereins seinen Rücktritt erklärt und Vorwürfe gegen diese erhoben. Wie die ADZ berichtete, schrieb Holender, dass man führende Intellektuelle der Stadt ausgeschlossen und einen schwedischen Staatsbürger als künstlerischen Leiter angestellt habe, der weder Temeswar noch die rumänische Sprache kenne.
Der Bürgermeister wolle nun auf Holender zugehen, mit ihm sprechen und ihn einladen, sich weiterhin am Temeswarer Kulturleben zu beteiligen. Die Stadt dürfe nicht auf Holender verzichten, sie müsse ihm in erster Linie den nötigen Respekt erweisen. Man habe jedoch auch die Pflicht, sich die Erfahrung und die Kenntnisse Ioan Holenders zu Nutze zu machen, da er stets seinen Wunsch beteuert habe, der Stadt zu dienen. Robu räumte jedoch auch eine gewisse Schuld seinerseits ein, er habe nie verfolgt, ob Ioan Holender am Kulturleben der Stadt und auch an der Tätigkeit des Kulturhauptstadt-Vereins entsprechend beteiligt war. Dies hätte er machen müssen, schlussfolgerte der Bürgermeister.
Was das Kulturhauptstadtjahr anbelangt, sagte Nicolae Robu, normalerweise müsse er 2021 die Stadt verwalten, schließlich sei der Erfolg auf seine Arbeit zurückzuführen. Außerdem hätte man allein ihn zur Verantwortung gezogen, wenn die Stadt im Jahre 2016 den Titel nicht bekommen hätte. Und weil er auch die Finanzierung und das gute Gelingen des Projektes sicherzustellen habe, sei es natürlich angebracht, dass er auch 2021 das Amt des Bürgermeisters bekleidet. Es werden letztendlich die Wähler bestimmen, wer Bürgermeister sein wird, er selbst habe noch nicht beschlossen, ob er 2020 wieder zur Verfügung stehen und kandidieren werde.
Im Prinzip gehe er jedoch von einer erneuten Kandidatur aus, sagte der PNL-Bürgermeister. Nicolae Robu, ehemaliger Rektor der Technischen Universität und Senator im Parlament Rumäniens, konnte sich 2012 gegen Adrian Orza, dem Ziehkind Gheorghe Ciuhandus, eindeutig behaupten. Damals erlangte er 49,76 Prozent der Stimmen, 55.422 Temeswarer stimmten für ihn. 2016 kam er auf 52,9 Prozent, aufgrund einer niedrigeren Wahlbeteiligung wählten ihn jedoch nur 41.531 Bürger für eine zweite Amtszeit an der Spitze der Temeswarer Kommunalverwaltung.